Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
trocken knisterndes Surren im Kopf, wie das Prasseln eines abgerissenen Stromkabels im Regen, das gleiche Geräusch, das ich gehört hatte, als ich aus dem Iberia General nach Hause gekommen war, bis über beide Ohren mit Schmerzmitteln vollgepumpt.
Helen parkte den Streifenwagen und schaute mich an. Mein Gehstock und zwei abgesägte Remington-Vorderschaftrepetierer Kaliber 12 lehnten zwischen uns am Vordersitz.
»Macht dir irgendwas zu schaffen?«, fragte sie.
»Dieser Einsatz ist dumm. Einen Joe Zeroski fordert man nicht heraus.«
»Vielleicht solltest du das dem Skipper sagen.«
»Hab ich schon. Reine Zeitverschwendung«, sagte ich.
»Versuch es zu genießen. Komm schon, Streak, jetzt geht’s rund, raff dich auf«, sagte sie und öffnete die Tür.
Ich stieg aus, hatte in der einen Hand den Stock und in der anderen eine Flinte, die ich über die Schulter legte. Der Sheriff, drei Zivilfahnder, mindestens zehn Deputy-Sheriffs in Uniform und ein Dutzend Stadtpolizisten kamen auf mich zu. Der Wind hatte aufgefrischt und wirbelte das Eichenlaub über die Zufahrt.
»Haben Sie einen Moment Zeit, Skipper?«, sagte ich.
»Was gibt’s?«, fragte er, den Blick auf die Cottages am Ende des Wegs gerichtet. Ein Megaphon hing an seinem rechten Handgelenk.
»Lassen Sie mich mit Joe reden.«
»Nein.«
»Ist das alles?«
»Halten Sie sich an die Vorgaben, Dave.«
Mein Blick wanderte über die Polizistenschar hinweg und fiel auf einen Mann mit aschblonden Haaren, Jeans, Sportsakko, Golfhemd und einem weißen Strohhut mit seitlich hochgerollter Krempe, der gerade aus einem Streifenwagen stieg und sich mit erwartungsvoller Miene umschaute, wie ein Kind, das einen Vergnügungspark betritt.
»Was macht der Typ hier?«, fragte ich.
»Welcher Typ?«, sagte der Sheriff.
»Marvin Oates. Er ist vorbestraft. Was macht der hier?«
»Er studiert Strafrecht. Wir nehmen die manchmal mit. Dave, ich glaube, Sie sollten sich vielleicht lieber irgendwo hinsetzen, sich eine Weile abregen, vielleicht zu dem Friseur da vorne gehen und sich die Haare schneiden lassen. Wir holen Sie auf dem Rückweg ab«, sagte der Sheriff.
Seine Worten hallten in der Stille nach wie eine Ohrfeige. Er und die anderen gingen an mir vorbei zum anderen Ende des Motelgeländes, als ob ich nicht da wäre. Ich hörte, wie das trockene Laub um mich herumwirbelte.
Helen warf einen Blick zurück und kam dann auf mich zu. Ihre Hemdsärmel waren hochgekrempelt, die Arme angewinkelt. Sie packte mich am Handgelenk.
»Er hat grade erfahren, dass seine Frau Krebs hat. Er ist nicht ganz bei sich, Bwana«, sagte sie.
»Das hier ist ein Fehler.«
»Vergiss, dass ich irgendwas gesagt habe.«
Sie folgte den anderen, hielt die Flinte mit beiden Händen, die Mündung schräg nach oben gerichtet, und hatte ihre Handschellen hinten am Gürtel der Jeans hängen, die sich um ihren Hintern spannte.
Kurz darauf meldete sich der Sheriff übers Megaphon, und seine Stimme hallte von den Bäumen und Cottages wider. Aber ich verstand kein Wort. Ich hatte ein Klingeln in den Ohren, und ein eisiger Windhauch zog mir über den Kopf. Joe Zeroski kam mit blanker Brust, Trainingshose und einem Paar schneeweißer Tennisschuhe an den Füßen aus seiner Hütte, hatte ein Stück Brathuhn in der Hand, und sein Gesicht sah aus, als hätte er vor einem Hochofen gearbeitet.
»Was soll das?«, sagte er.
»Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen rauskommen«, sagte der Sheriff.
»Das muss ich ihnen nicht sagen. Die gehen überallhin, wo ich hingehe. Ich habe Sie gefragt, was das soll. Sind wir hier im Affenzirkus?«, sagte Joe.
»Sie haben einen Haufen Schwarzer gekidnappt. Die wollen keine Anzeige gegen Sie erstatten, aber ich weiß, was Sie gemacht haben. Hier ist ein Durchsuchungsbefehl, falls Sie einen Blick drauf werfen möchten, Mr. Zeroski«, sagte der Sheriff.
»Wischen Sie sich den Arsch damit ab«, erwiderte Joe.
Die Stadtpolizisten und Deputys in Uniform holten jetzt Joes Leute aus ihren Hütten, ließen sie in Reih und Glied antreten und drückten sie mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen an Bäume und Autos.
»Drehen Sie sich bitte um und legen Sie die Hände an den Baum«, sagte der Sheriff zu Joe.
Die Aderstränge an Joes Brust und Schultern zuckten, und rote Flecken überzogen seinen Hals. Er warf den Hühnerknochen ins Gebüsch.
»Jemand hat das Gesicht meiner Tochter so zerschlagen, dass es nicht mehr menschlich ausgesehen hat. Aber Sie kommen hierher und
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