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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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York, William O’Reilly mit Namen und neununddreißig Jahre alt, in einer Bar unten am Hafen, dort wo die Krabbenkutter lagen, offensichtlich Streit gesucht. Als man ihn aufforderte, das Lokal zu verlassen, hatte er dem Barkeeper eine Schusswaffe vorgehalten. Der Barkeeper, ein gewisser Legion Guidry, hatte ihm die Waffe entwinden wollen, wobei William O’Reilly von zwei Schüssen getroffen wurde und hinaus auf den Parkplatz torkelte, wo er starb.
    Der Artikel war erst zwei Tage nach O’Reillys Tod erschienen, und auch dann nur im Innenteil. In dem Bericht hieß es, dass O’Reilly seit etlichen Jahren arbeitslos gewesen sei und sowohl seinen Job bei einer Zeitung als auch den Lehrauftrag an einer Universität wegen alkoholbedingter Unregelmäßigkeiten verloren habe.
    Ich schaltete den Mikrofilmscanner ab und schaute aus dem Fenster auf die Palmen und die Hausdächer von Morgan City. Ich sah die Brücken über dem breiten Flussbogen des Atchafalaya, die Krabbenkutter und Spelunken im Hafenviertel und die abgestorbenen Zypressen in den ineinander übergehenden Buchten, durch die eine tiefe Fahrrinne zum Golf von Mexiko führte. Aber für all die Randexistenzen, die sich in Amerikas krimineller Subkultur tummelten, war Morgan City mehr als nur ein Stück Jamaika abseits der Karibik. Es war seit jeher die Stadt gewesen, in die man sich begab, wenn man auf der Flucht war und eine neue Identität brauchte, sich Dope, Huren, eine Schiffspassage zu fernen Häfen oder Geld beschaffen wollte, das nirgendwo registriert war. Ein idealer Ort, um einen lästigen Schreiberling aus New York zu ermorden und ungeschoren davonzukommen, dachte ich.
    An diesem Nachmittag kam Clete Purcel in den Köderladen und mietete sich ein Boot. Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er aus dem Gefängnis entlassen worden war.
    »Willst du mit mir reden?«, fragte ich.
    »Darüber, dass ich mit Psychopathen wie Frankie Dogs in den Bau gekommen bin? Eigentlich nicht«, sagte er.
    »Ich wollte dich fragen, ob du dich mit Legion Guidry angelegt hast?«
    Er verzog keine Miene, gähnte dann und schaute auf seine Uhr. »Wow, die Fische warten«, sagte er.
    Er lud seine Gerätekiste, die Kühlbox und die Angelrute in ein schmales Aluminiumboot mit einem Außenborder, der eine gelbe Furche hinter sich herzog, als er den Bayou hinabröhrte. Kurz vor der Abenddämmerung kehrte er zurück, von der Sonne verbrannt, das Gesicht vom Bier aufgeschwemmt, das er den ganzen Nachmittag über getrunken hatte, mit einem unter dem Eis in seiner Kühlbox verstauten vierzehn Pfund schweren Breitmaulbarsch, in dessen Schlund noch der Drillingshaken des Rapalo-Spinners steckte.
    Ich hörte, wie er den Fisch unter einem Wasserhahn am Bootssteg abschuppte und ausnahm. Dann kam er in den Laden, seifte sich an der Spüle im Hinterraum Hände und Gesicht ein und wusch sich gründlich, nahm sich ein Sandwich vom Regal, goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an den Tresen. Seine Augen waren jetzt wieder halbwegs klar. Er zückte seine Brieftasche und zählte das Geld für das Sandwich und den Kaffee ab, wusste dann nicht mehr weiter und flocht die Finger ineinander.
    »Ich muss meinen Schwengel an die Kette legen«, sagte er.
    »Beziehst du dich damit auf dein Verhältnis mit Zerelda?«
    »Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass ich mit Frankie Dogs in einer Zelle war. Er war der Leibwächter von einem der Typen, die vermutlich John Kennedy umgebracht haben. Das ist, als ob man neben ’ner Seuche steht.«
    »Verzieh dich eine Zeit lang nach New Orleans.«
    »Dort leben doch die ganzen Typen.«
    »Dann mach mit Zerelda Schluss.«
    »Yeah«, sagte er versonnen, schaute ins Leere und blies erst die eine, dann die andere Backe auf. »Ich bin sowieso der Meinung, dass sie nach wie vor scharf auf Perry LaSalle ist. Ich glaube, er hat sie ein paar Mal gestoßen und dann den Schwanz eingezogen. Zerelda sagt, mit Barbara Shanahan hat er’s genauso gemacht.«
    Ich beschäftigte mich mit der Registrierkasse, trug dann einen Eimer voll Wasser hinaus, das aus der Getränkekühlbox gesickert war, und kippte es über einen der Arbeitstische. Als ich wieder hereinkam, schaute mich Clete mit ausdrucksloser Miene an.
    »Willst du was über das Sexualleben anderer Leute erfahren?«, sagte er.
    »Nicht unbedingt.«
    »Tja, das solltest du dir aber lieber anhören, weil dieser LaSalle nämlich total hirnvernagelt ist und ständig einen Grund sucht, um allen möglichen Leuten den Arsch

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