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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Cookschen Reisebüros. Zwei Fahrkartenhefte waren darin gewesen, wobei nur je die Billetts von London nach Dover und von Dover nach Calais fehlten. Für die übrige Reise bis nach Wien waren noch alle Karten vorhanden. Nun wäre es ja möglich gewesen, daß Bell die Fahrkarten nach Dover und die Schiffskarten nach Calais vorher herausgenommen und die übrigen Fahrkarten zu Hause liegengelassen hätte. Seltsamerweise aber war die Karte von Calais nach Amiens gelocht, und das wiederum stand im Widerspruch zu der Vermutung, daß Bell die beiden Hefte bei seiner Abreise vergessen hatte.
    Gold erwartete mit Bestimmtheit, bei seiner Ankunft in London zu erfahren, daß Comstock Bell von seiner Hochzeitsreise zurück sei. Um so erstaunter war er, statt dessen einige Briefe von ihm vorzufinden. Einer war in Paris am Tag nach der Ankunft des Paares aufgegeben worden, ein anderer, auf Briefpapier des ›Hotel Schwei-zerhof‹ geschrieben, kam aus Luzern. In beiden Briefen berichtete Bell von der Reise, erzählte von kleinen Erlebnissen und beschrieb das Wetter. Der dritte Brief stammte aus Wien und machte das Geheimnis nur noch undurchsichtiger. Vor allem stand in keinem der Schreiben ein Wort über den Verlust der Fahrkarten - und gerade über solche Dinge ärgern sich Reisende gewöhnlich am allermeisten, selbst wenn sie noch so reich sind.
    Gold mußte sich eingestehen, daß er die Zusammenhänge in keiner Weise begriff. Sollte diesmal sein kriminalistischer Spürsinn versagt haben? Er mußte Licht in diese dunkle Angelegenheit bringen, ganz unabhängig davon, ob er nun mit Bell befreundet war oder nicht.
    Einen Tag nach seiner Ankunft erhielt Gold einen Brief von Scotland Yard, in dem er aufgefordert wurde, zu Chefinspektor Symons zu kommen.
    Dieser Beamte galt als äußerst tüchtig. Er war ein hagerer, großer Mann mit einer beginnenden Glatze und blauen, durchdringend blickenden Augen.
    Er begrüßte Gold sehr freundlich und schob ihm einen Stuhl hin.
    »Setzen Sie sich bitte, Mr. Gold«, sagte der Chefinspektor. »Ich habe Sie kommen lassen, weil ich Sie bitten möchte, uns bei dieser Bell-Affäre zu helfen. Die Zeitungen können sich ja nicht beruhigen - und sie würden noch sensationellere Überschriften drucken, wenn sie wüßten, was wir wissen.«
    Gold trat ans Fenster und schaute auf das Themseufer hinunter.
    »Ich sehe nicht ganz ein«, sagte er ein wenig ärgerlich, »warum man so viel Aufhebens um die Sache macht.«
    Symons lächelte vielsagend.
    »Kommt Ihnen denn an der Geschichte nichts seltsam vor?«
    »Natürlich, sie ist recht merkwürdig - aber worauf wollen Sie hinaus?«
    »Bringen Sie Bells Verschwinden nicht auch mit gewissen Dingen in Zusammenhang, die gerade Sie sehr viel angehen?«
    »Sie denken an die Banknotenfälschungen?« fragte Gold überrascht. »Nein - warum?«
    »Für gewöhnlich halte ich nicht viel von anonymen Briefen«, erwiderte Symons, »aber die Briefe, die ich kürzlich in dieser Angelegenheit erhielt, gingen so ins Detail und wirkten so einleuchtend, daß ich sie in gewisser Weise ernst nehmen muß. Es werden darin Vermutungen ausgesprochen, die man nicht von der Hand weisen kann.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ist es vielleicht nicht auffallend, daß ausgerechnet die beiden Menschen, die das Mittel zur Identifizierung der Fälschungen kannten, spurlos verschwanden? Der eine war Maple …«
    »Und der andere?«
    »Natürlich seine Nichte.«
    »Aber sie …«
    »Sie kannte wahrscheinlich die Zusammensetzung der Flüssigkeit. Und sieben Tage nach Maples Verschwinden heiratete Comstodk Bell ausgerechnet Verity Maple - ein Mädchen, das ganz außerhalb seines Bekanntenkreises stand.«
    »Daß sie die Zusammensetzung der Flüssigkeit kannte, ist völlig unwahrscheinlich«, widersprach Gold entschieden. »Sicher, vieles an der Geschichte ist merkwürdig, aber ich zweifle nicht, daß sich Erklärungen finden werden.«
    »Das wünschte ich auch. Auf alle Fälle müssen wir der Sache nachgehen. Die Zeitungen berichteten, daß das Paar London am Hochzeitstag verlassen habe und in Paris auch eingetroffen sei - aber Mrs. Bell wurde doch gleichzeitig hier in London gesehen, nicht wahr?«
    Symons sah Gold durchdringend an.
    »Ja, sie war in London«, bestätigte Gold.
    »Wir haben also jetzt zwei Aufgaben vor uns«, begann ihm der Chefinspektor auseinanderzusetzen. »Einmal müssen wir den Aufenthaltsort Verity Bells ermitteln und zum andern ihren Onkel auffinden. Wenn wir die beiden erst einmal

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