Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
Vom Netzwerk:
nicht. Entschuldigung. Ich liebe dich«, sage ich. »Sehe ich furchtbar aus?«
    »Du bist wunderschön«, antwortet er, kommt heran und küsst mich auf den Mund, »aber du hast schrecklichen Mundgeruch.«
    Ich schaue zu, wie er sich die Jacke überwirft, sich mit den Fingern durch das immer noch feuchte und ein bisschen zu lange Haar fährt und seinen Kragen hochschlägt.
    »Was möchtest du zu Abend essen?«, fragt er, und ich schlage ihm vor, Steak einzukaufen.
    »Heute ist Freitag«, sage ich. »Lass uns einen Film sehen, uns betrinken und ins Bett gehen, sobald die Kinder schlafen. Wir tun einfach so, als wäre die Woche nie passiert.«
    »Ein Traum«, sagt er und küsst mich auf die Stirn. Dann schnappt er sich seine Schlüssel und verschwindet.
    Ich wische die Schweinerei im Hauswirtschaftsraum auf. Unmöglich zu sagen, welcher Hund sich übergeben hat, da alle drei ihr Frühstück gleich gierig verschlingen. Ich mache mir keine Gedanken um Dinge, die ich ohnehin nicht ändern kann, und setze mich mit einem Kaffee an den Tisch. Seit gestern habe ich mir die Haltung zugelegt, dass es immer einen Grund gibt für alles, dass nichts ohne Grund geschieht. Obwohl ich weiß, dass das Blödsinn ist, hilft es mir irgendwie weiter.
    Ich nippe an meinem Kaffee. Das Radio in der Ecke spielt David Bowie und Bing Crosby: »Little Drummer Boy«. Ich beschließe, spätestens an diesem Wochenende den Weihnachtsbaum aufzubauen, damit die Kinder mich nicht pausenlos damit nerven.
    Ich kann sie im Obergeschoss hören. Die Wecker haben geklingelt, und ich höre Gepolter und schnelle Schritte. Seit Sam laufen kann – was er seit seinem zehnten Lebensmonat tut –, kann er nicht anders, als zu rennen.
    Ich höre, wie das Licht im Badezimmer ein- und wieder ausgeschaltet wird, ich höre ihn zurückflitzen, weil er die Toilettenspülung vergessen hat, und zehn Sekunden später sitzt er unten bei mir am Tisch.
    »Morgen, Mum«, sagt er fröhlich. Sein morgendlicher Enthusiasmus ist ansteckend, und er bringt mich zum Lächeln. Ich weiß, es dauert nur wenige Jahre, und er wird mich morgens so wie seine älteren Geschwister nur noch grunzend und maulend begrüßen.
    »Hast du gut geschlafen, Sam?«
    »Ich hatte einen extraschlimmen Traum«, sagt er theatralisch. »Ich habe geträumt, Mario und Luigi wären auf dieser riesigen, total großen Achterbahn und …«
    Ich nicke abwesend und verziehe in Sorge um die Super-Mario-Brüder das Gesicht, wann immer es angebracht scheint, während Sams Traum sich entfaltet (oder vielmehr spontan erdacht wird).
    Seit Jahren nehmen Mario und Luigi einen großen Raum in unserer Familie ein. Neben zahlreichen Spielen besitzt Sam die beiden als Plüschfiguren, mit denen er oft spielt. »Ich geh mal kacken«, hörte ich Luigi letzte Woche zu Mario sagen, und für einen Moment fragte ich mich, ob Barbie das jemals zu Ken gesagt hätte.
    Ich gieße Milch über Sams Cornflakes und stelle die Schüssel an seinen Platz. Beim Essen redet er einfach weiter. Am Montag veranstaltet seine Schule den Weihnachtsbasar, und ich habe noch keine Spende für die Tombola abgegeben. Die Lehrerin lässt fragen, ob ich Tee ausschenken oder lieber eine der Verkaufsbuden betreuen möchte.
    Ich nicke abwesend und sage ihm, dass ich mit der Lehrerin reden werde, aber eigentlich höre ich schon nicht mehr zu. Sam reibt sich am Auge herum und zupft sich Reste von Schlaf aus den Wimpern. Auf einmal taucht ein vager Gedanke in meinem Hinterkopf auf, den ich nicht festhalten kann.
    Ein Gedanke, der mich seit gestern Abend verfolgt, der mich im Traum beschäftigt hat und immer zum Greifen nah erschien. Könnte ich mich doch nur konzentrieren, dann würde ich ihn zu fassen kriegen.
    Aber es ist hoffnungslos. Je mehr ich mich bemühe, desto schneller zerrinnt das Bild zwischen meinen Fingern. Ich beschließe, es fürs Erste zu vergessen.

37
    E s ist halb neun Uhr am Morgen, und Joanne schreibt mit, während DI McAleese sie auf den neuesten Stand bringt.
    Er verkündet dem Team, dass die Rechtsmediziner es geschafft haben, eine ausreichend große Probe unter den Fingernägeln von Francesca Clarke, dem dritten Opfer, sicherzustellen. Sie gehen nicht davon aus, Hautzellen des Täters zu finden, der bislang viel zu sorgsam vorgegangen ist. Aber sie haben es ohnehin auf tierische DNS abgesehen – auf Zellen des Bedlington-Terriers.
    Wenn sie das Tier mit Francesca Clarke in Zusammenhang bringen können und Lisa Kallisto anschließend Charles

Weitere Kostenlose Bücher