Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
Vom Netzwerk:
nur?
    »Alexa, es reicht«, sagt Guy mit fester Stimme. »Sieh dir Kate nur an.«
    Wir alle senken den Blick und sehen, dass Kate auf dem Sofa kollabiert ist. Ihr Körper zuckt wie in Zeitlupe. Ihre Augen sind leer, ihr Mund ist wie zu einem stummen Schrei weit aufgerissen.
    Ich gehe auf sie zu.
    »Hau ab«, befiehlt Alexa herrisch. »Lass sie verdammt noch mal in Ruhe.« Ich stehe hilflos da.
    »Ich rufe einen Krankenwagen«, sagt Guy.
    Als ich mich im Zimmer umsehe, bemerke ich, dass alle Augen auf mich gerichtet sind. Weil ich nicht weiß, was ich tun soll, verstecke ich mein Gesicht hinter meinen Händen. Ich ertrage es nicht. Ich kann die Verachtung der anderen nicht mehr aushalten.
    Alle Kraft weicht aus meinen Armen und Beinen, und ich merke, wie ich falle. Auf einmal ist Joe an meiner Seite, und ich spüre seine Arme. »Komm, Baby, wir gehen«, flüstert er, und ich sinke schluchzend an seine Brust. »Komm«, wiederholt er.
    »Ja, Joe, bitte«, giftet Alexa ihn an. »Schaff sie fort von hier.«
    Joe führt mich hinaus, aber als wir auf der Schwelle stehen, kann ich nicht anders, als mich umzudrehen und Kate einen letzten Blick zuzuwerfen. Die Zuckungen haben aufgehört, aber sie liegt immer noch auf der Seite. Ihre weit aufgerissenen kreisrunden Augen sind auf mich gerichtet.
    »Kate«, flehe ich im Flüsterton.
    Und sie nickt mir kaum merklich zu. »Finde sie«, formen ihre Lippen stumm.

7
    A ls wir wieder im Auto sitzen, schreie ich Joe an. »Wo zum Teufel warst du nur? Wie konntest du mich in der Situation allein lassen?«
    Er sieht mich erstaunt an. »Ich wollte mit Guy sprechen«, sagt er knapp. »Was hast du denn gedacht? Meinst du, ich habe mich verdrückt, damit die dich fertigmachen können?« Er schüttelt den Kopf. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass Alexa dich so angehen würde, oder?«
    Ich weine so heftig, dass ich kaum noch Luft bekomme.
    »Ich dachte, es wäre das Beste, mit Guy zu sprechen«, sagt er. »Ich wollte ihm erklären, wie schlecht es dir geht und dass wir alles tun werden, was in unserer Macht steht. Aber ich konnte ihn nirgends finden, deswegen habe ich mich mit Kev Bell unterhalten. Er hat ein paar Männer zusammengetrommelt, um einen Suchtrupp zu bilden.« Joe schüttelt wieder den Kopf, so als könne er nicht fassen, dass ich ihn des Verrats bezichtigt habe.
    »Ist es für einen Suchtrupp nicht ein bisschen früh?«, frage ich. »Was, wenn Lucinda wieder auftaucht?«
    »Was, wenn nicht?«
    »Hast du gehört, was Alexa zu mir gesagt hat?«
    »Nicht alles.«
    Ich krame in meinen Taschen nach einem Taschentuch, kann aber keines finden und begnüge mich mit einem alten Lappen, den Joe unter der Windschutzscheibe aufbewahrt. »Sie sagt, meine Unfähigkeit hätte die Familie zerstört.«
    »Sie ist nicht gerade zimperlich.«
    Joe sieht mich nicht an. Er starrt geradeaus.
    »Joe …«, wimmere ich.
    »Was?«, antwortet er gepresst.
    Er dreht den Zündschlüssel herum und legt eine Hand an den Schaltknüppel. Ich kann sehen, dass er heftig zittert, was sogar unter diesen Umständen ungewöhnlich für ihn ist. Als er merkt, dass ich es gesehen habe, zieht er die Hand weg.
    »Lise, sie sind mit den Nerven am Ende«, seufzt er schließlich. »Sie sind verzweifelt, und wie sollte es anders sein? Irgendwem müssen sie die Schuld zuschieben. So sind die Menschen nun einmal. Was hast du erwartet?«
    Ich weiß, dass er recht hat, trotzdem bin ich verletzt. Was ich jetzt brauche, ist der Joe von früher. Der Joe, der mich unterstützt, egal was ist.
    Ich versuche mir vorzustellen, wie ich reagieren würde, wenn es um mein Kind ginge. Wenn ich in Kates Lage wäre. Wäre ich fähig, einem anderen Menschen solche Vorwürfe zu machen?
    Ich drehe mich ihm zu. »Joe, ich weiß, alle tun so, als wäre ich verantwortlich dafür, und ich weiß auch, dass ich es tatsächlich bin … aber findest du wirklich, es ist allein meine Schuld? Oder bin ich einfach nur …«
    Ich beende den Satz nicht. Alexas Beschuldigung hat mich so verstört, dass ich nicht mehr weiß, was ich denken soll.
    Joe fingert an der Heizung herum und leitet die warme Luft von unseren Füßen an die Windschutzscheibe um. Als er merkt, dass ich tatsächlich auf eine Antwort warte, hält er inne. Er dreht sich auf dem Fahrersitz um, um mir ins Gesicht zu sehen. »Ganz ehrlich?«, fragt er. »Du willst eine ehrliche Antwort?«
    »Ja«, sage ich mit fester Stimme, aber mein Blick fleht ihn an, seine Meinung schonend zu formulieren.
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher