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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Türrahmen durchschreiten sollte, blieb er wie angewurzelt stehen. Sein williger Oberkörper beugte sich vor, aber die untere Hälfte blieb erstarrt stehen, als wären seine Füße an den Teppich geleimt. Wir konnten ihn nur zum Weitergehen bewegen, indem wir »Vorwärts, Christi Streiter« sangen.
    Zu meiner eigenen Überraschung fing ich jetzt zu summen an. Es funktionierte.
    Kate und Guy wohnten noch nicht lange in dem Haus, in dem es immer noch nach abgeschliffenen Holzdielen und Leinöl roch. Sie hatten überall Eichenparkett verlegen lassen, und ich fragte mich, ob ich meine Schuhe ausziehen sollte. Dies würde für mich der schlimmste Abend aller Zeiten werden, wenn ich den Fußbodenbelag im Wert von achtzig Pfund pro Quadratmeter mit meinen billigen Stilettos ruinieren würde. Aber weil Guy nichts weiter sagte, behielt ich meine Schuhe an und bemühte mich, auf den Ballen zu gehen.
    Aus der Küche drang Musik, irgendeine verträumte Liedermacherin, die ich nicht kannte. Wir traten ein und sahen Kate und Alexa am AGA-Herd stehen und rühren und probieren. Beide trugen ähnliche Outfits aus hellem Leinen und dezentes Make-up, und beide hatten sich das Haar locker hochgesteckt wie in einer Werbung für Nivea oder Neutrogena. Sie drehten sich um, und ich fühlte mich wie die letzte Idiotin, weil ihr breites Lächeln nicht zu dem entsetzten Blick passen wollte, mit dem sie erst mich und dann Joe musterten. Und dann flöteten sie mehr oder weniger einstimmig: »Wow, Lisa, du siehst … fantastisch aus! Was für ein hübsches Kleid, wo ist das denn her? – Joe! Wie schön, dich zu sehen!«
    Beschämt murmelte ich irgendeine Antwort, hielt Kate die mitgebrachte Weinflasche entgegen und sagte so etwas in der Art wie Danke für die Einladung . Dann zog ich hastig einen Hocker unter der großen Kücheninsel hervor, um mich dahinter zu verstecken.
    Joe drehte eine hastige Begrüßungsrunde, drückte den Damen ein höfliches Küsschen auf die Wange und sagte das obligatorische »Wie schön du das Haus eingerichtet hast, Kate«, während Kate ein verzweifeltes Gesicht zog und theatralisch seufzte: »Na ja, so langsam wird es«, so als baue sie nicht ihr Haus um, sondern eine Schule in Namibia, und müsste um sauberes Trinkwasser kämpfen.
    »Ich mache noch eine Flasche auf«, sagte Kate und durchquerte die Küche. Im Gehen fügte sie hinzu: »Joe, warum gehst du nicht zu den Männern nach draußen und lässt uns Mädels hier drinnen in Ruhe tratschen? Adam hat eine lächerlich große Auswahl an Bieren mitgebracht.«
    Alexa hatte mir wieder den Rücken zugekehrt und probierte etwas aus einem Topf auf dem Herd. »Kate«, sagte sie in krittelndem Tonfall, »die Zwiebeln sind immer noch nicht gar. So kannst du die Tajine unmöglich servieren, es schmeckt furchtbar.«
    Kate stand am Kühlschrank und sagte nichts.
    »Du solltest es so machen wie ich«, fuhr Alexa fort. »Ich gare immer einen Haufen Zwiebeln, manchmal auch Schalotten, auf Vorrat vor. Dann friere ich sie portionsweise ein und verwende sie je nach Bedarf – das spart ja so viel Arbeit!«
    »Ich werde versuchen, es mir zu merken«, sagte Kate mit einem säuerlichen Lächeln.
    »Mit Paprika und Auberginen verfahre ich ebenso«, fügte Alexa hinzu. »Die lassen sich viel besser einfrieren, als man meinen würde.«
    Leise sagte ich zu Kate: »Ich bin mit allem zufrieden, ich komme um vor Hunger. Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen.«
    Der Tag war verrückt gewesen. Freitag ist immer der beliebteste Tag für Adoptionen. Vom Tierheim war ich direkt nach Ambleside gefahren, um Joes Mutter abzuholen, die den Babysitter für uns spielen würde. Joe war immer noch bei der Arbeit und konnte sie nicht selbst abholen. Dann musste ich noch das Essen für alle vorbereiten, denn obwohl Joes Mutter durchaus in der Lage dazu wäre, weigert sie sich zu kochen, weil sie behauptet, sie käme mit unserem Herd nicht zurecht. Aber das zu schlucken war für mich weniger anstrengend, als eine Diskussion vom Zaun zu brechen.
    »Du liebe Güte«, stieß Alexa hervor, ließ den Topf stehen und setzte sich zu mir an die Kücheninsel, »du hast ja wirklich viel um die Ohren, Lisa. Arbeitest du immer noch im Tierheim?«
    Ich nickte. Ich trank einen großen Schluck von dem Weißwein, den Kate vor mich hingestellt hatte. »Wunderbar«, sagte ich dankbar, »das ist genau das, was ich jetzt gebraucht habe.«
    Alexa nippte an ihrem Glas und sagte: »Ich habe heute übrigens auch

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