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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Medikamente hatte sie schreckliche, schreckliche Angst.
    Er hatte die winzige Hoffnung gehegt, sie könnte doch noch Gefallen daran finden.
    Wäre doch möglich gewesen, oder?
    Nein, natürlich nicht. So läuft das nicht. Vielleicht sollte er es einfach dabei belassen und sich ein anderes Hobby suchen.
    Dann kommt ihm ein neuer Gedanke.
    Was, wenn die Nächste Gefallen daran findet? Was, wenn sie nur darauf gewartet hat? Auf einen wie ihn? Das könnte doch sein. Das wäre doch möglich.
    Ein silberner BMW Z3 hält neben seinem Wagen, und eine abgehetzt wirkende Frau von Mitte vierzig steigt aus und tritt an seine Fahrertür.
    Sie presst sich einen Papierstapel an den geöffneten Blazer, als wollte sie die Tatsache verbergen, dass ihr hässlicher Bauch ihren Rock bis zum Bersten spannt.
    Er öffnet die Fahrertür, sieht ihr direkt in die Augen und lächelt. Sie meidet seinen Blick, wirkt nervös. »Es tut mir sehr leid, dass Sie warten mussten, Mr …«
    »Kein Problem.« Er zuckt mit den Achseln, wie um zu beweisen, dass es ihm nichts ausmacht, und streckt ihr die Hand entgegen. »Nennen Sie mich Charles«, sagt er in dem Bemühen, diese inkompetente Frau für sich zu gewinnen.
    Aber es ist ihm eine Qual.
    Es ist eine Qual, denn in Gedanken ist er immer noch bei dem Mädchen, und er denkt: Natürlich wäre möglich, dass es mit der Nächsten anders läuft.
    Alles ist möglich, oder?

8
    V or vier Jahren waren wir bei Kate zu einer Dinnerparty eingeladen. So etwas war uns davor noch nie und danach nie wieder passiert. Wir waren zu sechst – Kate und Guy, Alexa und Adam, ich und Joe. Kates Jüngster war gerade in den Kindergarten gekommen, und obwohl wir uns vom Sehen seit Jahren kannten, tat sie erst jetzt, was Menschen wie Kate nun mal tun – sie erweitern ihren Freundeskreis, indem sie die Eltern anderer Kinder einladen.
    Ich freute mich auf die Einladung, wie man sich auf eine aufregende Abwechslung freut. Niemand, den ich kannte, veranstaltete Dinnerpartys. Vor allem nicht die anderen Eltern in der Schule, die sich so wie ich und Joe nicht vorstellen konnten, an einem Freitag, nach einer langen Arbeitswoche, das ganze Haus aufzuräumen und zu putzen und dann auch noch zu kochen. Aber vielleicht feierten alle ständig irgendwelche Dinnerpartys, ohne dass wir davon wussten. Jedenfalls hatte ich noch nie eine besucht und war entsprechend nervös.
    In Kates Gegenwart fühlte ich mich inzwischen recht wohl, und ihren Mann Guy kannte ich von der Schule und aus dem Ort. Vor Alexa hatte ich einen Heidenrespekt. Ich erzählte Joe davon, als wir auf dem Weg zur Haustür waren; aber anstatt mich zu beruhigen und mich zu trösten, wie es normalerweise seine Art war, warf er mir einen gequälten Blick zu und flüsterte: »Was machen wir eigentlich hier, Baby?«
    Noch bevor ich antworten konnte, öffnete uns Guy die Tür. Er hielt eine Weinflasche in der Hand, und ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Ich ließ die Schultern hängen und schob das Kinn in einer jämmerlichen Geste vor.
    Er begrüßte uns herzlich und fast ein bisschen zu überschwänglich: »Hallo, da sind ja die Kallistos! Kommt herein, kommt herein!« Sein Gesicht war eine perfekte Maske des herzlichen Willkommens, womit er diskret überspielte, dass er unseren ersten Fauxpas bereits bemerkt hatte: unsere Kleiderwahl.
    Joe trug seinen einzigen Anzug, ein billiges Ding von Burton’s, in das er schlüpfte, wann immer er einen Fahrgast zu einer Beerdigung bringen musste, dazu ein neues weißes Hemd und eine gepunktete Krawatte. Wegen seines dunklen Teints stand ihm das weiße Hemd so fantastisch wie immer – aber Guy trug eine verwaschene Jeans und einen Pullover mit Rundhalsausschnitt.
    Ich trug ein neues Kleid, das ich am selben Tag bei next gekauft hatte. Es ging bis kurz übers Knie, war trägerlos, aus glänzend rotem Stoff und mit großen schwarzen Rosen bedruckt. Und aus unerfindlichen, wohl nur mir bekannten Gründen war ich zur Feier des Tages losgegangen und hatte mich mit Bräunungsspray behandeln lassen.
    Ich fürchtete mich jetzt schon vor dem Outfit der anderen Frauen.
    Ich warf Joe einen panischen Blick zu, als Guy uns hereinbat, aber er sagte nur: »Tja, da sind wir also«, und legte mir zaghaft seine Hand an die nackte Schulter, wie um mich vorwärts ins Haus zu schieben.
    Ich kam mir vor wie mein eigener Opa – er war schon lange tot, hatte aber während der zehn letzten Jahre seines Lebens an Parkinson gelitten. Wann immer er einen

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