Die Schuld wird nie vergehen
erleichtert.«
»Allerdings. Seit Vanessa in mein Büro gekommen ist, hat sich dieser Fall zu einem Alptraum entwickelt. Ich hätte mich erst gar nicht darauf einlassen sollen. Eigentlich wollte ich Rice auch nie vertreten. Ich wollte nur einspringen, bis ein kompetenterer Anwalt den Fall übernehmen konnte.«
Brendan lächelte. »Für einen frischgebackenen Perry Mason haben Sie mir das Leben ganz schön schwer gemacht.«
»Gut. Ich werte es als Erfolg, dass Sie etwas Bescheidenheit gelernt haben. Vielleicht hacken Sie dann ja das nächste Mal nicht so schnell auf einer wehrlosen Frau herum.«
Brendan hob die Hände. »He, ich habe meine Lektion gelernt. Außerdem sind Sie sind alles andere als wehrlos. Ich wollte Ihnen nur die guten Neuigkeiten persönlich überbringen.«
»Danke.«
»Tja ...« Kirkpatrick wirkte etwas verlegen. »Ich muss ins Büro. Auf mich warten noch andere Fälle. Vielleicht laufen wir uns ja mal wieder hier über den Weg.«
»Vielleicht.«
»Ich muss Sie möglicherweise als Zeugin aufrufen.« »Ich bin bereit.«
»Bis dann.«
Ami starrte Kirkpatrick nach, während sie die Tür schloss. Bildete sie sich das nur ein, oder benahm sich der Bezirksstaatsanwalt in ihrer Nähe so nervös wie ein Jugendlicher, der zum ersten Mal in ein Mädchen verliebt war? Mochte er sie? Sie hatte ihn jedenfalls nicht gemocht, jedenfalls am Anfang nicht. Aber allmählich erwärmte sie sich für ihn. Wie würde sie reagieren, wenn er sie zum Essen einlud? Nein, er hatte sie ja gar nicht eingeladen, und sie würde dieses Problem lösen, wenn es sich stellte. Im Moment genügte es ihr, wenn sie Ryan zur Schule bringen konnte. Die Aufregungen der letzten Zeit reichten für ein ganzes Leben, und sie freute sich darauf, endlich wieder ihre normale, langweilige Existenz führen zu können
32. KAPITEL
Patrick Gorman, der Besitzer des Exposed-Magazin schlenderte in das Besucherzimmer des Gefängnisses von San Diego und ließ sich auf den Stuhl gegenüber einer recht niedergeschlagenen Vanessa Kohler fallen. Vanessas anfängliche Euphorie über das glückliche Ende im Haus ihres Vaters war verflogen. Nach zahllosen Verhören durch die Polizei dämmerte ihr, dass jeder der Version von General Morris Wingate glaubte. Keiner schenkte ihrer Erzählung von geheimen Einheiten und einer Verschwörung in höchsten Regierungskreisen auch nur den geringsten Glauben.
Gorman musste sich zu einem Lächeln zwingen. Es machte ihn traurig, eine seiner besten Reporterinnen in einer so kläglichen Verfassung zu sehen.
»Als ich Sie engagierte, habe ich da vergessen, Ihnen zu sagen, dass Ihr Job darin besteht, über Nachrichten zu berichten, nicht selbst in den Nachrichten zu erscheinen?«
»Da habe ich wohl nicht richtig zugehört.« »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Also, wie geht es Ihnen?« »Ganz gut. Ich werde von den übrigen Gefangenen isoliert, also brauche ich nicht zu befürchten, von einer Gang vergewaltigt zu werden. Meine größten Probleme sind Langweile und das miese Essen. Bei dem lächerlichen Gehalt, das Sie zahlen, kann ich mir natürlich nur mieses Essen leisten. Also ist wohl die Langeweile mein größtes Problem.«
»He, für ein Klatschblatt zahle ich Spitzenhonorare! Versuchen Sie doch, beim Enquirer mehr zu bekommen!«
»Wie läuft das Magazin?«
»Seit Sie gegangen sind, sinken die Auflagenzahlen. Niemand schreibt so gute Storys über Riesenratten wie Sie.« Vanessa lächelte schwach, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Haben Sie etwas von Carl gehört?«
»Soweit ich weiß, ist er im Gewahrsam des FBI. Er wurde bisher nicht einmal einem Untersuchungsrichter vorgeführt.«
Vanessa beugte sich vor und senkte ihre Stimme. »Hat meine Anwältin Ihnen mein Manuskript gebracht?«
»Ich habe es gestern gelesen.«
»Und? Veröffentlichen Sie es?«
Gorman schüttelte bedächtig den Kopf. »Das kann ich nicht, Vanessa.«
»Diese Sache ist größer als Watergate, Pat. Man wird Exposed im selben Atemzug nennen wie die Washington Post.«
»Exposed kann es sich nicht leisten, seriös zu werden. Wir würden unsere Leser verlieren«, scherzte Gorman, um die Situation aufzulockern, aber Vanessa stieg nicht darauf ein.
»Wollen Sie wirklich, dass jemand wie Morris Wingate dieses Land führt?«
»Meine politische Einstellung hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun. Sie sind lange genug im Zeitungsgeschäft, um zu wissen, dass man so etwas nicht ohne handfeste Beweise drucken kann.«
»Sie haben genug
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