Die Schuld wird nie vergehen
Möglichkeiten, Pat. Setzen Sie sie ein, um meine Behauptungen zu bestätigen.«
»Für ein solches Kaliber reichen meine Kontakte nicht aus. Sie schreiben über illegale Operationen, die so alt und so tief vergraben sind, dass keiner je etwas darüber gehört hat.«
»Carl Rice weiß alles darüber.«
»Wir können eine solche Story nicht auf das Wort eines geflohenen Angeklagten stützen, der einen Kongressabgeordneten, einen General und ...« Gorman schüttelte den Kopf
»Ich habe die genaue Zahl der Toten im Haus Ihres Vaters vergessen.«
»Sie müssen den Leuten zeigen, wie mein Vater wirklich ist.«
»Das kann ich nur mit absolut überzeugenden Beweisen. Sonst verklagt er uns, und wir verschwänden sang und klanglos von der Bildfläche.«
»Sie haben Angst, stimmt's? Hat er Ihnen gedroht?«
Gorman wirkte müde. »Weder Ihr Vater noch irgendjemand, der mit Ihm zu tun hat, hat sich bei mir gemeldet. Wir können einfach keine haltlosen Geschichten drucken, die einen Präsidentschaftskandidaten als Mörder bezichtigen.«
»Warum sind Sie dann hier?«
Gorman wirkte beklommen. »Wie ich schon sagte, Sie schreiben keine Knüller mehr, Sie sind der Knüller. Sie und Carl Rice sind die größte Story landesweit. Exposed hätte gern die Exklusivrechte.«
»Das glaube ich nicht, Pat! Ich hätte nie erwartet, dass Sie unsere Freundschaft ausnutzen würden.«
»Ihre Verteidigung wird kostspielig. Wir übernehmen die Honorare des besten Strafverteidigers.«
»Und wie lautet Ihre Schlagzeile? Liebestolle Jungfer von Serienkiller verführt , oder gefällt Ihnen Verrücktes Liebespaar auf der Flucht besser?«
»Sie können die Geschichte so erzählen, wie Sie wollen. Sie können sogar über Ihren Vater schreiben. Unsere Anwälte haben mir gesagt, dass wir nicht vor Gericht gezerrt werden können, wenn Sie diese Anschuldigungen selbst erheben.«
Vanessa wirkte traurig. »Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, Pat. Ich dachte, Sie seien mein Freund.« »Das bin ich auch. Ich will Ihnen helfen.«
»Sie wollen eine Story. Und Sie machen mich selbst zu einer gigantischen, menschenfressenden Ratte.« »Das stimmt nicht!« protestierte Gorman schwächlich, aber er wirkte beschämt.
»Bitte, gehen Sie.«
»Denken Sie darüber nach?«
Vanessa war den Tränen nahe. Gorman konnte ihr nicht in die Augen blicken.
»Gehen Sie einfach, Pat.«
»Vanessa ...«
»Bitte.«
Vanessa schloss die Augen. Sie fühlte sich elender und niedergedrückter als bei ihrer Verhaftung. Sie hätte nie geglaubt, dass Pat Gorman sie im Stich lassen würde, aber er war wie alle anderen. Einen Moment lang ergab sie sich ihrer Verzweiflung, doch plötzlich erinnerte sie sich an etwas, was Gorman gesagt hatte. Der Schließer kam herein, um sie zu ihrer Zelle zu führen, aber sie bemerkte ihn nicht einmal. Ihr Boss hatte sie ungewollt auf etwas gestoßen, was Carl und sie möglicherweise retten konnte
33. KAPITEL
Das Justizzentrum von Portland ist ein sechzehnstöckiges Hochhaus aus Beton und Glas in der Innenstadt. Ein Park trennt es vom Multnomah-County-Gerichtsgebäude. Außer dem Polizeipräsidium von Portland beherbergt das Justizgebäude das Büro des Bezirksstaatsanwalts, verschiedene Gerichtssäle, das kriminal technische Labor, die Behörde für Bewährungen und vorzeitige Haftentlassungen sowie das Gefängnis von Multnomah County. Ami Vergano war bereits im dreizehnten Stock des Justizzentrums gewesen, als sie von den Kriminalbeamten der Portland-Polizei verhört worden war, aber ein Gefängnis hatte sie noch nie von innen gesehen. Entsprechend unwohl fühlte sie sich bei ihrem ersten Besuch in diesem Teil des Hochhauses.
Das Gefängnis erstreckte sich vom dritten bis zum neunten Stockwerk des Justizzentrums, aber die Anmeldung lag im ersten Stock. Der Weg dorthin führte durch die Lobby mit der gewölbten Decke, vorbei an den geschwungenen Treppen, die zu den Gerichtssälen im zweiten Stock führten, und durch zwei Glastüren.
»Ich bin Ami Vergano, Vanessa Kohlers Anwältin«, erklärte sie dem Deputy am Empfang. »Ich möchte sie besuchen. Sie ist vielleicht unter dem Namen Vanessa Wingate eingetragen.«
Während der Deputy ihren Ausweis kontrollierte, sah sich Ami in dem Raum um. Ein Teenager mit Tätowierungen und einem Nasenring warf beunruhigte Blicke auf die Tür, durch die ehemalige Gefangene das Gefängnis verließen. Das Mädchen roch, als hätte es seit Tagen nicht mehr gebadet, und hatte dunkle Schatten unter den Augen.
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