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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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macht sich gut. Also wird er wohl nicht mehr allzu lange hier bleiben.«
    »Kann ich Mr. Morelli jetzt sehen?«
    »Sicher.«
    Die geschlossene Abteilung des Krankenhauses befand sich im zweiten Stock am Ende des Gebäudes. Ein muskelbepackter Pfleger in einer weißen Hose und einem kurzärmeligen weißen Hemd saß an einem Holztisch rechts neben einer Metalltür und blätterte in einem Western. In der Tür befand sich ein kleines, viereckiges Fenster aus Sicherheitsglas. An der Wand daneben war eine Klingel. Der Pfleger ließ das Heft sinken, als er Dr. Ganett und Ami sah.
    »Mrs. Vergano begleitet mich, Bill. Wir wollen zu Mr. Morelli.«
    Bill sprach in sein Funkgerät. Einige Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Dahinter wartete ein weiterer Pfleger. Ami folgte Dr. Ganett über einen Korridor, in dem es nach Desinfektionsmittel roch. Die braunen Wände brauchten dringend einen neuen Anstrich. Der Korridor mündete in einen weiteren, langen Flur, und Dr. Ganett bog, ohne zu zögern, nach rechts ab. Ami sah einen Polizisten, der vor einer Tür saß, die der am Eingang der Station ähnelte. Als sie sich dem Beamten näherten, brach Ami der Schweiß aus, und ihr Magen verkrampfte sich. Sie hatte das Gefühl, dass sie etwas Verbotenes tat. Ami war überzeugt, dass der Polizist sie sofort durchschauen würde
    »Officer, ich bin Leroy Ganett, Mr. Morellis Arzt. Das ist Ami Vergano, eine Anwältin, die Mr. Morelli vertritt. Sie würde gern mit ihm reden.«
    Der Polizist ließ sich von Ami ihren Anwaltsausweis und einen Ausweis mit Lichtbild zeigen. Ami reichte ihm die Karte und ihren Führerschein. Während sie darauf wartete, dass er ihr seine Fragen stellte, verglich der Beamte sorgfältig ihr Gesicht mit dem Foto auf dem Führerschein.
    »Ihre Tasche müssen Sie hier draußen lassen«, meinte er und gab ihr die Ausweise zurück. »Sie dürfen dem Gefangenen nichts geben, klar?«
    Ami nickte. Sie konnte kaum glauben, wie leicht es war, zu Morelli vorgelassen zu werden.
    »Soll ich mit hineingehen?« erkundigte sich Dr. Ganett.
    »Ich möchte erst einmal alleine zu ihm. Sie wissen schon, die anwaltliche Schweigepflicht.« Ami verbarg nur mit Mühe ihre Nervosität.
    »Dann gehe ich mal wieder an meine Arbeit«, erklärte Ganett, während der Beamte die Tür von Morellis Krankenzimmer aufsperrte.
    »Danke für Ihre Hilfe.«
    Der Arzt lächelte. »Kein Problem.«
    »Klopfen Sie, wenn Sie fertig sind«, sagte der Polizist zu Ami, bevor er die Tür hinter ihr wieder schloss.
    Das Krankenzimmer war spartanisch eingerichtet. Zwei einfache Stühle aus Metall und eine viereckige Metallkommode standen an einer Wand. Die Fenster waren vergittert. Das Kopfende von Morellis Bett war ein Stück hochgefahren, so dass er halb aufgerichtet saß. Unbewegt starrte er Ami an. Er war blass und hohlwangig, aber sein Blick war klar. Ein kleiner Schlauch war an seinem linken Nasenflügel befestigt. Eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit hing über dem Bett. Ihr Inhalt tröpfelte in eine Kanüle, die an Morellis Unterarm befestigt war. Ami ging zum Bett und blickte auf den Verletzten hinunter.
    »Hallo, Dan. Wie fühlen Sie sich?«
    »Nicht direkt großartig, aber besser als vor einigen Tagen.«
    »Dr. Ganett meint, Sie machen sich gut.«
    »Hat er gesagt, was mit mir passieren wird?«
    »Sie bleiben so lange auf der geschlossenen Abteilung des County-Krankenhauses, bis Sie so weit wieder hergestellt sind, dass man Sie ins Gefängnis verlegen kann.«
    »Das ist nicht gut«, meinte Morelli, aber er sprach mehr mit sich selbst als mit Ami.
    »Waren Sie schon einmal eingesperrt?«
    »In Vietnam«, erwiderte er leise. Offenbar war er mit seinen Gedanken ganz wo anders als in der Realität des Krankenhauses.
    »Waren Sie Soldat? Haben Sie dort so zu kämpfen gelernt?«
    Diese Frage riss ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Wie haben Sie es angestellt, zu mir vorgelassen zu werden?« Er klang plötzlich misstrauisch.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie sind der einzige Besuch, den ich bekommen habe. Bis auf einen Detective und einen Kerl aus dem Büro des Staatsanwalts. Warum hat man Sie hereingelassen?«
    Ami errötete. »Ich habe gesagt, ich sei Ihre Anwältin.«
    Morellis Pupillen weiteten sich. »Das hätten Sie nicht tun sollen. Gehen Sie wieder raus, und sagen Sie ihnen, dass Sie nicht meine Anwältin sind!«
    »Warum?« »Glauben Sie mir einfach! Sie müssen sich von mir fernhalten. Es ist weder für Sie noch für Ryan gut, wenn sich

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