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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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herumspricht, dass wir uns kennen.«
    »Dafür ist es zu spät«, erwiderte Ami. »Das hat bereits in allen Zeitungen und im Fernsehen Schlagzeilen gemacht. Die Medien stürzen sich wie die Geier auf dieses Baseballspiel, das in einem Blutbad endete. Sie haben mir und Ryan das Leben wirklich schwergemacht.«
    »Tut mir leid. Das wusste ich nicht. Ich habe weder ferngesehen noch Zeitung gelesen, seit ...« Morelli verstummte. Er wirkte sehr besorgt.
    »Ryan vermisst Sie«, erklärte Ami. »Hat er gesehen, was passiert ist?«
    »Natürlich. Sie lagen in einer Blutlache. Er dachte, Sie seien tot.«
    Morellis Miene entspannte sich, und er senkte den Kopf.
    »Ich wollte nicht, dass die Kinder so etwas mit ansehen müssen.«
    »Warum haben Sie es dann getan?«
    Morelli schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Es ging so schnell. Wenn ich könnte, würde ich es ungeschehen machen.« Er wirkte sichtlich erschüttert. »Gehen Sie! Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie gekommen sind, aber bitte kommen Sie nicht wieder. Und sagen Sie Ryan, dass es mir gutgeht. Ich möchte nicht, dass er sich meinetwegen Sorgen macht.«
    »Das sage ich ihm, aber bevor ich gehe, muss ich etwas mit Ihnen besprechen. Ich bin sozusagen tatsächlich Ihre Anwältin. Eine Frau hat mich engagiert, damit ich Sie vertrete. Sie behauptet, sie könnte Ihnen helfen. Ich habe ihr gesagt, dass ich Ihren Fall vor Gericht nicht vertreten kann. Ich verstehe nichts von Strafrecht, aber ich war bereit, Ihnen eine Nachricht von ihr zu überbringen.« »Wer ist diese Frau?«
    »Sie heißt Vanessa Kohl er.« Morelli zuckte zusammen.
    »Sie behauptet, Sie aus der Highschool zu kennen. Sie hätten sich Mitte der achtziger Jahre wiedergesehen. Sie ist im Hilton abgestiegen, Zimmer 709. Ich habe ihre Telefonnummer.«
    »Nein! Sagen Sie Vanessa, dass ich Sie nicht sehen will. Sie soll sich von mir fernhalten. Sagen Sie ihr, dass sie wieder nach Hause fahren soll.«
    »Aber sie glaubt, sie könnte Ihnen helfen.«
    Morelli reagierte abweisend. »Tun Sie, worum ich Sie bitte, Ami! Sagen Sie ihr, sie soll nach Hause fahren. Und ich will auch nicht, dass Sie wiederkommen. In meiner Nähe sind Sie nicht sicher.«
    »Aber Dan ...«
    »Verschwinden Sie!« Plötzlich begann er zu schreien. »Gehen Sie, sofort! Ich will nicht mehr mit Ihnen reden!«
    Aufgewühlt verließ Ami das Krankenhaus. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Morelli ihre Hilfe so nachdrücklich ablehnen würde. Während der Fahrt zurück in ihr Büro versuchte sie, die Situation aus seinem Blickwinkel zu betrachten, und ihr Ärger kühlte etwas ab. Dan war schwer verletzt und sah einer Gefängnisstrafe entgegen. Er war ein Mann, der gern im Freien lebte, doch nun würde er vermutlich im Gefängnis landen. Seine Zukunft sah alles andere als rosig aus. Wie Dr. Ganett gesagt hatte, war es normal, wenn jemand in Morellis Lage deprimiert war, und es war egoistisch, von ihr zu erwarten, dass Morelli auf ihren Besuch erfreut und dankbar reagieren würde.
    Morellis Reaktion auf die Nachricht, dass Vanessa Kohler in der Stadt war, konnte sie ebenfalls nachvollziehen. Schließlich hatte er die Frau seit Mitte der achtziger Jahre nicht mehr gesehen. Ami hatte zwar keine Ahnung, wie ihre Beziehung vor zwanzig Jahren ausgesehen haben mochte, aber Vanessa benahm sich eindeutig seltsam. Vielleicht hatte Morelli sie ja nie richtig gemocht, und es passte ihm nicht, dass ausgerechnet sie ihre Nase in seine Angelegenheiten steckte.
    Als Ami die Tür ihrer Kanzlei öffnete, war sie überzeugt, dass Ihre Arbeit an dem Morelli-Fall erledigt war. Das hatte er unmissverständlich klargemacht. Sie würde Vanessa Kohler anrufen und ihr sagen, dass Morelli sie als Rechtsbeistand ablehnte und außerdem mit niemandem reden wollte.
    »Mrs. Vergano«, begrüßte sie die Rezeptionistin, als Ami sich dem Tresen näherte. »Diese Gentlemen möchten zu Ihnen.«
    Zwei Männer in Anzügen standen auf und musterten Ami auf eine Art und Weise, die ihr Unbehagen einflößte. Der größere der beiden sah ausnehmend gut aus, fast wie ein Dressman. Seine markanten Gesichtszüge wirkten sicher aus jedem Winkel fotogen, aber sie waren beinahe zu perfekt, wie eine wirklich gute Computeranimation. Der andere war kleiner und muskulöser. Sein Haar wirkte ungepflegt, und auch seine Kleidung war nicht so teuer wie die seines Begleiters.
    »Ami Vergano?« fragte der Dressman unfreundlich.
    »Ja.«
    »Ich bin Brendan Kirkpatrick aus dem Büro des

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