Die Schuld wird nie vergehen
Bezirksstaatsanwalts von Multnomah County. Das ist Howard Walsh, Detective der Polizei von Portland. Wir würden gern mit Ihnen reden.«
»Sicher.« Ami zwang sich zu einem Lächeln. Es konnte nur um den Morelli-Fall gehen. »Kommen Sie bitte in mein Büro.«
Sie hatten Amis Büro kaum betreten, als sich Kirkpatrick und Walsh unaufgefordert hinsetzten.
»Worum geht es?« Ami hoffte, dass sie einigermaßen unschuldig klang
Kirkpatrick nagelte Ami mit einem Blick fest, der ihr deutlich zu verstehen gab, dass er ihr kein einziges Wort abkaufen würde.
»Ich habe gerade einen sehr irritierenden Anruf erhalten. Sie kennen Dr. Ganett, nicht wahr?«
Ami antwortete nicht.
Kirkpatrick lächelte kühl. »Jedenfalls kennt er Sie. Er hat gesagt, Sie seien im Krankenhaus aufgetaucht und haben behauptet, Daniel Morellis Anwältin zu sein. Dr. Ganett hat weiterhin erklärt, Sie hätten gedroht, das Krankenhaus zu verklagen, wenn er Sie nicht zu meinem Gefangenen vorlassen würde. Also, Mrs. Vergano, sind Sie Morellis Anwältin?«
»Ja.« Ami krampfte sich der Magen zusammen.
»Das ist sehr interessant. Das Gericht hat Sie nicht zum Pflichtverteidiger bestimmt, und Morelli hat weder einen Anruf getätigt noch Besucher bekommen, bis Sie sich Ihren Weg in sein Krankenzimmer erschlichen haben.«
»Morelli hat mit Ihnen zusammengelebt, Mrs. Vergano. Ist das richtig?« Die Frage, die Walsh an sie stellte, implizierte, dass Morelli mehr als nur ihr Mieter gewesen war, aber darauf ging Ami nicht ein.
»Er war mein Untermieter.«
»Haben Sie Dr. Ganett gesagt, Sie seien Morellis Anwältin, damit Sie ihm einen Privatbesuch machen konnten?« wollte der Detective wissen.
»Nein.«
»Wer hat Sie dann engagiert?« fauchte Kirkpatrick.
Die beiden glaubten offenbar, sie könnten sie herumstoßen, weil sie eine Frau war und keine Ahnung hatte. Amis Furcht wich Zorn, aber als sie antwortete, lächelte sie freundlich. »Leider ist das vertraulich.« Kirkpatrick lief rot an. »Das ist kein Spielchen, Mrs. Vergano. Ihr Freund hat einen Polizeibeamten angegriffen und einen Mann beinahe getötet. Er ...«
»Moment!« unterbrach Ami ihn. »Daniel Morelli war nie mein Freund. Ich weise Ihre Unterstellung hiermit ausdrücklich zurück. Und jetzt kommen Sie zur Sache! Was wollen Sie hier?«
»Immer mit der Ruhe!« Walsh versuchte, die Wogen zu glätten. »Wir sind auf ein kleines Problem gestoßen, und das macht uns ein bisschen nervös.«
»Was für ein Problem?«
»Morellis Ausweis ist gefälscht. Wir haben seine Fingerabdrücke durch den Computer gejagt, allerdings ohne jedes Ergebnis. Soweit wir wissen, ist Morelli vor zwei Monaten in Portland aufgetaucht. Davor hat er quasi nicht existiert.«
Ami konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
»Sie haben dem Beamten, der Sie nach der Festnahme von Morelli befragt hat, erzählt, dass Sie ihn auf einer Kunsthandwerksmesse kennengelernt haben«, fuhr Walsh fort.
»Das ist richtig.«
»Kannten Sie ihn davor bereits?«
»Nein.«
»Tja, ebenso wenig wie alle anderen, mit denen wir geredet haben. Dies, der gefälschte Ausweis und die Art und Weise, wie er sich auf dem Spielfeld benommen hat, führt uns zu der Annahme, dass er möglicherweise ein Terrorist sein könnte.«
Ami erbleichte. Diese Möglichkeit hatte sie nie in Betracht gezogen. Morelli war zweifellos ein ausgebildeter Kämpfer. Hatte er vielleicht in einem Al-Kaida-Lager gelernt, wie man Leute mit einem Kugelschreiber tötet?
»Wir haben gehofft, Sie könnten uns sagen, wer er wirklich ist, Mrs. Vergano«, meinte der Detective
Ami schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich kenne ihn erst seit zwei Monaten. Er hat sich mir gegenüber immer als Daniel Morelli ausgegeben.«
»Vielleicht kennt die Person, die Sie engagiert hat, ja seinen richtigen Namen«, setzte Kirkpatrick nach.
»Tut mir leid«, antwortete Ami entschuldigend. »Ich kann Ihnen den Namen nicht verraten. Das ist vertraulich.«
Kirkpatrick drehte sich zu Walsh um. »Sie kennen meine Meinung, Howard. Ich glaube, dass niemand Mrs. Vergano engagiert hat. Ich glaube, dass sie die Geschichte, sie sei Morellis Anwältin, erfunden hat, damit sie zu ihm konnte.«
»Das wäre ein schweres Vergehen, Brendan.«
»Im besten Fall Behinderung der Justiz, Howard.« Kirkpatrick schaute Ami wieder an. »Die Anklage könnte noch erheblich drastischer ausfallen, sollte sich herausstellen, dass Morelli ein Terrorist ist.«
»Sie können mir drohen, soviel Sie wollen, Mr.
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