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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Kirkpatrick. Sie wissen sehr gut, dass es mir nicht erlaubt ist, den Namen der Person preiszugeben, die mich engagiert hat.«
    »Falls jemand Sie engagiert hat.« Kirkpatrick sah sich in Amis Büro um. »Nach dieser Klitsche hier zu urteilen, laufen Ihre Geschäfte nicht besonders gut. Morellis Fall bringt eine Menge Publicity. Sein Anwalt bekommt jede Menge Presse. Vielleicht taucht sein oder ihr Gesicht sogar im Fernsehen auf. Haben Sie vielleicht ein wenig den Sensationsgeier gespielt?«
    Ami stand auf. »Das reicht! Verschwinden Sie aus meinem Büro!«
    »Ich glaube, Sie sind ins Krankenhaus gegangen und haben sich durch eine Lüge Zugang zu Morelli verschafft, damit Sie ihn dazu bringen konnten, dass er sich von Ihnen vertreten lässt«, ergriff Kirkpatrick wieder das Wort. »Dafür können Sie aus der Anwaltskammer ausgeschlossen werden.« »Wenn Sie noch eine Minute länger hier bleiben, dann begehen Sie Hausfriedensbruch. Bevor Sie mich mit Ausschluss bedrohen, sollten Sie sich vielleicht überlegen, was die Anwaltskammer unternimmt, wenn ich Ihnen mitteile, wie Sie sich in meinem Büro aufgeführt haben.«
    Kirkpatrick lächelte unverschämt. Amis Drohung beunruhigte ihn offenbar nicht im Geringsten. »Wir wissen, dass Sie nicht Morellis Anwältin sind, Mrs. Vergano. Dr. Ganett hat Verdacht geschöpft, aber er wollte sich erst vergewissern, bevor er mich anrief. Also hat er Morelli gefragt, ob Sie seine Anwältin sind. Morelli hat bestritten, dass Sie ihn vertreten.«
    »Wir können diese kleine Meinungsverschiedenheit ganz leicht klären«, schlug Walsh vor. »Begleiten Sie uns doch einfach ins Krankenhaus. Wenn der Gefangene bestätigt, dass Sie ihn vertreten, entschuldigen wir uns.«
    Ami saß in der Falle. Wenn sie mit ins Krankenhaus fuhr, würde Morelli Kirkpatrick und Walsh sagen, dass sie keinesfalls seine Anwältin war. Aber wenn sie sich weigerte mitzukommen, würden die beiden sie vielleicht auf der Stelle verhaften.
    »Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag«, bluffte Ami. »Ich erwarte eine förmliche Entschuldigung von Ihnen beiden, wenn Mr. Morelli Ihnen bestätigt, dass ich seine Anwältin bin.«
    »Wenn er das nicht tut, können Sie sich gleich einen eigenen Anwalt nehmen«, erwiderte Kirkpatrick.
    Dr. Ganett wirkte nervös, als Ami, Kirkpatrick und Walsh in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses kamen. Er nickte dem Stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt und dem Detective zu, brachte es jedoch nicht fertig, Ami in die Augen zu sehen.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Dr. Ganett«, erklärte Kirkpatrick. »Mrs. Vergano kennen Sie ja bereits.«
    Ganett errötete. »Ich habe hoffentlich keine Schwierigkeiten verursacht.« »Ganz und gar nicht«, versicherte ihm Walsh. »Begleiten Sie uns doch bitte zu Morellis Zimmer!«
    Sie warteten schweigend vor der Sicherheitstür, während der Pfleger seinen Kollegen verständigte. Kirkpatrick und Walsh wirkten entspannt und zuversichtlich, Ganett hingegen trat von einem Fuß auf den anderen. Amis Verstand arbeitete auf Hochtouren.
    Die Tür öffnete sich mit einem metallischen Klacken. Dr. Ganett ging voraus zu Morellis Krankenzimmer. Ami konnte nicht fassen, in was für eine Klemme sie sich manövriert hatte. In wenigen Momenten würde man sie verhaften. Ihre Existenz stand auf dem Spiel. Wie sollte sie Ryan und sich versorgen, wenn man sie aus der Anwaltskammer ausschloss?
    Morelli saß aufrecht im Bett, als sie hereinkamen. Sein Blick glitt von Kirkpatrick zu Walsh und dann zu Ami. Als er sie anschaute, versuchte Ami ihm ihre Besorgnis zu signalisieren, doch Morelli zuckte nicht mit der Wimper.
    »Erinnern Sie sich an mich, Mr. Morelli?« fragte der Stellvertretende Bezirksstaatsanwalt.
    »Antworten Sie nicht auf diese Frage!« platzte Ami heraus.
    Kirkpatrick war sichtlich schockiert, dass Ami die Tollkühnheit besaß, ihn zu unterbrechen. Sie drehte sich zu ihm herum.
    »Mein Mandant hat das Recht, sich mit seinem Rechtsbeistand zu beraten, bevor er irgendeine Frage eines Anklägers oder der Polizei beantwortet.«
    »Was ziehen Sie denn hier für eine Show ab?« fauchte Kirkpatrick empört.
    »Ich ziehe hier gar nichts ab, Mr. Kirkpatrick. Ich gebe meinem Mandanten nur den Rat, den ihm jeder gute Anwalt geben würde. Ich wäre vollkommen unfähig, wenn ich meinen Mandanten mit den Behörden reden ließe, ohne mich zuerst mit ihm zu beraten. Das ist die Aufgabe von Anwälten, Brendan. Sie beraten ihre Mandanten.«
    Kirkpatrick lief puterrot an.

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