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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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drohten, falls eine Anhörung verzögert wurde, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, worum genau es dabei gegangen war. Also beschränkte sie sich auf ein wissendes Nicken.
    »Wir müssen noch einen anderen Punkt diskutieren, bevor Dr. Ganett uns zu seinem Patienten führt. Die Presse möchte über diese Anhörung berichten. Ich werde auf keinen Fall alle Reporter, die Sie da unten gesehen haben, in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses zu lassen. Brendan hat vorgeschlagen, einen Zeitungsreporter und ein Fernsehteam als Vertreter für die ganze Presse zu bestimmen. Die müssen dann allen Zeitungen und Sendern Zugang zu ihren Bildern und Notizen gewähren. Sind Sie damit einverstanden?«
    Ami hatte keine Ahnung, ob es besser war zu widersprechen. Also erklärte sie, sie sei mit allem einverstanden, was der Richter für angemessen halte. Richter Velascos hob unmerklich die Brauen. So umgängliche Rechtsanwälte war er offenbar nicht gewohnt.
    »Gut«, erklärte er. »Nehmen wir Dr. Ganetts Einschätzung von Mr. Morellis geistigem Zustand zu Protokoll und fangen wir an.«
    Zwanzig Minuten später marschierten Ami, Kirkpatrick, Richter Velasco und der Gerichtsstenotypist in die Lobby der geschlossenen Abteilung, wo bereits ein Reporter vom The Oregonian und ein Fernsehteam von Channel Four warteten. Nachdem die Reporter den Bedingungen zugestimmt hatten, unter denen sie über diese Anhörung berichten konnten, führte Dr. Ganett sie in die Station. Die Scheinwerfer der Fernsehkamera tauchten den Korridor in ein grelles, künstliches Licht, als sie zu Morellis Krankenzimmer gingen. Während die Kameras liefen, tat Kirkpatrick, als wären er und der Richter dicke Freunde, und ignorierte Ami vollständig. Als Licht und Kamera ausgeschaltet wurden, ließ sich der Stellvertretende Bezirksstaatsanwalt neben Ami zurückfallen. Er lächelte sie selbstgefällig an.
    »Wie ich höre, arbeitet Dr. French für Sie.«
    »Hat Ihnen das Ihr kleiner Spitzel Dr. Ganett erzählt?« erwiderte Ami.
    »Kein Grund, zickig zu werden. Der Polizist vor Morellis Zimmer hat Befehl, die Namen aller Besucher zu notieren.«
    »Vermutlich belauscht er auch die Gespräche zwischen Anwalt und Mandant.«
    »Sie überraschen mich, Mrs. Vergano. Das würde doch gegen die Gesetze verstoßen.«
    Ami funkelte Kirkpatrick finster an. Der Staatsanwalt grinste. Offenbar genoss er die Situation.
    »Sie plädieren also auf posttraumatisches Belastungssyndrom?« erkundigte Kirkpatrick sich scheinheilig.
    »Das möchten Sie wohl gern wissen, hm?«
    »Genaugenommen müssen Sie es mir sagen. Haben Sie schon mal von gegenseitiger zwangsweiser Aufdeckung gehört?«
    Ami kannte den Begriff, aber sie hatte keine Ahnung, was dieses Gesetz von ihr verlangte. Bevor sie sich jedoch eine schlagfertige Erwiderung ausdenken konnte, um ihr Unwissen zu kaschieren, flammte der Kamerascheinwerfer wieder auf, und Kirkpatrick eilte an die Seite des Richters. Als der Beamte vor Morellis Tür die Gruppe kommen sah, stand er auf und schloss die Tür zum Krankenzimmer auf. Richter Velasco trat zur Seite, um Ami zuerst hineinzulassen. Sie trat an Morellis Bett, gefolgt von Kirkpatrick und dem Richter. Morelli schien einen Moment verwirrt zu sein. Dann folgte das Fernsehteam und das Licht über der Kamera flammte auf. Morelli erstarrte wie ein Wild, das vom Scheinwerferlicht gebannt wurde. Dann riss er die Arme vor das Gesicht und wandte den Kopf ab.
    »Schaffen Sie die raus!« rief er.
    Ami drehte sich zu dem Richter herum. »Bitte! Es regt ihn wirklich auf.«
    »Die Presse hat das verfassungsmäßige Recht, hier zu sein, Richter«, widersprach Kirkpatrick. »Im Gerichtssaal könnte die Presse ebenfalls berichten.«
    »Aber nicht mit Fernsehkameras«, widersprach Ami und hoffte, dass sie damit richtig lag.
    Richter Velasco wandte sich an den Reporter von Channel Four. »Sie können bleiben, aber Ihr Kameramann geht.«
    »Unser Anwalt hat uns gesagt...«
    »Das interessiert mich nicht!« fuhr der Richter ihm in die Parade. »Die Kamera verursacht Probleme, also verschwindet sie. Sie können Mr. Morelli noch ausgiebig filmen, wenn er vor Gericht steht. Jetzt ist er Patient in einem Krankenhaus, und ich werde seinen Wunsch respektieren.«
    Der Reporter sah ein, dass jeder weitere Widerspruch nutzlos war, und forderte den Kameramann auf, im Flur zu warten.
    »Sind Sie damit einverstanden, Mr. Morelli?« wollte Richter Velasco wissen.
    Morelli ließ die Arme sinken. »Danke,

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