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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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auf einer streng geheimen Frequenz sendete. Molineaux hatte eine Peilfunkeinrichtung dabei, die dieses Signal auffangen konnte. Damit kannten sie den kürzesten Weg zu dem Flugzeug, während die Nordvietnamesen das ganze Gebiet durchkämmen mussten.
    Vom Fluss aus führten keinerlei Pfade durch den Dschungel, und die Männer mussten sich mit Macheten den Weg bahnen. Niemand redete, sie verständigten sich ausschließlich durch Handzeichen.
    Die hohe Luftfeuchtigkeit zehrte an ihren Kräften. Die plötzlichen, sintflutartigen Regenschauer ließen sie bis auf die Haut nass werden, und der Wald schien hinter einem Schleier aus Wasser zu verschwinden.
    Der Grund stieg vom Flussufer aus allmählich an. Nach zwei Stunden lichtete sich das Dickicht ein wenig. In der folgenden Stunde umgingen die Männer kleine Gruppen des Montagnard-Stammes, der in Bambushütten auf den Hügeln lebte. Von da ab erleichterten den Männern Trampelpfade das Vorwärtskommen, doch dafür mussten sie mit Todesfallen und Hinterhalten rechnen.
    Die letzte Ruhepause war fast eine Stunde her. Es war zwar kontraproduktiv, an eine Pause zu denken, aber Carl konnte nichts dagegen tun. Das Tempo war brutal, und die Ruhepausen reichten kaum, um sich zu erholen. Der Zwang zur ständigen Wachsamkeit zehrte an ihren Nerven. Carl war für die Sicherheit des Elektronikspezialisten verantwortlich. Carpenter war die einzige Person der Mission, die nicht ersetzbar war. Sie marschierten durch einen Wolkenbruch, der so heftig war, dass Carl Carpenter wie hinter einem Duschvorhang vor sich sah. Er musste sich beeilen, wenn er mit ihm Schritt halten wollte. In dem Moment blieb Carpenter stehen und sank auf ein Knie. Carl trat sofort vor seinen Schutzbefohlenen, das M-16 im Anschlag. Einer der anderen Männer baute sich hinter Carpenter auf.
    Senders, der Green Baret, der vor Carpenter marschiert war, tauchte aus dem Regenschleier auf und trabte den Pfad zu ihnen zurück. McFee, der Mann an der Spitze, und Captain Molineaux folgten dicht hinter ihm. Molineaux bedeutete ihnen mit Handzeichen, den Pfad zu verlassen, und kniete sich in den Schutz des Blätterdachs eines Baumriesen.
    Settles, Morales und Shartel, der die Nachhut bildete, scharten sich um sie.
    »McFee hat den Piloten entdeckt«, erklärte Molineaux leise. Carl glaubte zwar, dass sie sich in diesem prasselnden Regen die Lungen aus den Hälsen hätten schreien können, ohne dass jemand sie hörte, aber Molineaux ging niemals ein vermeidbares Risiko ein, das hatte Carl schnell begriffen. »Wir sind dicht vor unserem Ziel, also geht möglichst leise weiter. Falls wir auseinandergerissen werden, treffen wir uns an unserem letzten Rastplatz. Ihr wartet dort eine Viertelstunde, keine Minute länger, bevor ihr auf direktem Weg zum Fluss zurückgeht. Ihr kennt den ersten und zweiten Treffpunkt. Wer das Boot verpasst, ist auf sich allein gestellt. Kapiert?«
    Alle nickten. Molineaux stand auf, und die anderen folgten seinem Beispiel. Er hatte kein weiteres Wort über den Piloten verloren. Einige Minuten später sah Carl den Grund dafür. Der Regen hatte nicht nachgelassen, und er konzentrierte sich auf den Pfad, die Bäume und das Unterholz vor ihnen, als Carpenter langsamer ging und nach oben schaute. Carl folgte seinem Blick durch das dichte Laubwerk, bis er den Piloten sah, der wie eine Marionette an den oberen Ästen eines Baumes hin und her schaukelte. Sein Fallschirm hatte sich an den zahlreichen dicken Zweigen verfangen. Ein spitzer Ast war tief in seine Achselhöhle gedrungen und hatte offenbar eine Arterie zerfetzt. Als Carl unter der Leiche hindurchging, dachte er an den Mann, der so weit über der Erde hing und verblutet war. Er konnte nur hoffen, dass der Schock des Sturzes ihn betäubt hatte. Als er an der Leiche vorbei war, schaute er sich nicht mehr um. Er musste aufpassen und seine Energie darauf konzentrieren zu überleben. Der Pilot war schnell vergessen
    Etwa eine halbe Stunde später fanden sie das Flugzeug. Es war nach dem Aufschlag ein paar hundert Meter über den Boden gerutscht, und hatte eine Schneise in den Dschungel geschlagen. Überall zwischen den Bäumen lagen Flugzeugtrümmer, aber der Rumpf war intakt und steckte mit der Nase voran im Dickicht.
    »Wir erledigen das hier sehr leise und sehr schnell«, befahl Molineaux, bevor er vier Männer in den Dschungel abkommandierte, damit sie Wache hielten. Senders baute seinen M-79-Granatwerfer neben der Maschine auf. Carpenter stieg durch die

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