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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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verschiedenen Größen. Neben den Umkleideräumen verkleideten deckenhohe Spiegel eine Wand. Das kleine Büro, in dem Torrance arbeitete, befand sich auf der anderen Seite des Raums gegenüber dem Haupteingang. Es war dunkel, nur im Büro brannte noch Licht. Carl sah, dass Torrance an seinem Schreibtisch saß.
    Lautlos schlich er zur anderen Seite, drückte sich an der Wand entlang und hielt sich sorgsam im Schatten. Als er seine Position erreichte, sah er, wie Torrance Eintragungen in ein Kassenbuch vornahm. Torrance war vollkommen auf seine Tätigkeit konzentriert und bot ein leichtes Ziel. Carl erinnerte sich an die Worte des Generals, der gesagt hatte, das Überraschungsmoment in einem Kampf sei bewundernswert und faire Kämpfe gebe es nur im Fernsehen. Aber er wollte einen echten Test seines Könnens.
    Carl hatte bereits mehrere echte Kämpfe absolviert, allerdings bisher fast nur gegen Jungen wie Sandy Rhodes und Mike Manchester, die keine Ausbildung hatten. Torrance würde nicht einfach aufgeben, und er war auch gewohnt, bei Schmerzen weiterzukämpfen. Carl überlegte, ob er einen Fehler machte. War er dem anderen unterlegen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Sein Blick fiel auf einen Ständer mit Hanteln in der Nähe der Spiegelwand. Er beschloss, Torrance in den offenen Bereich des Dojo zu locken. Er nahm eine schwere Hantel vom obersten Haken des Ständers und ließ sie fallen. Das Metall prallte mit einem vernehmlichen Knall auf den Boden, der in der Stille noch lauter wirkte. Torrance sprang sofort auf und starrte in die Dunkelheit.
    »Wer ist da?«
    Der Schwarzgurt ging zu seiner Bürotür und schaute sich in dem Dojo um. Carl wich in den Schatten zurück. Wenn Torrance in den Raum trat, würde er ihn angreifen. Torrance verließ das Büro jedoch nicht, sondern trat hinter seinen Schreibtisch und bückte sich. Als er sich wieder umdrehte, hielt er eine Pistole in der Hand
    Plötzlich begriff Carl, dass er kein moderner Samurai auf einer Mission für seinen Meister war. Er war nur ein Narr, der gerade im Begriff war, eine Riesendummheit zu begehen, ein Teenager, der seine Phantasien auslebte. General Wingate hatte keine Prüfung vorgeschlagen, als er Carl fragte, wie er in einem Kampf gegen Torrance wohl abschneiden würde, sondern nur unverbindlich geplaudert. Bedauerlicherweise kam Carl diese Erleuchtung ein wenig spät. Falls Torrance ihn erwischte, wie er als Ninja verkleidet in seinem Dojo herumschlich, würde er die Polizei rufen. Carl würde von St. Martins geworfen werden. Ihm war klar, dass er nur eine Chance hatte, ungeschoren aus dieser lächerlichen Situation herauszukommen, in die er sich manövriert hatte.
    Während Torrance darauf wartete, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, schlüpfte Carl in den Umkleideraum. Eine Sekunde, nachdem die Tür zurückgeschwungen war, knipste Torrance das Licht im Dojo an. Carl öffnete die Tür einen Spalt und beobachtete, wie Torrance zu dem Ständer mit den Gewichten ging. Der Sensei kniete sich hin und untersuchte die Hantel, die Carl fallen gelassen hatte. Dann betrachtete er den Ständer. Er hob das Gewicht auf und legte es auf die Haken zurück. Carl hörte das metallische Geräusch, als Torrance überprüfte, ob die Hantel möglicherweise von allein heruntergefallen sein könnte. Als er zu dem Schluss kam, dass dies unmöglich war, trat Torrance in die Mitte des Dojo und drehte sich mit der Waffe im Anschlag herum. Sein Blick glitt über die Tür des Umkleideraumes hinweg und zuckte dann zu ihr zurück. Der Schwarzgurt zögerte eine Sekunde und steuerte dann darauf zu.
    Der Umkleideraum war lang und schmal. Spinde säumten alle vier Wände. Eine Reihe von Spinden stand mitten im Raum. An dem Ende, das am weitesten von der Tür entfernt war, befanden sich in einem offenen, gefliesten Bereich die Duschen. Der Raum bot nur wenige Möglichkeiten, sich zu verstecken. Carl konnte um die Spinde herumlaufen, aber wie lange würde er das durchhalten? Ein Teil der Duschen bot Sichtschutz vor jemanden, der in der Nähe der Tür stand, aber sobald Torrance in die Dusche schaute, würde er Carl sehen. Auf Distanz hatte Carl keine Chance gegen einen Mann mit einer Pistole.
    Plötzlich flammten die Lichter im Umkleideraum auf. Carl blieben nur Sekunden, um zu reagieren. Die Tür der Umkleidekabine schwang auf. Torrance kam herein und blieb neben dem Eingang stehen. Vom Ende der Spinde in der Mitte des Raumes konnte er bis auf die

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