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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Dusche alles überblicken.
    »Komm raus, dann passiert niemandem etwas! Ich habe eine Waffe bei mir.«
    Torrance klang gelassen. Carl dagegen musste sich zur Ruhe zwingen.
    »Ich zähle bis drei. Wenn du nicht rauskommst, schieße ich.«
    Carl überlegte, ob er sich ergeben sollte. Vielleicht konnte er Torrance ja überzeugen, dass er gekommen war, um noch etwas zu trainieren. Dann fiel ihm ein, dass er ganz in Schwarz gekleidet war, eine Skimaske trug und nicht ins Büro gegangen war, um Torrance um Erlaubnis zu bitten. Torrance würde ihn zweifellos der Polizei übergeben oder ihn einfach erschießen.
    Torrance zählte laut bis drei. »Okay, Kumpel. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Der Karatelehrer ging an den Spinden vorbei zur Dusche. Es war der einzige Teil der Umkleidekabine, den er nicht ganz einsehen konnte. Er hatte einen Gutteil seines Weges zurückgelegt, als Carl auf ihn sprang. Er hatte sich in dem schmalen Spalt auf den Spinden in der Mitte des Umkleideraumes und der niedrigen Decke verborgen. Torrance stolperte nach vorn und ließ die Waffe fallen. Der Raum zwischen den Spinden war zu eng, als dass er rasch hätte herumfahren können. Carl zwang den Karatelehrer mit einem Schlag von hinten in die Knie und setzte einen Würgegriff an. Torrance tastete verzweifelt nach seiner Waffe, bis er ohnmächtig wurde

12. KAPITEL
    Die Beschreibung seines Kampfes mit Mark Torrance hatte Carl erschöpft. Er griff nach dem Wasserglas auf seinem Nachttisch und trank einen Schluck.
    »Haben Sie General Wingate erzählt, was Sie getan haben?« erkundigte sich Ami.
    »Nicht direkt. Es stand in der Zeitung. Es war ein eher spöttischer Artikel über einen Mann mit einem Schwarzen Gurt, der zusammengeschlagen worden war. Ich habe ihn ausgeschnitten und ihn dem General anonym geschickt.«
    »Was ist danach passiert?«
    Carl lächelte zynisch. »Der General hat diesen Artikel niemals erwähnt, aber er muss ihn erhalten haben, denn ich wurde nur wenige Wochen später eingezogen.«
    »Sie glauben, dass Wingate für Ihren Einberufungsbefehl verantwortlich war?«
    »Zuerst hatte ich keinen Verdacht. Ich habe ihn sogar um Hilfe gebeten. Ich hatte gerade die Zusage für ein Stipendium in Darthmouth bekommen, ein gutdotiertes Stipendium. Ich glaubte, der General wäre der einzige Mensch, der mir helfen könnte. Es dauerte einige Zeit, bis ich zu ihm durchkam. Er hatte sich wochenlang nicht bei mir gemeldet, und ich wollte schon aufgeben, als er endlich anrief und sagte, dass er übers Wochenende nach Kalifornien komme. Ich bin dorthin gefahren und habe meine ganzen Hoffnungen auf dieses Treffen gesetzt.«
    »Was hat er gesagt?«
    Carl sah aus, als würde ihn allein schon die Erinnerung daran erschöpfen. Er schloss die Augen, als er weitersprach.
    »Wingate war sehr direkt. Er meinte, er könnte mir nicht helfen, den Einberufungsbefehl zu umgehen. Außerdem wäre er der Meinung, ich sollte zum Militär gehen. Er redete davon, dass wir uns in einem tödlichen Kampf gegen den Kommunismus befänden. Er wollte wissen, wie ich es rechtfertigen könnte, mich auf Studentenpartys und bei Footballspielen zu amüsieren, während andere Jungs in meinem Alter ihr Leben für unser Land gaben. Er behauptete, aus mir würde ein exzellenter Soldat werden, und ich könnte ja studieren, wenn ich meine Zeit abgedient hätte.« »Wie fühlten Sie sich, als sie seinen Rat gehört haben?«
    »Ich war durcheinander, aber Wingate ... So wie er es formulierte, klang es so positiv. Es kam mir feige vor, mich vor der Pflicht für mein Land drücken zu wollen.«
    »Haben Sie gegen Ihre Einberufung gekämpft?«
    »Nein. Am Ende habe ich einfach nachgegeben. Der General hatte mich überzeugt, dass es meine Pflicht wäre und ich es mein ganzes Leben lang bereuen würde, wenn ich mich drückte. Er beschrieb das Militär in glühenden Farben und malte mir aus, was ich alles erreichen könnte. Er fragte mich, ob ich nicht langsam genug von der Schule habe und mich lieber in der realen Welt beweisen wolle.«
    Carl rieb sich die Augen. »Am meisten bedauere ich, was ich meiner Mutter damit angetan habe. Sie hatte so viel für meine Zukunft geopfert, und ihr Lebenstraum erfüllte sich, als ich die Chance bekam, auf eine Universität zu gehen. Als ich das Stipendium ablehnte, alterte sie über Nacht um Jahre.« Carls Stimme wurde heiser, und er hielt einen Moment inne. »Sie ist gestorben, als ich auf einer Mission Tausende Meilen entfernt war. Ich habe nie

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