Die Schuld wird nie vergehen
der Vereinigten Staaten abgehört.«
»Amerikaner?«
Rice nickte. »Man hat mir nie erzählt, was man mit diesen Informationen anfing, die ich sammelte, aber mir fiel auf, dass einige der Senatoren oder Abgeordneten, die ich überwacht hatte, sich bei bestimmten Abstimmungen plötzlich anders verhielten oder Gesetze unterstützten, gegen die sie zuvor protestiert hatten. Ich fand es außerdem sehr interessant, dass der General Chef des AIDC blieb, ganz gleich, wer Präsident war.«
»Haben Sie jemals ... Gab es noch mehr Anschläge?«
Rice nickte.
»In Vietnam?« »Nein. Der Fokus änderte sich. Ich habe einen russischen Agenten in Madrid ermordet und einige Leute, die für die Chinesen arbeiteten.«
»Wie...?«
»Den Russen habe ich in einer Gasse hinter einer Bar erstochen. Die beiden, die für die Chinesen arbeiteten, habe ich ... erschossen.«
»Wie viele Menschen haben Sie ermordet, Carl?« »Das weiß ich nicht.« »Macht Ihnen das nicht zu schaffen?«
Carl trank einen Schluck Wasser, während er über ihre Frage nachdachte.
»Zuerst nicht, nein. Bevor wir diese elektronische Ausrüstung aus dem Marineflugzeug holten, hatte ich noch nie getötet. Während der Mission war ich so verängstigt und erschöpft, dass es aus einem bloßen Instinkt passierte, wie bei einem Tier. Dann hat das Patrouillenboot uns gerettet. Man gab mir etwas zu essen, trockene Kleidung, und ich konnte schlafen. Als ich aufwachte, ging ich an Deck. Ich erinnere mich daran, wie ich mit dem Rücken an der Wand des Steuerhauses gesessen habe. Der Dschungel war still und wunderschön. Ich fühlte mich vollkommen friedlich. Da ist mir klar geworden, dass ich mehrere Menschen getötet hatte.
Bei der Ausbildung habe ich mich gefragt, ob ich erstarren würde, aber ich war nicht in Panik geraten. Ich hatte dabei nicht einmal über das Töten nachgedacht. Ich hatte nur getan, was man mich gelehrt hatte. Die Handlung des Tötens war kein kosmisches Ereignis gewesen und hatte nichts Philosophisches an sich. In der Hitze des Gefechts ging es nur einfach um die Frage: er oder ich.«
»Aber das war im Kampf«, erklärte Ami. »Sie haben gesagt, dass sie diesen Russen getötet haben, indem Sie ... ihn erstochen haben. Und diese chinesischen Spione ... Empfinden Sie bei diesen Toten anders?«
»Sie wollen wissen, ob ich Reue empfand?«
»Ja.«
»Die Leute, die ich ermordete, waren der Feind, und es war mein Job, den Feind zu erledigen, aber ich habe es nie genossen. Ich glaubte einfach nur, das Richtige zu tun. Das half mir, mit dem klarzukommen, was ich tat. Je länger es allerdings dauerte ...« Carl machte eine Pause und starrte auf die Bettdecke. »Ich bekam Alpträume. Und Zweifel.«
15. KAPITEL
Washington, D.C./Lost Lake, Kalifornien/ Alexandria, Virginia - 1986
Carl hatte die Frau am Samstag zuvor in einer Singlebar abgeschleppt. Sie war attraktiv, schüchtern und süß. Obwohl ihre Beziehung sich gut anließ, wusste Carl, dass sie nach einigen Monaten am Ende sein würde - wie immer. Normalerweise machten die Frauen Schluss, wenn sie es satt hatten, dass er stets plötzlich verschwand, seine Launen nicht mehr ertrugen oder unter seiner Unfähigkeit litten, echte Gefühle zu zeigen. Wann immer diese Frauen etwas Dauerhaftes wollten, zog Carl den Stecker. Sex ohne Verpflichtung dagegen erleichterte es ihm, wenigstens für kurze Zeit die Erinnerungen zu verdrängen, die sich immer häufiger in seine Gedanken schlichen.
Carl verabredete sich beim ersten Mal immer in einem ausgezeichneten vietnamesischen Restaurant am Dupont Circle. Er hatte gerade die junge Frau damit beeindruckt, dass er auf Vietnamesisch bestellte, als Vanessa Wingate am Arm eines Mannes herein schwebte, der direkt einem Hochglanzmagazin entsprungen zu sein schien.
»Entschuldigst du mich eine Minute?« fragte Carl seine Begleiterin. »Ich habe gerade eine alte Freundin gesehen, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesprochen habe.«
Die Frau folgte Carls Blick. Sie lächelte und sagte: »Klar.«
Carl wusste, dass es ihr nicht gefallen würde, wenn er Vanessa zu viel Aufmerksamkeit schenkte.
Sekunden bevor er Vanessa erreichte, bemerkte sie, wie Carl sich den Weg durch die Menge bahnte. Sie hatten sich seit der Highschool nicht mehr gesehen, und zunächst spiegelte sich Verwirrung auf ihrem Gesicht, dann Verblüffung, und schließlich sah Carl das, was er erhofft hatte: ein herzliches Lächeln.
»Mein Gott!« stieß Vanessa hervor. Ihr Begleiter schaute sie
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