Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
würde sie in ein paar Monaten zurückkommen, vielleicht aber auch nicht. »Es tut mir Leid, Clay«, sagte sie am Telefon. »Aber ich möchte wirklich nicht mehr arbeiten.«
    Daher wurde Mulrooney zu Clays Vertrautem in der Kanzlei, zu seinem inoffiziellen Partner mit hochfliegenden Plänen. Mulrooney und sein Team hatten die wechselvolle Geschichte von Sammelklagen studiert. Sie beschäftigten sich mit den dafür geltenden Gesetzen und den verfahrensrechtlichen Fragen. Sie lasen juristische Abhandlungen von Rechtsexperten und Erfahrungsberichte von Prozessanwälten. Es gab Dutzende Websites für Sammelklagen - eine, die angeblich sämtliche in den Vereinigten Staaten anhängigen Sammelklagen auflistete, insgesamt elftausend; eine, die potenzielle Kläger darüber informierte, wie man es anstellte, sich der Gruppe einer Sammelklage anzuschließen und eine Entschädigung zu bekommen; eine, die sich auf Klagen von geschädigten Frauen spezialisiert hatte; eine für Männer; eine für das Diätpillenfiasko der Skinny Bens; mehrere für Sammelklagen gegen Tabakhersteller. Nie zuvor waren Hersteller fehlerhafter Produkte von so viel geballter Intelligenz angegriffen worden, die zudem noch von erheblichen Geldmitteln unterstützt wurde.
    Mulrooney hatte eine Idee. Da bereits zahlreiche Sammelklagen bei den Gerichten eingereicht waren, könnte die Kanzlei ihre beträchtlichen Ressourcen doch dazu nutzen, neue Mandanten zu akquirieren. Clay hatte das Geld für Werbung und Marketing; also könnten sie sich die lukrativsten Sammelklagen aussuchen und potenzielle Kläger sammeln, die noch nicht von einem Anwalt vertreten wurden. Wie bei Dyloft blieb fast jede Klage, für die ein Vergleich abgeschlossen wurde, einige Jahre offen, damit neue Mitglieder der Gruppe die Möglichkeit hatten, das einzufordern, was ihnen zustand. Clays Kanzlei könnte sich doch einfach an die Sammelklagen der anderen Anwälte dranhängen, sozusagen die Krümel aufpicken, aber natürlich für Honorare in beträchtlicher Höhe. Als Beispiel nannte er die Skinny Bens. Die Anzahl der potenziellen Kläger wurde auf etwa dreihunderttausend geschätzt. Allerdings war es gut möglich, dass bis zu hunderttausend Geschädigte noch gar nicht identifiziert waren und deshalb noch keinen Rechtsbeistand hatten. Kläger und Beklagter hatten sich auf einen Vergleich geeinigt, und der Hersteller der Skinny Bens war dazu verdonnert worden, mehrere Milliarden Dollar zu zahlen. Hatte jemand Anspruch auf eine Entschädigung, musste er sich lediglich bei der für die Klage zuständigen Abwicklungsagentur melden, die notwendigen medizinischen Tests vorlegen und das Geld kassieren.
    Wie ein General, der seine Truppen in Stellung brachte, teilte Clay der Skinny-Ben-Front zwei Anwälte und einen Anwaltsassistenten zu. Mulrooney hatte auf mehr personelle Unterstützung gehofft, aber Clay hatte große Pläne. Er entwarf den Schlachtplan für Maxatil, eine Klage, die er selbst leiten wollte. Der Bericht der staatlichen Behörde, der immer noch nicht veröffentlicht und von Pace offenbar gestohlen worden war, bestand aus hundertvierzig Seiten und enthielt vernichtende Testergebnisse. Clay las ihn zweimal durch, bevor er ihn an Mulrooney weitergab.
    An einem verschneiten Abend Ende Januar gingen sie bis nach Mitternacht den Bericht miteinander durch und entwickelten dann einen detaillierten Plan für die Klage. Clay wollte, dass Mulrooney und zwei weitere Anwälte, zwei Anwaltsassistenten sowie drei Sekretärinnen an der Maxatil-Klage mitarbeiteten.
    Um zwei Uhr morgens, als dicke Schneeflocken gegen die Fenster des Konferenzraums wirbelten, sagte Mulrooney, dass es noch etwas Unangenehmes zu besprechen gebe. »Wir brauchen mehr Geld.«
    »Wie viel?«, fragte Clay.
    »Wir sind dreizehn und haben alle früher bei großen Firmen gearbeitet, wo wir ganz gut verdient haben. Zehn von uns sind verheiratet, die meisten haben Kinder, und das geht ins Geld. Sie haben uns Einjahresverträge für fünfundsiebzigtausend im Jahr gegeben, und glauben Sie mir, wir sind wirklich froh darüber. Sie haben keine Ahnung, wie es ist, wenn man in Yale oder an einer anderen berühmten Universität studiert, von den großen Firmen umworben wird, einen Job bei einem dieser Konzerne annimmt, heiratet und dann ohne einen Cent auf die Straße gesetzt wird. Ein schwerer Schlag für das Selbstbewusstsein.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie haben mein Gehalt verdoppelt, und dafür bin ich Ihnen wirklich dankbar. Ich

Weitere Kostenlose Bücher