Die Schuld
schlimmer machte. So ein exquisites Geschöpf, von Kopf bis Fuß perfekt, aber so unnahbar, so unerreichbar.
Sie gingen an Bord eines kleines Flugzeugs, das sie in fünfzehn Minuten nach Mustique brachte, der exklusiven Privatinsel der Reichen und Prominenten. Auf dieser Insel gab es alles, nur keine Landebahn, die für Privatjets lang genug war. Rockstars, Schauspielerinnen und Milliardäre besaßen hier Häuser. Ihre Villa für die nächste Woche hatte früher einem Prinzen gehört, war dann aber an einen Internet-Millionär verkauft worden, der sie vermietete, wenn er nicht auf der Insel war.
Die Insel bestand aus einem Berg, der von den ruhigen Gewässern der Karibik umgeben war. Aus tausend Meter Höhe sah sie düster und dicht bewachsen aus, wie ein Bild auf einer Postkarte. Ridley klammerte sich an ihn, als die Maschine in den Sinkflug überging und die winzige Rollbahn in Sicht kam. Der Pilot trug einen Strohhut und hätte die Landung auch mit verbundenen Augen geschafft.
Marshall, der Chauffeur, wartete mit einem breiten Grinsen und einem offenen Jeep auf sie. Sie warfen ihre leichten Reisetaschen auf die Ladefläche und fuhren auf eine kurvenreiche Straße. Keine Hotels, keine Apartmenthäuser, keine Touristen, kein Verkehr. Zehn Minuten lang begegnete ihnen kein anderes Auto. Das Haus lag, wie von Marshall beschrieben, am Hang eines Berges, der allerdings kaum mehr als ein Hügel war. Die Aussicht war grandios - sechzig Meter über dem Wasser und meilenweit nur endloses, türkisfarbenes Meer. Keine andere Insel war zu sehen; es gab keine Boote dort draußen, keine anderen Menschen.
Die Villa hatte vier oder fünf Schlafzimmer - Clay verlor irgendwann den Überblick -, die sich um das Haupthaus gruppierten und durch geflieste Wege miteinander verbunden waren. Sie bestellten das Mittagessen - alles, was sie wollten, da das Haus mitsamt Koch vermietet wurde. Außerdem gab es einen Gärtner, zwei Hausmädchen und einen Butler - exklusive Marshall -, die alle irgendwo auf dem Grundstück lebten. Noch bevor sie ihre Taschen in der größten Suite ausgepackt hatten, zog Ridley sich bis auf ein winziges Nichts aus und sprang in den Pool. Wenn sie nicht einen kleinen Stringtanga getragen hätte, den man so gut wie gar nicht sehen konnte, wäre sie splitternackt gewesen. Gerade als Clay dachte, er hätte sich daran gewöhnt, sie anzuschauen, stellte er fest, dass ihm bei ihrem Anblick wieder einmal schwindlig wurde.
Zum Mittagessen zog sie sich etwas über. Es gab natürlich frische Meeresfrüchte - gegrillte Garnelen und Austern. Nach zwei Bier schwankte Clay auf eine Hängematte zu und machte es sich für eine lange Siesta bequem. Morgen war Heiligabend, aber das war ihm egal. Rebecca kuschelte jetzt in einem öden Touristenhotel in Mexiko mit ihrem kleinen Jason. Doch auch das war ihm egal.
Zwei Tage nach Weihnachten kam Max Pace mit einer Begleiterin an. Sie hieß Valeria und war ein stämmiger, sportlicher Typ mit breiten Schultern, keiner Spur von Makeup und einem sehr zögerlichen Lächeln. Pace war ein gut aussehender Mann, aber an seiner Freundin konnte man beim besten Willen nichts Attraktives entdecken. Zum Glück behielt Valeria ihre Sachen an, als sie den Pool sah. Während Clay ihr die Hand drückte, spürte er Schwielen. Wenigstens würde Ridley nicht in Versuchung geraten.
Pace zog sich schnell eine Badehose an und sprang in den Pool. Valeria holte Wanderstiefel aus ihrem Koffer und fragte, wo Wanderwege seien. Marshall musste zurate gezogen werden, doch er sagte, er wisse nichts von Wanderwegen, worüber Valeria natürlich verärgert war. Sie marschierte trotzdem los, um sich ein paar Felsen zum Klettern zu suchen. Ridley verschwand im Wohnzimmer des Haupthauses, wo sie einen Stapel Videos bereitgelegt hatte.
Da Pace und Clay nicht viel voneinander wussten, gab es wenig, worüber sie sich unterhalten konnten. Zumindest in den ersten Minuten, denn mit der Zeit wurde klar, dass Pace etwas Wichtiges auf dem Herzen hatte. »Reden wir über's Geschäft«, sagte er nach einem kleinen Nickerchen in der Sonne. Sie gingen zur Bar hinüber, und Marshall brachte ihnen etwas zu trinken.
»Ich habe da was über ein Medikament gehört«, fing Pace an. Clay spitzte die Ohren. Er roch Geld. »Eine ganz große Sache.«
»Inzwischen haben wir ja schon Übung darin.«
»Dieses Mal wird es etwas anders laufen. Ich will eine Beteiligung.«
»Für wen arbeiten Sie?«
»Für mich. Und für Sie. Ich
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