Die Schuld
Vorauszahlung von einer Million Dollar. Gegen Verrechnung mit meinem Honorar.« Pace trank einen Schluck. »Damit ich einige alte Geschichten bei mir zu Hause abschließen kann.«
Clay fand es eigenartig, dass Pace sofort Geld haben wollte.
Aber da es um ein Riesengeschäft ging und nur sie beide von dem Geheimnis um Tarvan wussten, konnte er eigentlich nicht Nein sagen. »In Ordnung«, meinte er schließlich.
Sie lagen in den Hängematten, als Valeria zurückkam, schweißüberströmt und um einiges entspannter als vorhin. Sie zog sich splitternackt aus und sprang in den Pool. »Sie kommt aus Kalifornien«, erklärte Pace leise.
»Was Ernstes?«, erkundigte Clay sich vorsichtig.
»Mit einigen Unterbrechungen schon seit vielen Jahren.« Und dabei ließ er es bewenden.
Die Kalifornierin verlangte ein Abendessen, das weder Fleisch, Fisch, Huhn, Eier noch Käse enthielt. Alkohol wollte sie auch nicht. Für sich und die anderen ließ Clay Schwertfisch grillen. Das Essen dauerte nicht lange, da Ridley schnell auf ihr Zimmer wollte und auch Clay kein Verlangen verspürte mit Valeria mehr Zeit als unbedingt notwendig zu verbringen. Pace und seine Begleiterin blieben zwei Tage, was mindestens einen Tag zu lang war. Sein Besuch war rein geschäftlich, und nachdem sie sich einig geworden waren, wollte Pace fort. Clay sah den beiden nach, als sie mit dem Jeep davonfuhren, am Steuer Marshall, der so schnell fuhr wie noch nie in seinem Leben.
»Kommen noch mehr Gäste?«, erkundigte sich Ridley misstrauisch.
»Großer Gott, nein«, beruhigte Clay sie.
»Gut.«
26
G egen Ende des Jahres war die gesamte Etage über der Kanzlei frei geworden. Clay mietete die Hälfte davon und legte seine Büros zusammen. Aus der Fabrik kamen zwölf Anwaltsassistenten und fünf Sekretärinnen; auch die Anwälte der Yale-Filiale, die ihre Büros nicht in der Kanzlei hatten, wurden in die Connecticut Avenue geholt, wo die Mieten höher waren und sie sich mehr zu Hause fühlten. Clay wollte die ganze Kanzlei unter einem Dach haben, in unmittelbarer Reichweite, weil er vorhatte, seine Angestellten so lange arbeiten zu lassen, bis sie umfielen.
Das neue Jahr begann Clay mit einem mörderischen Terminplan - um sechs Uhr morgens saß er in seinem Büro. Frühstück, Mittagessen und manchmal auch das Abendessen nahm er am Schreibtisch ein. Meist war er bis acht oder neun Uhr abends in der Kanzlei, und er ließ keinen Zweifel daran, dass er von allen, die weiterhin für ihn arbeiten wollten, einen ähnlichen Einsatz verlangte.
Jonah wollte nicht. Er ging Mitte Januar, nachdem er sein Büro leer geräumt und sich kurz von den anderen verabschiedet hatte. Das Segelboot wartete. Anrufe waren nicht notwendig. Das Geld sollte auf ein Konto in Aruba überwiesen werden.
Oscar Mulrooney war schon dabei, Jonahs Büro auszumessen, als dieser noch gar nicht zur Tür hinaus war. Es war größer und hatte eine schönere Aussicht als das seine, was Mulrooney allerdings völlig egal war. Für ihn zählte nur, dass es näher an Clays Büro lag. Mulrooney witterte Geld, viel Geld. An Dyloft war er nicht beteiligt worden, aber das würde ihm nicht noch einmal passieren. Er und der Rest der Yale-Clique fühlten sich von den Unternehmen betrogen, bei denen sie gearbeitet hatten. Sie hatten genug von Firmenrecht und wollten Rache nehmen, indem sie ein Vermögen machten. Und dieses Ziel würden sie am schnellsten durch aggressive Werbung und die Jagd nach neuen Mandanten erreichen. Für die steifen Firmenanwälte in den großen Konzernen war das ein rotes Tuch. Sammelklagen auf Schadenersatz hatten nichts mit Jura zu tun. Sie waren eine fast schon kriminelle Form von Unternehmertum.
Der alternde griechische Playboy, der Paulette Tullos geheiratet und dann verlassen hatte, hatte irgendwie von ihrem neuen Reichtum erfahren. Er kam nach Washington, rief bei ihr zu Hause an, in der schicken Eigentumswohnung, die er ihr geschenkt hatte, und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Als Paulette seine Stimme hörte, flüchtete sie aus der Wohnung und flog nach London, wo sie die Feiertage verbrachte und sich immer noch versteckte. Sie schickte Clay ein Dutzend E-Mails, während dieser auf Mustique war, informierte ihn über ihre missliche Lage und erklärte ihm genau, wie er nach seiner Rückkehr ihre Scheidung über die Bühne bringen sollte. Clay stellte die notwendigen Anträge, aber der Grieche war nicht auffindbar. Paulette ebenfalls nicht. Vielleicht
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