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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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daran hindern zu können.
    Drei Stunden, nachdem er sich hingesetzt hatte, stand Clay auf und verabschiedete sich von seinen wundervollen neuen Freunden. Das Bankett war vorbei, und im East Room spielte jetzt ein Orchester. Er schnappte sich Ridley und ging mit ihr hinüber. Kurz vor Mitternacht, als bis auf einige Dutzend die meisten Gäste schon gegangen waren, gesellten sich der Präsident und die First Lady zu den Tänzern. Der Präsident schien sich aufrichtig zu freuen, Mr Clay Carter kennen zu lernen. »Ich habe einige Artikel über Sie gelesen. Gut gemacht, Mr Carter«, sagte er.
    »Danke, Mr President.«
    »Wer ist die Kleine?«
    »Eine Freundin von mir.« Was würden wohl die Feministinnen tun, wenn sie wüssten, dass der Präsident das Wort »Kleine« benutzt hatte?
    »Kann ich mit ihr tanzen?«
    »Selbstverständlich, Mr President.«
    Und so wurde Miss Ridal Petashnakol, eine vierundzwanzigjährige ehemalige Austauschstudentin aus Georgien, vom Präsidenten der Vereinigten Staaten umarmt und geherzt.
27
    D ie Lieferzeit für eine neue Gulfstream 5 lag bei mindestens zweiundzwanzig Monaten, aller Voraussicht nach würde es jedoch länger dauern. Aber das war nicht das größte Hindernis. Der Privatjet kostete vierundvierzig Millionen Dollar, selbstverständlich inklusive Vollausstattung und den neuesten elektronischen Spielereien. Es war einfach zu viel Geld, obwohl Clay ernsthaft in Versuchung geriet. Der Makler erklärte ihm, dass die meisten neuen G-5 von großen Konzernen gekauft wurden, milliardenschweren Unternehmen, die gleich zwei oder drei Stück bestellten und dafür sorgten, dass sie möglichst oft in der Luft waren. Für ihn als Alleinbesitzer sei es ein besseres Geschäft, wenn er ein nicht ganz so neues Flugzeug für sechs Monate lease, bis er sicher sei, dass er es haben wolle. Dann könne er den Leasingvertrag in einen Kaufvertrag umwandeln, wobei man ihm neunzig Prozent der Leasingraten auf den Kaufpreis anrechnen werde.
    Der Makler hatte auch schon das passende Flugzeug für ihn. Es war eine G-4 SP (Special Performance) Baujahr 1998, die ein Fortune-500-Unternehmen vor kurzem gegen eine neue G-5 eingetauscht hatte. Als Clay die Maschine auf dem Rollfeld des Reagan National Airport sah, tat sein Herz einen Sprung, und sein Puls ging in die Höhe. Der Jet war schneeweiß, mit einem dezenten königsblauen Streifen. Paris in sechs Stunden. London in fünf.
    Er ging mit dem Makler an Bord. Wenn die Maschine kleiner war als Patton Frenchs G-5, fiel Clay das nicht auf. Überall nur Leder, Mahagoni und Zierleisten aus Messing. Im hinteren Teil eine Küche, eine Bartheke und ein Bad, vorn die neueste Flugelektronik für die Piloten. Ein Sofa konnte zu einem Bett ausgeklappt werden. Einen flüchtigen Moment lang musste er an Ridley denken - sie beide im Bett, in zwölftausend Meter Höhe. Stereoanlage, Videotechnik und Telefonanlage vom Feinsten. Fax, PC, Internet-Zugang.
    Das Flugzeug sah brandneu aus, und der Verkäufer berichtete, dass es direkt aus dem Hangar komme, wo es umlackiert und die Innenausstattung erneuert worden sei. Nach einigem Drängen sagte er schließlich: »Für dreißig Millionen gehört es Ihnen.«
    Sie setzten sich an einen kleinen Tisch und begannen mit den Verkaufsverhandlungen. Der Vorschlag, einen Leasingvertrag abzuschließen, wurde bald wieder fallen gelassen. Bei seinem Einkommen würde Clay keine Schwierigkeiten haben, ein günstiges Finanzierungspaket abzuschließen. Die Hypothek von dreihunderttausend Dollar pro Monat war kaum höher als die Leasingraten. Und wenn er sich etwas Größeres kaufen wollte, würde der Makler die Maschine zum höchsten Schätzwert auf dem Markt in Zahlung nehmen und ihm alles liefern, was er haben wollte.
    Zwei Piloten dürften zweihunderttausend Dollar im Jahr kosten, einschließlich Sozialleistungen, Training und so weiter. Clay sollte sich überlegen, ob er nicht eine Chartergesellschaft für das Flugzeug gründete. »Je nachdem, wie oft Sie es brauchen, könnten Sie bis zu einer Million im Jahr an Chartergebühren verdienen«, sagte der Makler, der den Abschluss witterte. »Das würde die Ausgaben für Piloten, Hangarfläche und Wartung decken.«
    »Wissen Sie ungefähr, wie häufig ich es benutzen werde?«, fragte Clay. Sein Kopf dröhnte, als er über die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten nachdachte.
    »Ich habe eine Menge Flugzeuge an Anwälte verkauft«, erwiderte der Makler und griff nach seinen Unterlagen. »Dreihundert

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