Die Schuld
Flugstunden pro Jahr sind das Maximum. Sie könnten es für die doppelte Anzahl von Stunden verchartern.«
Wow, dachte Clay. Dieses Spielzeug könnte tatsächlich noch was einbringen.
Die Stimme der Vernunft riet ihm, vorsichtig zu sein, aber warum sollte er warten? Und wen sollte er um Rat fragen? Doch höchstens seine Freunde, die Anwälte aus dem Ausschuss, und die würden alle sagen: »Was, Sie haben noch kein eigenes Flugzeug? Dann kaufen Sie es!«
Also kaufte er es.
Aufgrund von Rekordumsätzen hatte Goffman im vierten Quartal mehr Gewinn gemacht als im Vorjahr. Die Aktie stand bei fünfundsechzig Dollar: der höchste Stand seit zwei Jahren. In der ersten Januarwoche wollte der Konzern eine ungewöhnliche Kampagne starten, mit der nicht für eines seiner zahlreichen Produkte, sondern für das Unternehmen selbst geworben werden sollte. »Goffman ist immer für Sie da«, lauteten der Slogan und das Thema. In jedem Werbespot fürs Fernsehen war eines der bekannten Produkte zu sehen, mit denen Amerika getröstet und beschützt wurde: Eine Mutter klebt ihrem kleinen Sohn ein Heftpflaster auf das aufgeschlagene Knie; ein gut aussehender junger Mann mit dem obligatorischen Waschbrettbauch rasiert sich und hat offenbar eine Menge Spaß dabei; ein grauhaariges Paar, das von seinen Hämorrhoiden befreit wurde, spaziert am Strand entlang; ein Jogger mit schmerzverzerrtem Gesicht greift nach einem Schmerzmittel. Und so weiter. Goffmans Liste bewährter Konsumgüter war recht lang.
Mulrooney beobachtete das Unternehmen genauer als ein Börsenanalyst und war fest davon überzeugt, dass die Werbekampagne nur ein Trick war, um Anleger und Verbraucher auf den Maxatil-Schock vorzubereiten. Seine Nachforschungen hatten ergeben, dass das Marketing von Goffman noch nie mit Imagekampagnen gearbeitet hatte. Der Werbeetat des Konzerns gehörte zu den fünf größten der Vereinigten Staaten, aber das Unternehmen hatte sein Geld bis jetzt immer nur für jeweils ein Produkt ausgegeben, und das mit erstaunlichen Ergebnissen.
Dieser Meinung war auch Max Pace, der inzwischen im Hay Adams wohnte. Clay traf sich mit ihm in seiner Suite zu einem späten Abendessen, das vom Zimmerservice gebracht wurde. Pace war nervös und brannte darauf, die Bombe platzen zu lassen. Er las die letzte Fassung der Sammelklage, die in Washington eingereicht werden sollte. Wie immer machte er sich am Rand Notizen.
»Wie sieht der Plan aus?«, erkundigte er sich. Das Essen und den Wein ignorierte er.
Clay dagegen war hungrig. »Die Fernsehspots starten um acht Uhr morgen früh«, sagte er, den Mund voll Kalbfleisch. »Eine Blitzaktion auf achtzig Märkten, von Küste zu Küste. Die Hotline steht. Die Website ist fertig. Meine kleine Kanzlei ist bereit. Ich werde gegen zehn Uhr zum Gericht marschieren und die Klage einreichen.«
»Hört sich gut an.«
»Wir machen das schließlich nicht zum ersten Mal. Die Kanzlei J. Clay Carter II. ist dank Ihnen eine Sammelklagenmaschine.«
»Wissen Ihre neuen Freunde von der Klage?«
»Natürlich nicht. Warum sollte ich es ihnen erzählen? Wir arbeiten zwar bei Dyloft zusammen, aber French und die anderen Jungs sind für mich auch Konkurrenten. Ich habe sie mit Dyloft geschockt, und das werde ich jetzt auch mit Maxatil tun. Ich kann nicht warten.«
»Das hier ist nicht Dyloft, vergessen Sie das nicht. Bei Ackerman haben Sie Glück gehabt, weil Sie ein kränkelndes Unternehmen in einem schwachen Moment erwischt haben. Bei Goffman wird es nicht so einfach sein.«
Pace warf die Klage auf eine Kommode und setzte sich hin, um zu essen.
»Aber sie haben ein Medikament mit schweren Nebenwirkungen hergestellt«, wandte Clay ein. »Und mit so einem Produkt riskiert man keinen Prozess.«
»Nicht bei einer Sammelklage. Aber meine Kontakte haben mir erzählt, dass Goffman den Prozess in Flagstaff führen will, weil es sich um eine Einzelklage handelt.«
»Der Fall von Mooneyham?«
»Genau. Wenn sie verlieren, werden sie eher zu einem Vergleich bereit sein. Wenn sie gewinnen, könnte es ein langer Kampf werden.«
»Sagten Sie nicht, dass Mooneyham noch nie verloren hat?«
»Das letzte Mal vor etwa zwanzig Jahren. Die Geschworenen lieben ihn. Er trägt Cowboyhüte, Wildlederjacken, rote Stiefel und solche Sachen im Gerichtssaal. Mooneyham ist ein Relikt aus den Zeiten, in denen Prozessanwälte ihre Fälle noch selbst bearbeitet haben. Ein echtes Original. Sie sollten ihn kennen lernen. Ein Besuch bei ihm ist auf jeden
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