Die Schuld
musste er dann ständig an sie denken?
Paulette Tullos kam noch am Vormittag vorbei, und das hob seine Stimmung gewaltig. Sie sah fantastisch aus, hatte ein paar Pfund abgenommen und trug teure Kleidung. In den letzten Monaten hatte sie sich in Europa herumgetrieben, während sie darauf wartete, dass ihre Scheidung rechtskräftig wurde. Die Gerüchte über Clay waren allgegenwärtig, und sie machte sich Sorgen um ihn. Im Laufe des ausgedehnten Mittagessens, das sie bezahlte, stellte sich allmählich heraus, dass diese Sorgen nicht ganz uneigennützig waren. Ihr Anteil an der Dyloft-Beute hatte knapp über zehn Millionen betragen, und sie wollte wissen, ob sie irgendeinem Risiko ausgesetzt war. Clay versicherte ihr, dass das nicht der Fall sei. Während des Vergleichs sei sie in der Kanzlei keine Partnerin gewesen, sondern nur Angestellte. Sein Name stehe auf allen Schriftsätzen und Dokumenten.
»Du warst klüger als ich«, meinte Clay. »Du hast das Geld genommen und bist abgehauen.«
»Ich habe ein schlechtes Gewissen.«
»Brauchst du nicht. Die Fehler habe ich begangen, nicht du.« Obwohl Dyloft ihn teuer zu stehen kommen würde - mindestens zwanzig seiner früheren Mandanten hatten sich mittlerweile der Warshaw-Sammelklage angeschlossen -, setzte er immer noch auf Maxatil. Bei fünfundzwanzigtausend Fällen würde er irgendwann ganz groß absahnen. »Im Moment ist es ein bisschen schwierig, aber das wird sich bald ändern. Spätestens in einem Jahr ist die Goldgrube wieder geöffnet.«
»Und das FBI?«, fragte Paulette.
»Kann mir nichts anhaben.«
Das schien sie zu glauben. Ihre Erleichterung war offensichtlich. Falls sie Clay tatsächlich alles glaubte, was er gesagt hatte, war sie die Einzige am Tisch.
Das dritte Treffen sollte das letzte werden, auch wenn das weder Clay noch irgend jemand sonst auf seiner Seite des Tisches bewusst war. Joel Hanna hatte diesmal nicht den Versicherungsanwalt Babcock, sondern seinen Cousin Marcus Hanna, den CEO des Unternehmens, mitgebracht. Wie immer saß den beiden eine kleine Armee gegenüber, in deren Mitte wie ein König Mr JCC thronte.
Nach dem üblichen Geplänkel kam Joel zur Sache. »Wir sind auf weitere achtzehn Häuser gestoßen, die auf die Liste gesetzt werden müssen«, berichtete er. »Das ergibt insgesamt neunhundertvierzig. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es dabei bleibt.«
»Sehr schön«, meinte Clay hartherzig. Je länger die Liste, desto mehr Mandanten bekam er und desto mehr Schadenersatz hatten die Hannas zu zahlen. Clay vertrat fast neunzig Prozent der Kläger. Außer ihm hatten sich nur noch ein paar vereinzelte Anwälte an die Klage angehängt. Sein Hanna-Team hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Es war seinen Leuten gelungen, die Hausbesitzer davon zu überzeugen, dass es sich lohnte, seiner Kanzlei treu zu bleiben. Man hatte ihnen versichert, dass sie mehr Geld bekommen würden, weil Mr Carter Spezialist für Sammelklagen sei. Jeder potenzielle Mandant hatte ein professionell zusammengestelltes Paket erhalten, in dem die Leistungen des neuen Königs der Sammelklagen gepriesen wurden. Das war schamlose Werbung und Akquisition, aber so waren eben heutzutage die Spielregeln.
Bei ihrer letzten Besprechung hatte Clay seine Forderungen von fünfundzwanzigtausend Dollar auf zweiundzwanzigtausend reduziert. Ein Vergleich in dieser Höhe bedeutete für ihn Honorareinnahmen von etwa siebeneinhalb Millionen. Die Hannas hatten ein Gegenangebot von siebzehntausend unterbreitet, damit war der Kreditrahmen der Firma voll ausgeschöpft.
Siebzehntausend Dollar pro Haus bedeuteten Honorare in Höhe von 4,8 Millionen Dollar für Mr JCC, wenn er auf einem Anteil von dreißig Prozent bestand. Falls er jedoch bereit war, sich mit bescheideneren zwanzig Prozent zu begnügen, blieben 13.600für jeden seiner Mandanten. Ein solcher Nachlass bedeutete für ihn Mindereinnahmen in Höhe von etwa anderthalb Millionen Dollar. Marcus Hanna hatte einen renommierten Unternehmer gefunden, der bereit war, die Fassaden für jeweils 13.500Dollar zu erneuern.
Während der letzten Besprechung hatte sich herauskristallisiert, dass die Anwaltshonorare mindestens ebenso entscheidend sein würden wie die Entschädigung der Hausbesitzer. Allerdings waren in der Zwischenzeit in der Presse mehrfach Berichte über Mr JCC erschienen, von denen keiner positiv ausgefallen war. Seine Kanzlei war nicht bereit, eine Reduzierung ihres Honorars zu diskutieren.
»Irgendeine Bewegung
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