Die Schuld
auf Ihrer Seite?«, fragte Clay ohne Umschweife.
Statt mit einem schlichten »Nein« zu antworten, erläuterte Joel kurz, dass das Unternehmen finanzielle Lage, Versicherungsschutz und die Möglichkeit, einen Kredit über mindestens acht Millionen für einen Entschädigungsfonds aufzunehmen, einer neuerlichen Bewertung unterzogen habe. Leider gebe es keine neuen Entwicklungen. Das Geschäft leide unter der Wirtschaftsflaute. Bei den Auftragseingängen sehe es alles andere als rosig aus, und beim Wohnungsbau sei die Situation zumindest auf ihrem Markt noch verheerender.
So düster die Zukunftsaussichten für die Hanna Portland Cement Company auch waren, auf der anderen Seite des Tisches sah es keineswegs besser aus. Clay hatte zur großen Erleichterung der übrigen Kanzleimitarbeiter von einem Tag auf den anderen jegliche Anwerbung neuer Maxatil-Mandantinnen eingestellt. Rex Crittle arbeitete rund um die Uhr an einem Plan zur Senkung der Kosten, aber die Unternehmenskultur von JCC passte sich nur langsam an diesen radikalen Wandel an. Crittle hatte sogar das Thema Entlassungen angesprochen, was seinem Chef überhaupt nicht gepasst hatte. Es gab keinerlei nennenswerte Einnahmen. Statt an Skinny Bens ein Vermögen zu verdienen, hatten sie durch das Fiasko Millionen verloren. Dass sich immer mehr Dyloft-Mandanten an Helen Warshaw wandten, drohte der Kanzlei den Rest zu geben.
»Also keine Bewegung?«, fragte Clay, als Joel fertig war. »Nein. Siebzehntausend ist eigentlich schon mehr, als wir uns leisten können. Irgendeine Bewegung auf Ihrer Seite?«
»Zweiundzwanzigtausendfünfhundert sind ein fairer Vergleich«, verkündete Clay, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Wenn Sie sich nicht bewegen, tun wir es auch nicht.« Seine Stimme klang hart wie Stahl. Seine Mitarbeiter waren beeindruckt, hätten aber gern einen Kompromiss gefunden. Doch Clay sah Patton French vor sich, wie er in New York die großen Bosse von Ackerman Labs anbrüllte und schikanierte. Er hatte die Situation unter Kontrolle gehabt. Wenn Clay nur genügend Druck ausübte, würden die Hannas in die Knie gehen, davon war er überzeugt.
Der Einzige, der es auf Clays Seite gewagt hatte, seine Zweifel laut zu äußern, war der junge Anwalt Ed Wyatt, der Leiter des Hanna-Teams. Vor dem Treffen hatte er Clay erklärt, dass es seines Erachtens für Hanna nur von Vorteil sein könne, gemäß Chapter 11 des Konkursgesetzes Gläubigerschutz und Reorganisation zu beantragen. Alle Vergleiche mit den Hausbesitzern würden auf Eis gelegt, bis ein Treuhänder ihre Ansprüche geprüft und entschieden habe, welche Entschädigung angemessen sei. Wyatt meinte, fa lls Chapter 11 zur Anwendung komme, könnten sie sich glücklich schätzen, wenn sie zehntausend Dollar erhielten. Allerdings hatte das Unternehmen nicht mit Konkurs gedroht, was in einer solchen Situation ein normaler Schachzug gewesen wäre. Clay hatte die Bücher der Firma studiert und war der Meinung, dass sie zu viele Vermögenswerte und zu großen Stolz für solch einen drastischen Schritt besaß. Er setzte alles auf eine Karte. Die Kanzlei brauchte alle Honorare, die sie herauspressen konnte.
»Dann ist es Zeit zu gehen«, sagte Marcus Hanna abrupt. Er und sein Cousin rafften ihre Papiere zusammen und stürmten aus dem Konferenzraum. Clay versuchte, ebenfalls einen dramatischen Abgang hinzulegen, um seinen Leuten zu zeigen, dass ihn nichts aus der Fassung brachte.
Zwei Stunden später beantragte die Hanna Portland Cement Company beim Konkursgericht für Ostpennsylvania Gläubigerschutz gemäß Chapter 11 des Konkursgesetzes. Die meisten dieser Gläubiger waren in der von J. Clay Carter II. eingereichten Sammelklage zusammengefasst.
Offenbar verstand sich auch einer der Hannas darauf, Informationen durchsickern zu lassen. In der Baltimore Press erschien ein langer Artikel über den Konkurs und die ersten Reaktionen der Hausbesitzer. Die Darstellung stimmte bis ins kleinste Detail, ein Hinweis darauf, dass der Reporter seine Informationen von jemandem bezog, der an den Vergleichsverhandlungen beteiligt gewesen war. Die Firma habe siebzehntausend Dollar pro Kläger angeboten, eine großzügige Schätzung der Renovierungskosten für jedes Haus belaufe sich auf fünfzehntausend. Das Verfahren hätte mit einem fairen Vergleich enden können, wäre da nicht die Frage des Anwaltshonorars gewesen. Die Hannas hätten ihre Verantwortung von Anfang an zugegeben und seien bereit gewesen, sich hoch zu verschulden,
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