Die Schuld
um ihre Fehler zu korrigieren. In diesem Tenor ging es weiter.
Die Kläger waren höchst unzufrieden. Der Reporter ging in den Vorstädten auf Tour und stieß auf eine spontane Versammlung in einer Garage. Man zeigte ihm mehrere Häuser, damit er sich ein Bild von den Schäden machen konnte. Immer wieder bekam er Äußerungen wie die Folgenden zu hören:
»Wir hätten direkt mit den Hannas verhandeln sollen.«
»Die Firma war schon hier, bevor sich dieser Anwalt eingemischt hat.«
»Ein Maurer, mit dem ich geredet habe, meinte, er könnte die alten Ziegel für elftausend Dollar entfernen und durch neue ersetzen. Und da lehnen wir siebzehntausend ab? Ich versteh das nicht.«
»Ich bin diesem Anwalt noch nie begegnet.«
»Ich hab erst gemerkt, dass ich mich dieser Sammelklage angeschlossen hatte, als sie schon eingereicht war.«
»Wir wollten wirklich nicht, dass die Firma Pleite geht.«
»Nein, das waren nette Leute. Die wollten uns helfen.«
»Können wir den Anwalt verklagen?«
»Ich hab versucht, ihn anzurufen, aber die Leitungen sind dauernd belegt.«
Nun konnte sich der Reporter einige Informationen über Clay Carter nicht verkneifen. Natürlich begann er mit den Dyloft-Honoraren. Von da ab wurde es immer schlimmer. Drei Fotos illustrierten den Bericht: Das erste zeigte eine Hausbesitzerin, die auf ihre bröckelnden Ziegel deutete, das zweite die Versammlung in der Garage, und auf dem dritten posierten Clay im Smoking und Ridley in einem bezaubernden Kleid im Weißen Haus, wo sie zu einem Staatsbankett geladen waren. Sie war von umwerfender Schönheit, und er sah auch nicht schlecht aus, aber in diesem Zusammenhang würde es kaum jemand zu schätzen wissen, was für ein attraktives Paar sie waren. Es war eine billige Masche.
»Mr Carter - oben bei einem Staatsbankett im Weißen Haus war nicht zu erreichen.«
Und ihr werdet mich auch nicht erreichen, dachte Clay. So begann ein neuer Tag bei JCC. Die Telefone klingelten ununterbrochen, weil wutschnaubende Mandanten ihrer Empörung Luft machen wollten. In der Eingangshalle hatte er für den Fall der Fälle einen Wachmann postiert. Die Anwälte standen in kleinen Gruppen zusammen und fragten sich, ob die Kanzlei überleben würde. Jeder Mitarbeiter äußerte eine eigene Prognose. Der Boss hatte sich in seinem Büro verbarrikadiert.
Außer Tonnen von Maxatil-Akten gab es keine echten Fälle zu bearbeiten, und bei Maxatil war nicht viel zu tun, weil Goffman telefonisch ebenfalls nicht zu erreichen war.
Ganz Washington amüsierte sich auf Clays Kosten, aber er erfuhr davon erst durch einen Bericht in der Baltimore Press.
Angefangen hatte es mit den Dyloft-Artikeln im Wall Street Journal. Ein paar Faxe hier und da in der Stadt, damit auch jeder, der Clay vom College, der juristischen Fakultät, über seinen Vater oder aus seiner Zeit als Pflichtverteidiger kannte, auf dem Laufenden war. Richtig in Schwung kam die Sache, als der American Attorney ihn dem Verdienst nach an achter Stelle einstufte - weitere Faxe und E-Mails, ein paar Witze, um das Ganze aufzupeppen. Noch beliebter wurde das Spiel, als Helen Warshaw ihre widerwärtige Klage einreichte. Irgendwo in der Stadt erfand ein Anwalt, der offenkundig zu viel Zeit hatte, ein simples „Format für die Rundbriefe, überschrieb sie in Anlehnung an Clays Beinamen »The King of Torts« »König der Sammelklagen« - mit »The King of Shorts« und fing an Faxe zu verschicken. Jemand mit einer künstlerischen Ader ergänzte sie durch eine grobe Karikatur eines nackten, verblüfft dreinblickenden Clay, dem die Boxershorts um die Fußknöchel hingen. Jede neue Information über ihn wurde mit einer weiteren Ausgabe kommentiert. Der oder die Herausgeber luden Berichte aus dem Internet herunter, druckten sie im Rundbrief-Format und verteilten sie. Ein besonders nachhaltiges Echo fanden die polizeilichen Ermittlungen. Unter anderem erschienen das Foto aus dem Weißen Haus, Klatsch und Tratsch über sein Flugzeug und eine Geschichte über seinen Vater. Die anonymen Herausgeber hatten von Anfang an Kopien an Clays Kanzlei geschickt, aber Miss Glick hatte sie in den Papierkorb geworfen. Einige Anwälte aus der Yale-Clique hatten ebenfalls Faxe erhalten, doch auch sie schützten ihren Chef. Oscar Mulrooney schnappte sich die letzte Ausgabe und warf sie Clay auf den Schreibtisch. »Nur damit Sie Bescheid wissen«, sagte er. Die aktuelle Ausgabe war eine Reproduktion des Artikels der Baltimore Press.
»Irgendeine
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