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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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getrunken wurde, nur Kaffee und Wasser. Dabei hätte er dringend einen von Frenchs therapeutischen Wodkas brauchen können.
    »Vermutlich werden wir unsere Sammelklage verlieren«, sagte French. »Wer noch dabei ist, wird versuchen herauszukommen. Wie Sie wissen, haben sich nur wenige Kläger der Kategorie zwei und drei auf einen Vergleich eingelassen. Aus offensichtlichen Gründen wollen die nichts von diesem Verfahren wissen. Ich kenne mindestens fünf Gruppen von Anwälten, die nur darauf warten, bei Gericht die Abweisung unserer Sammelklage zu beantragen, und ich kann es ihnen nicht verdenken.«
    »Wir können uns wehren«, meinte Wes. »Es geht um unsere Honorare, und die werden wir brauchen.«
    Aber keiner von ihnen war in kämpferischer Stimmung, zumindest nicht im Augenblick. So reich sie angeblich auch waren, sie waren alle beunruhigt, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Clay, der in erster Linie zuhörte, war fasziniert davon, wie die übrigen vier reagierten. Patton French, der vermutlich mehr Geld als alle anderen hatte, schien davon auszugehen, dass er die finanziellen Belastungen eines Verfahrens überstehen würde. Das Gleiche galt für Wes, der mit der Tabakaffäre fünfhundert Millionen Dollar verdient hatte. Carlos gab sich zwar herausfordernd, war aber eindeutig nervös. Wirklich panisch reagierte jedoch nur der sonst so eisenharte Didier.
    Jeder von ihnen besaß mehr Geld als Clay. Dafür hatte Clay mehr Dyloft-Fälle am Hals als irgendeiner von ihnen - eine Rechnung, die ihm überhaupt nicht gefiel.
    Wenn er von einem Vergleich in Höhe von drei Millionen ausging, kam er bei sieben Klägern auf Zahlungen um die zwanzig Millionen. Das konnte er verkraften. Aber wenn die Liste länger wurde…
    Clay sprach das Thema Versicherungen an und war schockiert, als er erfuhr, dass keiner der anderen vier eine hatte. Der Versicherungsschutz war ihnen bereits vor Jahren gekündigt worden. Nur wenige Gesellschaften, die sich mit Anwaltspflichtverletzung befassten, akzeptierten Anwälte, die sich auf Sammelklagen auf Schadenersatz spezialisiert hatten. Dyloft war ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie Recht sie hatten.
    »Seien Sie dankbar für Ihre zehn Millionen«, meinte Wes. »Zumindest die müssen Sie nicht selbst bezahlen.«
    Eigentlich wollte jeder nur jammern und schimpfen. Bald hatten sie jedoch genug vom Unglück der anderen und einigten sich auf einen höchst allgemein gehaltenen Plan, der ein Treffen mit Miss Warshaw irgendwann in der Zukunft vorsah, bei dem sie vorsichtig erkunden wollten, wie die Chancen für Verhandlungen standen. Sie hatte jeden wissen lassen, dass sie nicht an einem Vergleich interessiert war. Ihr ging es um Gerichtsverfahren. Gigantische, Aufsehenerregende Veranstaltungen ohne Gnade, bei denen die gegenwärtigen und früheren Könige der Sammelklagen vor Gericht gezerrt und vor den Geschworenen bloßgestellt wurden.
    Clay verbrachte den Nachmittag und die Nacht in Atlanta, wo ihn niemand kannte.
     
    Während seiner Jahre als Pflichtverteidiger hatte Clay hunderte von Erstgesprächen geführt, die fast immer im Gefängnis stattgefunden hatten. Der Anfang war zumeist zäh gewesen, weil der Angeklagte, in so gut wie allen Fällen schwarz, nicht sicher war, wie viel er seinem weißen Anwalt erzählen sollte. Wenn es dann um den persönlichen Background ging, entspannte sich die Atmosphäre etwas, aber Tatsachen, Einzelheiten oder gar die Wahrheit über das Verbrechen kamen während der ersten Sitzungen nur selten zur Sprache.
    Welche Ironie des Schicksals, dass Clay nun als weißer Beklagter seinem ersten Gespräch mit seinem schwarzen Anwalt voller Nervosität entgegensah. Bei einem Stundensatz von siebenhundertfünfzig Dollar konnte er nur hoffen, dass Zack Battle eine rasche Auffassungsgabe hatte. Zu diesem Preis konnte er sich weder Ausweichmanöver noch Schattenboxen leisten. Battle würde die Wahrheit zu hören bekommen, und zwar so schnell, wie er schreiben konnte.
    Aber Battle war nach einem Schwätzchen zumute. Er und Jarrett waren vor vielen Jahren Saufkumpane gewesen, lange bevor Battle nüchtern und der größte Strafverteidiger Washingtons wurde. Was konnte er für Geschichten über Jarrett Carter erzählen!
    Nicht zu siebenhundertfünfzig Dollar die Stunde, hätte Clay am liebsten gesagt. Schalt die Uhr aus, und wir quasseln, so lange du willst.
    Battles Büro ging auf den Lafayette Park hinaus. Im Hintergrund war das Weiße Haus zu sehen. Eines Nachts hatten

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