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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Emissionskurs von zehn Dollar gehabt hatte, auf einen Höchststand von 16,50 Dollar. Das war nicht schlecht, blieb aber doch weit hinter dem zurück, was der Gründer und CEO der BvH Group prognostiziert hatte. Eine Woche vor dem Börsengang hatte Bennett gegenüber einem nicht besonders seriösen örtlichen Wirtschaftsblatt namens Daily Profit getönt, die Analysten der Wall Street seien sicher, dass die BvHG-Aktie »auf vierzig Dollar hochschnellen« werde. Im Freiverkehr wurde die Aktie aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Nach dieser Bauchlandung war sie damals noch etwa sechs Dollar wert. Bennett war nicht klug genug gewesen, sich wie alle guten Unternehmer von einem Teil seiner Aktien zu trennen. Er hielt seine vier Millionen Stück und sah zu, wie der Marktwert des Unternehmens von einst Sechsundsechzig Millionen auf beinahe null fiel.
    An jedem Werktag machte Clay sich das Vergnügen, morgens den Kurs des Papiers in Erfahrung zu bringen. Aktuell wurde die BvHG-Aktie zu siebenundachtzig Cent gehandelt.
    »Wie steht die Aktie?« Diese Frage wäre die schallende Ohrfeige gewesen, die Clay Bennett van Horn gern verpasst hätte. Bisher hatte er sich noch nicht getraut.
    »Vielleicht heute Abend«, murmelte er vor sich hin, während er auf das Gelände des Potomac Country Clubs einbog. Aber da eine baldige Heirat im Raum stand, wären bei diesem Abendessen wahrscheinlich seine Unzulänglichkeiten Thema nicht die van Horns. Clay sprach die Sätze, die er Rebeccas Vater so gern an den Kopf geschleudert hätte, laut vor sich hin: »Meinen Glückwunsch, Bennett, in den letzten zwei Monaten ist Ihre Aktie um zwölf Cent gestiegen! Sie halten den Laden ja richtig am Brummen, alter Junge! Ist jetzt wieder ein neuer Mercedes fällig?«
    Weil er das Trinkgeld für den Parkservice sparen wollte, stellte er den Honda Accord auf einem abgelegenen Parkplatz hinter ein paar Tennisplätzen ab. Auf dem Weg zum Clubhaus richtete er seinen Krawattenknoten und führte weiter Selbstgespräche. Er hasste diesen Club - wegen all der Arschlöcher, die hier Mitglied waren, weil er selbst es nicht werden konnte und weil der Club das Revier der van Horns war, die ihm nur zu gern das Gefühl vermittelten, dass er nicht hierher gehörte. Zum hundertsten Mal hatte er sich wie an jedem anderen Tag auch heute die Frage gestellt, warum er sich in eine Frau mit so unerträglichen Eltern verliebt hatte. Wenn er überhaupt einen Plan hatte, dann den, mit Rebecca nach Neuseeland durchzubrennen. Er wollte das OPD hinter sich lassen und mit ihr ans Ende der Welt flüchten - so weit wie möglich weg von ihren Eltern.
    Ich weiß, dass Sie kein Mitglied sind, werde Sie aber trotzdem an Ihren Tisch geleiten, schien ihm der frostige Blick der Empfangsdame bedeuten zu wollen. »Folgen Sie mir«, sagte die Angestellte mit dem Anflug eines falschen Lächelns. Clay antwortete nicht. Er schluckte, blickte starr geradeaus und versuchte, das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. Wie konnte man nur von ihm erwarten, dass er ein Abendessen in dieser Umgebung genießen würde? Schon zweimal hatte er hier mit Rebecca gespeist - einmal in Anwesenheit ihrer Eltern, einmal ohne sie. Das Essen war teuer und ziemlich gut, aber da Clay sich in der Regel nur von Fertiggerichten ernährte, waren seine Ansprüche niedrig. Was ihm durchaus bewusst war.
    Bennett war noch nicht da. Clay begrüßte Mrs van Horn mit einer vorsichtigen Umarmung - ein Ritual, dass sie beide nicht mochten. Dann entrichtete er eher kläglich seine Glückwünsche: »Alles Gute zum Geburtstag.« Rebecca wurde mit einem Küsschen auf die Wange bedacht. Es war ein guter Tisch. Man hatte einen hervorragenden Blick auf das achtzehnte Loch des Golfplatzes und konnte komische alte Käuze studieren, die im Sand herumstocherten und aus nächster Nähe keinen Putt zustande brachten.
    »Wo ist denn Mr van Horn?«, fragte Clay. Hoffentlich nicht in der Stadt, dachte er. Noch besser wäre es, wenn er auf der Intensivstation im Krankenhaus läge.
    »Er ist auf dem Weg«, antwortete Rebecca.
    »Mein Mann hat sich heute in Richmond mit dem Gouverneur getroffen«, fügte Mrs van Horn hinzu. Sie konnten es einfach nicht lassen. Ihr habt gewonnen!, hätte Clay am liebsten geschrien. Ihr habt gewonnen! Ihr seid wichtiger als ich!
    »Woran arbeitet er gerade?«, erkundigte er sich, wieder einmal erstaunt darüber, wie aufrichtig er klingen konnte. Er wusste genau, warum der Bulldozer in Richmond

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