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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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achten.
    »Das ist ja wunderbar«, sagte Barb, als hätte es so im Drehbuch gestanden.
    Begabt, keine Angst vor der Arbeit, gute Universitätsausbildung, sogar stattlich. Erstaunt nahm Clay zur Kenntnis, wie schnell seine Aktien gestiegen waren. »Klingt interessant«, sagte er, und in gewisser Weise war es das auch. Jeder einzelne Aspekt dieser Inszenierung war interessant.
    Jetzt wollte Bennett Nägel mit Köpfen machen, denn das Überraschungsmoment verschaffte ihm natürlich einen Vorteil. »Es ist eine großartige Position. Faszinierende Arbeit, und Sie werden die Leute kennen lernen, die da unten was in Bewegung setzen können. Langweilig wird's bestimmt nicht. Klar, es werden jede Menge Überstunden anfallen, zumindest während der Sitzungsperioden des dortigen Repräsentantenhauses, aber ich habe Ian versichert, dass Ihre breiten Schultern dazu geschaffen sind, Verantwortung zu tragen.«
    »Was genau würde ich denn da tun?«, brachte Clay mühsam hervor.
    »Mit dem ganzen Juristenkram kenne ich mich nicht aus. Aber falls Sie Interesse haben sollten… Ian hat zugesagt, sofort mit Freuden ein Vorstellungsgespräch für Sie zu arrangieren. Allerdings sind auch noch andere auf die Stelle scharf. Laut Ian gehen schon jede Menge Bewerbungen ein. Sie müssten sich schnell entscheiden.«
    »So weit weg ist Richmond doch auch gar nicht«, sagte Barb.
    Auf jeden Fall sehr viel näher als Neuseeland, dachte Clay. Vermutlich plante Barb bereits die Hochzeit. Was Rebecca wollte, konnte er nicht einschätzen. Manchmal schien es, als würden ihre Eltern sie erdrücken, aber nur selten ließ sie den Wunsch erkennen, ihnen den Rücken zu kehren. Mit Geld als Köder - falls er noch welches hatte - versuchte Bennett, seine beiden Töchter in seiner Nähe zu halten.
    »Nun, äh, danke«, stammelte Clay, der sich trotz seiner angeblich breiten Schultern plötzlich eher schwach fühlte.
    »Anfangsgehalt fünfundneunzigtausend Dollar im Jahr.« Diesmal senkte Bennett seine Stimme um ein paar Dezibel, damit die anderen Gäste nichts hörten.
    Das war mehr als das Doppelte seines gegenwärtigen Verdienstes, und Clay ging davon aus, dass das allen am Tisch bewusst war. Die van Horns beteten das Geld an und diskutierten wie Besessene über Gehälter und Vermögen.
    »Toll!«, sagte Barb wie aufs Stichwort.
    »Ein hübsches Sümmchen«, räumte Clay ein.
    »Ja, kein übler Start«, bemerkte Bennett. »Ian sagt, Sie würden dort wirklich bedeutende Rechtsanwälte kennen lernen. In diesem Leben kommt's nur auf Beziehungen an. Reißen Sie ein paar Jahre ab, dann können Sie sich im Unternehmensrecht selbständig machen. Da ist das große Geld zu holen.«
    Es war kein angenehmer Gedanke, dass Bennett van Horn plötzlich Gefallen daran gefunden hatte, Clays Lebensplanung zu übernehmen. Aber dieses Interesse hatte natürlich nichts mit ihm zu tun. Es ging nur um Rebecca.
    »Wie könnte man dazu Nein sagen«, platzte Barb reichlich ungeschickt heraus.
    »Bedräng ihn nicht, Mutter«, mahnte Rebecca.
    »Es ist nur so eine wunderbare Chance«, erwiderte Barb, als könnte Clay vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.
    »Lassen Sie es sich durch den Kopf gehen, und schlafen Sie eine Nacht darüber«, sagte Bennett. Das Angebot stand, jetzt musste man abwarten, ob der Junge clever genug war, es auch anzunehmen.
    Clay hatte einen guten Grund gefunden, seinen Salat hinunterzuschlingen. Er nickte lediglich, als könnte er jetzt nicht antworten. Nachdem Bennetts zweiter Scotch eingetroffen war, entspannte sich die Situation, und er ging zu einem seiner Lieblingsthemen über. Jetzt wurde der jüngste Klatsch über einen möglichen neuen Baseball-Franchise-Deal für den Raum Washington kolportiert. Bennett spielte eine Nebenrolle in einer der drei Investmentgruppen, die um die beste Ausgangsposition für den Abschluss des Deals rangelten - falls dieser je genehmigt werden sollte. Er blühte förmlich auf, wenn er andere über die letzten Entwicklungen unterrichten konnte. In einem Artikel der Washington Post hatte Clay kürzlich gelesen, Bennetts Gruppe belege den dritten Platz und verliere Monat für Monat an Boden. Nach einer ungenannten Quelle waren die Finanzen nicht nur undurchsichtig, sondern standen regelrecht auf wackeligen Beinen. Der Name Bennett van Horn wurde in dem ganzen Artikel nicht ein einziges Mal erwähnt. Clay wusste, dass er einen gigantischen Schuldenberg angehäuft hatte. Etliche seiner Projekte zur Erschließung neuen Baulands

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