Die Schuld
Gast im Speisesaal nicht entging.
»Großartig«, antwortete Bennett. »Er lässt beste Grüße ausrichten. Nächste Woche ist der Präsident von Südkorea in der Stadt. Der Gouverneur hat uns, zu einer Feier in seinem Landhaus eingeladen. Abendkleidung ist Vorschrift.« Auch seine Stentorstimme hallte durch den ganzen Raum.
»Wirklich?«, kreischte Barb. Der verzerrte Ausdruck ihres kürzlich überholten Gesichts sollte offenbar Entzücken ausdrücken.
Mit diesen Augen müsste sie sich unter den Koreanern wie zu Hause fühlen, dachte Clay.
»Wird eine großartige Feier«, sagte Bennett, während er eine ganze Kollektion von Handys aus der Tasche zog und sie vor sich auf dem Tisch anordnete. Nur ein paar Sekunden nach seinem Eintreffen tauchte hinter ihm ein Kellner mit einem doppelten Scotch auf. Chivas mit ein bisschen Eis, ganz wie immer.
Clay bestellte einen Eistee.
»Wie geht's denn meinem Kongressabgeordneten?«, fragte Bennett in Rebeccas Richtung, natürlich wiederum aus vollem Hals. Mit einem schnellen Blick nach rechts vergewisserte er sich, dass das Paar am Nebentisch alles mitbekommen hatte. Ich habe meinen persönlichen Kongressabgeordneten!
»Gut, Daddy. Er lässt grüßen. Im Augenblick ist er sehr beschäftigt.«
»Du siehst müde aus, Honey. War's ein harter Tag?«
»Nicht schlimmer als sonst.«
Die drei van Horns tranken einen Schluck. In letzter Zeit war Rebeccas Müdigkeit eines der Lieblingsthemen ihrer Eltern. Nach deren Meinung arbeitete sie zu hart und hätte es eigentlich überhaupt nicht tun sollen. Sie näherte sich den Dreißig, und es war an der Zeit, dass sie einen netten jungen Mann mit gut bezahltem Job und einer strahlenden Zukunft heiratete um Enkelkinder zu gebären und den Rest ihres Lebens im Potomac Country Club zu verbringen.
Das wäre Clay herzlich egal gewesen, wenn nicht Rebecca denselben Träumen nachgehangen hätte. Früher hatte sie davon geredet, sich im Dienst an der Allgemeinheit eine Karriere aufbauen zu wollen. Doch nach vier Jahren Capitol Hill hatte sie von der Bürokratie die Nase voll. Auch sie wollte nur noch einen Ehemann, Kinder und ein Haus in der Vorstadt.
Die Speisekarten wurden verteilt. Eines von Bennetts Handys piepte, und er erledigte das Telefonat vom Tisch aus. Irgendein Deal schien zu platzen. Die Zukunft von Amerikas finanzieller Freiheit stand auf Messers Schneide.
»Was soll ich denn da anziehen?«, fragte Barb Rebecca, während Clay sich hinter der Speisekarte verschanzte. »Am besten etwas Neues«, empfahl Rebecca.
»Ja, du hast Recht«, pflichtete ihr Barb bei. »Lass uns Samstag zusammen einkaufen gehen.«
»Gute Idee.«
Der große Geschäftsmann rettete den Deal, dann bestellten sie. Anschließend informierte Bennett die anderen über den Anruf. Angeblich agierte irgendeine Bank nicht schnell genug, und er hatte den Leuten Feuer unterm Hintern gemacht. Erst als der Salat gebracht wurde, nahm die Suada ein Ende.
Aber nach ein paar Bissen begann Bennett schon wieder zu reden, wie üblich mit vollem Mund. »In Richmond habe ich mit meinem guten Freund Ian Ludkin gegessen, dem Sprecher des dortigen Repräsentantenhauses. Wirklich, Clay, der Mann würde Ihnen gefallen. Ein perfekter Gentleman.«
Clay nickte beifällig, als könnte er es gar nicht abwarten, jeden Einzelnen von Bennetts guten Freunden zu treffen.
»Wie auch immer, Ian schuldet mir wie fast alle dort ein paar Gefälligkeiten. Also habe ich ihn einfach gefragt.«
Clay brauchte einen Augenblick, bis er bemerkte, dass die Frauen nicht mehr aßen und ihre Gabeln hingelegt hatten. Beide hörten erwartungsvoll zu.
»Was haben Sie ihn gefragt?«, erkundigte er sich, weil er den Eindruck hatte, dass es von ihm erwartet wurde.
»Nun, ich habe Ian von Ihnen erzählt, Clay. Begabter junger Anwalt, messerscharfer Verstand, keine Angst vor der Arbeit, Absolvent der juristischen Fakultät der Georgetown-Universität, ein stattlicher junger Mann mit Charakter. Ian antwortete, er sei immer auf der Suche nach unverbrauchten Talenten. Und Gott allein weiß, wie schwer es ist, solche Leute zu finden. Ian sprach von einer freien Stelle für einen Anwalt. Ich habe geantwortet, ich hätte keine Ahnung, ob Sie interessiert wären, würde Ihnen aber gern von dem Angebot erzählen. Also, wie denken Sie darüber?«
Ich denke, dass ich hier in einen Hinterhalt geraten bin, wäre es fast aus Clay herausgeplatzt. Rebecca starrte ihn an und schien genau auf seine erste Reaktion zu
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