Die Schuld
waren erfolgreich von Umweltschützern blockiert worden, die die noch verbliebenen unberührten Landschaften im nördlichen Virginia bewahren wollten. Er führte erbitterte Prozesse gegen ehemalige Partner und war praktisch pleite. Trotzdem schlürfte er hier Whiskey und faselte über ein neues Stadion für vierhundert Millionen Dollar, eine Franchise-Gebühr von zweihundert Millionen und eine zukünftige Gehaltsliste von einhundert Millionen.
Als sie mit dem Salat fertig waren, kamen auch schon die Steaks, und das ersparte Clay ein paar quälende Minuten, in denen er etwas hätte sagen müssen. Das Essen lieferte ihm ein Alibi, auch weiterhin schweigen zu können. Rebecca ignorierte ihn, und umgekehrt war es genauso. Der Streit würde sowieso nicht lange auf sich warten lassen.
Es folgten Geschichten über den Gouverneur - auch er selbstredend einer von Bennetts »guten Freunden« -, der gerade ein Team zusammenstellte, weil er in den Senat gewählt werden wollte. Natürlich sollte Bennett auch dabei eine Hauptrolle spielen. Dann wurden Einzelheiten über ein paar seiner brisantesten Geschäfte offenbart, und schließlich war von einem neuen Flugzeug die Rede, das schon längere Zeit auf der Themenliste stand. Bennett konnte einfach nicht die passende Maschine finden. Clay kam es so vor, als dauerte dieses Essen bereits zwei Stunden. Doch es waren erst neunzig Minuten verstrichen, als das Ehepaar van Horn sich gegen ein Dessert entschied und sich zum Aufbruch rüstete.
Clay bedankte sich für das Essen und versprach, sich hinsichtlich des Jobs in Richmond rasch zu entscheiden.
»So ein Angebot bekommt man nur einmal im Leben«, verkündete Bennett feierlich. »Vermasseln Sie sich diese Chance nicht.«
Als Clay sicher war, dass ihre Eltern verschwunden waren, bat er Rebecca, ihn in die Bar zu begleiten. Dort warteten sie schweigend auf ihre Drinks. In angespannten Situationen neigten beide dazu, darauf zu lauern, dass der andere zuerst das Wort ergriff.
»Von der Geschichte mit dem Job in Richmond wusste ich nichts«, begann Rebecca schließlich.
»Es fällt mir schwer, das zu glauben«, sagte Clay. »Ich hatte eher den Eindruck, als wäre die ganze Familie eingeweiht. Deine Mutter wusste mit Sicherheit davon.«
»Mein Vater macht sich nur Sorgen um dich, das ist alles.«
Dein Vater ist ein Idiot, hätte Clay am liebsten geantwortet. »Nein, er sorgt sich um dich. Schließlich kann er es nicht zulassen, dass du einen Mann ohne Zukunft heiratest. Also versucht er, unsere Zukunft zu managen. Findest du es nicht anmaßend, dass er glaubt, mir einen neuen Job besorgen zu müssen, weil ihm mein jetziger nicht passt?«
»Vielleicht versucht er einfach nur zu helfen. Er liebt es, seine Beziehungen spielen zu lassen.«
»Wie kommt er denn zu der Annahme, dass ich Hilfe benötige?«
»Vielleicht ist es ja so.«
»Verstehe. Nun kommt's raus.«
»Du kannst nicht bis ans Ende deiner Tage im OPD arbeiten, Clay. Du bist ein guter Pflichtverteidiger und ganz für deine Mandanten da, aber vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass du dir einen anderen Job suchst. Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Das hast du selbst mal gesagt.«
»Vielleicht habe ich aber keine Lust, in Richmond zu leben. Vielleicht habe ich noch nie einen Gedanken daran verschwendet, Washington zu verlassen. Was ist, wenn ich keine Lust habe, für einen Kumpel deines Vaters zu arbeiten? Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass mir die Vorstellung zuwider sein könnte, mich mit einer Horde Lokalpolitiker herumzuschlagen? Ich bin Anwalt, Rebecca, kein subalterner Sachbearbeiter.«
»Na gut. Wie du meinst.«
»Ist dieser Job ein Ultimatum?«
»In welcher Hinsicht?«
»In jeder Hinsicht. Was ist, wenn ich Nein sage?«
»Meiner Ansicht nach hast du dich bereits dagegen entschieden, was übrigens ziemlich typisch ist für dich. Eine Affektentscheidung.«
»Wenn die Antwort auf der Hand liegt, fallen einem solche Entscheidungen leicht. Sollte ich einen neuen Job brauchen, suche ich ihn mir selbst. Ich habe deinen Vater nicht darum gebeten, seine Beziehungen spielen zu lassen. Also, was passiert, wenn ich Nein sage?«
»Ich bin sicher, dass die Sonne trotzdem weiterhin aufgehen wird.«
»Und deine Eltern?«
»Sie werden enttäuscht sein.«
»Und du?«
Rebecca zuckte nur die Achseln und nippte an ihrem Drink. Über eine Heirat war schon etliche Male gesprochen worden, aber sie hatten nichts vereinbart. Sie waren nicht verlobt, es gab keinen
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