Die Schuld
Zeit und FDA-Zulassungen. Sie stecken in einem echten Dilemma, weil sie Geld benötigen. Sie haben sich hoch verschuldet, um andere Unternehmen aufzukaufen, doch die meisten davon haben sich nicht rentiert. Die Aktie steht bei rund zweiundvierzig Dollar. Vor einem Jahr war sie noch achtzig wert.«
»Wie werden sich die Neuigkeiten über Dyloft auf das Unternehmen auswirken?«
»Die Aktienkurse werden ins Bodenlose fallen. Das ist genau das, was mein Auftraggeber will. Wenn das Verfahren richtig geführt wird - und ich gehe davon aus, dass Sie und ich das hinbekommen -, werden die Meldungen für Ackerman Labs das Aus bedeuten. Und da wir interne Beweise dafür haben, dass Dyloft schädlich ist, hat die Firma keine andere Wahl, als einen Vergleich zu schließen. Die können keinen Prozess riskieren, nicht mit einem so gefährlichen Produkt.«
»Wo ist der Pferdefuß?«
»Fünfundneunzig Prozent der Tumore sind gutartig und sehr klein. Die Blase wird nicht ernstlich geschädigt.«
»Der Rechtsstreit soll also nur den Markt erschüttern?«
»Genau, und natürlich Schadenersatz für die Opfer bringen. Ich will keinen Tumor in meiner Blase, ob nun gutartig oder nicht. Die meisten Geschworenen werden ebenso empfinden. Es wird folgendermaßen ablaufen: Sie stellen eine Gruppe von rund fünfzig Klägern zusammen und reichen eine Sammelklage im Namen aller Dyloft-Patienten ein. Gleichzeitig gehen Fernsehspots auf Sendung, mit denen nach weiteren Fällen gesucht wird. Wenn Sie hart und schnell zuschlagen, haben Sie bald tausende Fälle an der Hand. Die Spots werden überall in den Staaten laufen - kurze Clips, die den Leuten einen Schrecken einjagen, sodass sie sofort die gebührenfreie Nummer hier bei Ihnen in Washington anrufen, wo bereits eine ganze Armee von Anwaltsassistenten an den Hörern sitzt und die Kärrnerarbeit leistet. Es wird Sie ein bisschen was kosten, aber wenn Sie sagen wir, fünftausend Fälle haben und bei jedem eine Entschädigung von zwanzigtausend Dollar herausholen, sind das zusammen einhundert Millionen Dollar. Und ein Drittel davon gehört Ihnen.«
»Das ist geradezu unanständig.«
»Nein, Clay, es ist eine Schadenersatzklage vom Feinsten. So funktioniert das System heutzutage. Und ich garantiere Ihnen, wenn Sie es nicht tun, kommt jemand anders. Und zwar bald. In diesem Bereich ist so viel Geld zu machen, dass die Anwälte jedem Hinweis auf Gesundheitsschäden durch ein Medikament wie die Aasgeier nachjagen. Und glauben Sie mir, es gibt jede Menge Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen.«
»Wieso bin ausgerechnet ich der Glückliche?«
»Gutes Timing, mein Freund. Sobald mein Auftraggeber weiß, wann Sie Klage einreichen, kann er sich auf die Marktsituation einstellen.«
»Wo bekomme ich die fünfzig Mandanten her?«, fragte Clay.
Pace tippte auf eine weitere Akte. »Wir kennen mindestens tausend. Mit Namen und Adressen, alle hier drin.«
»Sie erwähnten eine kleine Armee von Anwaltsassistenten.«
»Ein halbes Dutzend. So viele sind nötig, um die Anrufe entgegenzunehmen und die Akten zu bearbeiten. Sie könnten am Ende auf fünftausend Mandanten kommen.«
»Was ist mit den Fernsehspots?«
»Ich habe die Adresse einer Firma, die solche Spots in maximal drei Tagen produziert. Nichts Besonderes - ein paar Bilder von Pillen, die auf einen Tisch fallen, ein Begleitkommentar über die Schäden, die Dyloft hervorrufen kann, fünfzehn Sekunden Angst und Schrecken, die die Leute dazu bringen sollen, in der Kanzlei von J. Clay Carter II. anzurufen. Diese spots tun ihre Wirkung, glauben Sie mir. Lassen Sie sie eine Woche lang auf allen großen Kanälen laufen, und Sie haben mehr Mandanten, als Sie zählen können.«
»Was wird das kosten?«
»Ein paar Millionen, aber Sie können es sich leisten.«
Jetzt war Clay an der Reihe, im Raum umherzuwandern und seinen Kreislauf auf Touren zu bringen. Er hatte ein paar Spots für Diätpillen mit unerwünschten Nebenwirkungen gesehen. Darin hatten unsichtbare Anwälte aus dem Off versucht, den Menschen Angst einzujagen, damit sie eine gebührenfreie Nummer wählten. So tief wollte er auf keinen Fall sinken.
Aber dreiunddreißig Millionen Dollar Honorar! Er war immer noch ganz betäubt von dem Vermögen, das ihm kürzlich in den Schoß gefallen war.
»Wie sieht der Zeitplan aus?«
Pace hatte eine Liste der Dinge, die zuerst erledigt werden sollten. »Sie müssen die Mandate unter Dach und Fach bringen, das wird höchstens zwei Wochen dauern. Drei
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