Die Schuld
nonstop«. Der Jet brauchte weniger Treibstoff als die anderen zum Vergleich herangezogenen Flugzeuge, deren Namen Clay ebenfalls noch nie gehört hatte, und war sogar noch schneller. Der Innenraum war geräumig und mit Sesseln und Sofas ausgestattet, sogar eine äußerst ansehnliche Stewardess gab es, die im Minirock eine Flasche Champagner und eine Schale Kirschen anbot. Alle Möbel waren mit Leder in kräftigem Gelbbraun bezogen. Die Galaxy 9000 war für die Freizeit ebenso geeignet wie fürs Arbeiten, verfügte sie doch über eine Hightech-Telefonanlage inklusive Satellitenempfang, die es dem viel beschäftigten Anwalt erlaubte, in jedem Ort der Welt anzurufen. Außerdem gab es ein Fax- und ein Kopiergerät sowie einen Internet-Zugang. Auf dem Video war eine Gruppe streng dreinblickender Rechtsanwälte zu sehen, die um einen kleinen Tisch saßen, die Ärmel hochgekrempelt, als brüteten sie über einem Vergleich. Die hübsche Blondine im Minirock wurde mitsamt dem Champagner ignoriert.
Clay trat näher an die Zuschauer heran, wobei er sich wie ein Eindringling fühlte. Klugerweise sagte das Video nichts über den Verkaufspreis der Galaxy 9000. Es gab Sonderkonditionen für Timesharing, Inzahlungnahme oder Leasing, die man sich von den Handelsvertretern erklären lassen konnte, welche Gewehr bei Fuß standen, jederzeit bereit fürs Geschäft. Als der Film zu Ende war, fingen die Anwälte alle auf einmal an zu reden, und zwar mitnichten über Schäden durch Medikamente oder Schadenersatzklagen, sondern über Jets und die Kosten für den Piloten. Die Vertreter waren sofort umringt von eifrigen Kaufwilligen. Clay hörte jemanden sagen: »Ein neuer liegt bei fünfunddreißig.«
Damit waren sicherlich nicht fünfunddreißig Millionen gemeint.
Andere Aussteller boten jede Art von Luxusartikeln an. Ein Schiffsbauer hatte ein Grüppchen von Anwälten für seine Jachten interessiert. In der Nähe stand ein Makler, der sich auf Immobilien in der Karibik spezialisiert hatte. Ein anderer verkaufte Viehranches in Montana. Ein Elektronikstand mit dem neuesten, absurd teuren Schnickschnack war besonders gut besucht.
Und dann die Autos. An einer gesamten Wandseite reihte sich, kunstvoll in Szene gesetzt, ein teures Modell an das nächste: ein Mercedes-Cabrio, eine Corvette - limitiertes Modell -, ein kastanienbrauner Bentley, den man einfach haben musste, wenn man als Anwalt im Schadenersatzgeschäft tätig war und etwas auf sich hielt. Bei Porsche wurde gerade der erste eigene Geländewagen enthüllt, ein Verkäufer nahm die Bestellungen entgegen. Die größte Traube klebte staunend an einem blitzenden königsblauen Lamborghini. Das Preisschild war gut versteckt, als schämte sich der Hersteller für die Summe. Nur zweihundertneunzigtausend Dollar, und das bei begrenzter Stückzahl. Einige Anwälte schienen entschlossen, sich um das Auto zu prügeln.
In einem ruhigeren Winkel des Saales nahmen ein Schneider und sein Assistent bei einem hoch gewachsenen Anwalt Maß für einen italienischen Anzug. Auf einem Schild stand, sie kämen aus Mailand, doch in Clays Ohren klang ihr Amerikanisch sehr authentisch.
An der juristischen Fakultät hatte er einmal einer Podiumsdiskussion über Vergleiche mit hohen Entschädigungssummen beigewohnt. Es war darüber gesprochen worden, was man als Anwalt tun sollte, um Mandanten aus einfachen Verhältnissen vor den Versuchungen des schnellen Reichtums zu bewahren. Mehrere Prozessanwälte erzählten Horrorgeschichten von Arbeiterfamilien, die sich mit ihren Entschädigungen zugrunde gerichtet hatten. Es waren faszinierende Studien über das menschliche Verhalten. »Unsere Mandanten geben ihr Geld fast so schnell aus wie wir«, sagte damals einer der Diskussionsteilnehmer geistreich.
Während Clay seinen Blick durch den Ausstellungssaal schweifen ließ, sah er lauter Anwälte, die ihr Geld ebenso schnell ausgaben, wie sie es verdienten. Und tat er selbst das nicht auch?
Natürlich nicht. Er hatte sich auf das Wesentliche beschränkt. Zumindest vorerst. Wer wollte nicht ein neues Auto und ein schöneres Zuhause? Er kaufte keine Jachten, Flugzeuge und Viehranches. Das wollte er alles gar nicht. Und selbst wenn Dyloft ihm noch ein Vermögen bescherte, würde er unter keinen Umständen sein Geld für Jets und Zweitwohnsitze verschleudern. Er würde es auf der Bank lassen oder im Garten vergraben.
Die Konsumorgie verursachte ihm Übelkeit, und er verließ das Hotel. Er freute sich auf Austern und
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