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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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würden sie nicht ohne einander funktionieren. Manchmal weinten sie und ließen ihrem unsäglichen Kummer freien Lauf. Dann wieder waren sie stoisch, streng und stark und scheinbar unbeeindruckt von dem Geld. Clay begann daran zu zweifeln, dass sie die Entschädigung annehmen würden.
    Am Ende taten sie es doch, wobei Clay sicher war, dass sie das Geld wie alle anderen Mandanten am wenigsten interessierte. Erst mit der Zeit würden sie es schätzen lernen, doch im Moment wollten sie nur eines: ihre Tochter zurückhaben. Paulette und Miss Glick begleiteten sie aus dem Büro zum Aufzug, wo man sich zum Abschied umarmte. Als sich die Türen schlossen, kämpfte das Elternpaar mit den Tränen.
    Clays kleines Team kam im Konferenzraum zusammen, um die jüngsten Ereignisse Revue passieren zu lassen. Erleichtert dachten sie daran, dass zumindest in der nahen Zukunft keine trauernden Witwen und Eltern mehr vorbeikommen würden. Sündteurer Champagner war für diesen Augenblick kalt gestellt worden, und Clay begann die Gläser zu füllen. Miss Glick enthielt sich, weil sie keinen Alkohol trank, doch sie war die einzige Abstinenzlerin der Kanzlei. Paulette und Jonah schienen besonders durstig zu sein. Auch Rodney trank mit, obwohl er sonst Budweiser vorzog.
    Bei der zweiten Flasche erhob sich Clay, um ein paar Worte zu sagen. »Ich habe einige Bekanntmachungen zu verkünden«, fing er an und klopfte an sein Glas. »Erstens: die Tylenol-Fälle sind hiermit vollständig. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an alle.« Er benutzte »Tylenol« als Codewort für Tarvan, den Namen, den sie niemals hören durften. Ebenso wie sie nie erfahren würden, wie hoch sein Honorar war. Es stand außer Zweifel, dass Clay ein Vermögen bekam, aber wie hoch die Summe wirklich war, wussten sie nicht.
    Sie klatschten sich selbst Beifall.
    »Zweitens: Wir feiern heute Abend mit einem Essen im Citronelle. Punkt acht Uhr. Könnte ein langer Abend werden, denn morgen wird nicht gearbeitet. Das Büro bleibt geschlossen.«
    Wieder Beifall und mehr Champagner. »Drittens: In zwei Wochen fliegen wir zusammen nach Paris. Wir alle hier mit je einer Begleitperson, bevorzugt dem Ehepartner, sofern es einen gibt. Die Kosten werden vollständig übernommen. Flug erster Klasse, Luxushotel, das ganze Programm. Wir werden eine Woche bleiben. Es gibt keine Ausnahmen. Ich bin der Boss, und ich beordere euch hiermit alle nach Paris.«
    Miss Glick legte beide Hände vor den Mund. Alle waren sprachlos. Paulette fand als Erste wieder Worte: »Aber nicht Paris in Tennessee, oder?«
    »Nein, Paris in Frankreich.«
    »Und wenn ich da drüben zufällig meinem Mann begegne?«, fragte sie mit einem leichten Lächeln, woraufhin am Tisch Gelächter ausbrach.
    »Du kannst gern auch nach Tennessee fahren, wenn du unbedingt möchtest, meine Liebe«, entgegnete Clay.
    »Nie im Leben, mein Lieber.«
    Als Miss Glick ihre Sprache wiedergefunden hatte, sagte sie:
    »Ich brauche einen Pass.«
    »Die Formulare liegen bereits auf meinem Schreibtisch. Ich werde mich darum kümmern. Wird keine Woche dauern. Sonst noch was?«
    Sie redeten über das Wetter und das Essen und die Kleidung, die sie mitnehmen mussten. Jonah begann eine Diskussion darüber, welche Freundin ihn begleiten sollte. Paulette war als Einzige schon einmal in Paris gewesen - in den Flitterwochen. Es war ein kurzes Intermezzo gewesen, das abrupt endete, als ihr griechischer Mann wegen eines geschäftlichen Notfalls von ihrer Seite geholt wurde. Sie flog allein nach Hause, in der Touristenklasse. Auf dem Hinflug hatte sie die erste Klasse kennen gelernt. »Da gibt's Champagner«, berichtete sie den anderen. »Und die Sitze sind so breit wie Sofas.«
    »Darf ich mitnehmen, wen ich will?«, fragte Jonah, der sich offensichtlich nicht entscheiden konnte.
    »Sagen wir, nur Unverheiratete, okay?«, erwiderte Clay.
    »Das schränkt die Möglichkeiten schon mal ein.«
    »Wen wirst du mitnehmen?«, wollte Paulette wissen. »Vielleicht niemanden«, sagte Clay, und für einen Moment wurde es still im Raum. Die anderen hatten über Rebecca und die Trennung getuschelt, wobei sich Jonah besonders hervorgetan hatte. Sie wollten ihren Chef glücklich sehen, standen ihm aber nicht nahe genug, um sich einzumischen.
    »Wie heißt noch mal der Turm in Paris?«, fragte Rodney.
    »Eiffelturm«, antwortete Paulette. »Man kann bis ganz oben fahren.«
    »Ich fahr da nicht rauf. Sieht nicht sehr sicher aus.«
    »Ich sehe schon, du wirst ein

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