Die Schuld
zurückkaufen, wie er hoffte, und ganz nebenbei noch ein paar Millionen mitnehmen. So jedenfalls sah der Plan aus.
Als Clay wieder in die Kanzlei kam, herrschte dort Hochbetrieb. In der Fabrik in Manassas waren sechs gebührenfreie Leitungen geschaltet. Wenn während der Bürozeiten alle Leitungen besetzt waren, wurden die Anrufe ins Hauptbüro in der Connecticut Avenue umgeleitet. Rodney, Paulette und Jonah saßen am Telefon und sprachen mit Dyloft-Patienten überall in Nordamerika.
»Das wird Sie vielleicht interessieren«, sagte Miss Glick und reichte ihm einen rosa Notizzettel, auf dem der Name eines Reporters vom Wall Street Journal stand. »Außerdem wartet Mr Pace in Ihrem Büro.«
Eine Tasse Kaffee in der Hand, stand Pace vor einem Fenster. »Die Klage ist eingereicht«, sagte Clay. »Wir haben in ein Wespennest gestochen.«
»Genießen Sie den Augenblick.«
»Die gegnerischen Anwälte haben bereits angerufen. Ich habe ihnen eine Kopie der Klageschrift bringen lassen.«
»Gut. Sie können nicht mehr entkommen. Gestellt sind sie schon, und sie wissen genau, dass sie der Vollstreckung nicht entgehen. Das ist der Traum jedes Anwalts, Clay. Machen Sie das Beste daraus.«
»Setzen Sie sich. Ich möchte Sie etwas fragen.«
Pace, wie immer ganz in Schwarz, ließ sich in einen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. Dabei stellte sich heraus, dass seine Cowboystiefel aus Klapperschlangenleder waren.
»Wenn Ackerman Labs Sie jetzt als Retter in der Not engagieren würde, was würden Sie dann tun?«, fragte Clay.
»Vor allem erst einmal Wirbel machen. Ich würde die Medien nutzen, alles abstreiten und den habgierigen Rechtsanwälten die Schuld in die Schuhe schieben. Mein Medikament verteidigen. Das vorrangige Ziel - nachdem die Bombe hochgegangen ist und sich der Staub gelegt hat - ist es, den Aktienkurs zu stabilisieren. Bei Eröffnung lag er bei zweiundvierzigeinhalb, was schon sehr niedrig war; inzwischen ist er auf dreiunddreißig gefallen. Ich würde den CEO vor die Kamera schicken, um die passenden Worte zu sagen. Ich würde die PR-Leute beauftragen, die Propagandamaschine anzuwerfen. Ich würde die Anwälte auffordern, die Einrede gegen die Klage vorzubereiten. Und ich würde die Pharmavertreter losschicken, damit sie den Ärzten versichern, dass das Medikament in Ordnung ist.«
»Aber das Medikament ist nicht in Ordnung.«
»Darum würde ich mich später kümmern. In den ersten paar Tagen geht es nur darum, richtig viel Wirbel zu machen, zumindest nach außen hin. Wenn die Investoren glauben, dass mit dem Medikament was nicht stimmt, springen sie von Bord, und der Aktienkurs fällt weiter. Sobald genügend Bewegung in die Sache gekommen ist, würde ich ein ernsthaftes Gespräch mit den großen Bossen führen. Sobald ich sicher wäre, dass es Probleme mit dem Medikament gibt, würde ich ein paar Zahlenjongleure darauf ansetzen, auszurechnen, was ein Vergleich kosten würde. Man geht mit einem Medikament, das solche Schäden hervorruft, nicht vor Gericht. Da die Geschworenen die Höhe der Entschädigung frei bestimmen dürfen, kann man die Kosten nicht kontrollieren. Vielleicht würden sie dem Kläger eine Million zusprechen. Andere Geschworene in einem anderen Staat würden aber vielleicht verrückt spielen und zwanzig Millionen Strafschadenersatz verlangen. Es ist ein Vabanquespiel. Also schließt man einen Vergleich. Und wie Sie ja mittlerweile wissen, sind Anwälte bei Schadenersatzklagen prozentual an der Entschädigung beteiligt. Man braucht sie folglich nicht lange zu einem Vergleich zu überreden.«
»Wie viel kann sich Ackerman leisten?«
»Das Unternehmen ist für mindestens dreihundert Millionen versichert. Dazu kommt rund eine halbe Milliarde, die vor allem Dyloft in die Kasse gespült hat. Die Banken geben Ackerman nicht mehr viel Spielraum, aber wenn ich das Sagen hätte, würde ich eine Milliarde bereitstellen. Und zwar schnell.«
» Wird Ackerman schnell reagieren?«
»Sie haben mich nicht engagiert, und das heißt, sie sind nicht besonders intelligent. Ich habe das Unternehmen lange beobachtet, die sind wirklich nicht sehr raffiniert. Wie alle Arzneimittelhersteller haben sie panische Angst vor einem Rechtsstreit. Statt einen Feuerwehrmann wie mich zu holen, bleiben sie lieber bei der traditionellen Methode und vertrauen auf ihre Anwälte, die naturgemäß kein Interesse an schnellen Vergleichen haben. Die führende Kanzlei ist Walker-Stearns in New York. Wir werden
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