Die Schuld
für sie interessierte. Oder, wie Paulette mehr als einmal mutmaßte, sie und Rodney traten schlicht überzeugender auf als er.
Am Ende der Woche hatte Clay drei neue Mandanten, bei denen entartete Zellen gefunden worden waren. Rodney und Paulette, die als Team arbeiteten, hatten weitere sieben.
Die Dyloft-Sammelklage war fertig, der Angriff konnte beginnen.
17
D as Paris-Abenteuer kostete Clay genau 95.300 Dollar, wie sein Buchhalter Rex Crittle errechnete, der sich gewissenhaft um seine Zahlen kümmerte und zunehmend mit sämtlichen Bereichen seines Lebens vertrauter wurde. Er arbeitet für ein mittelgroßes Buchhaltungsbüro, das eine Etage unter der Kanzlei lag. Wie nicht anders zu erwarten, war auch er von Max Pace empfohlen worden.
Mindestens einmal pro Woche ging Clay über die Hintertreppe zu Crittle hinunter, oder der kam herauf. Dann redeten sie eine halbe Stunde lang über Clays Geld und darüber, was er am besten damit anfangen sollte. Die Kanzlei bekam ein einfaches Buchführungsprogramm, in das Miss Glick sämtliche Buchungen eintrug und per Mausklick direkt an Crittles Computer weiter schickte.
Nach Crittles Meinung musste ein derart unerwarteter Reichtum fast zwangsläufig die Aufmerksamkeit der Steuerbehörde auf sich ziehen. Auch wenn Pace Clay versichert hatte, dass das nicht passieren werde, stimmte er Crittle zu. Er legte Wert auf saubere Bücher, ohne Grauzonen bei Abschreibungen und Abzügen. Er hatte gerade erst mehr Geld verdient, als er sich jemals erträumt hatte. Es wäre töricht gewesen, den Staat wegen ein paar Dollars zu hintergehen. Lieber zahlen und ruhig schlafen.
»Was ist das für eine Zahlung über eine halbe Million an Hast Media?«, fragte Crittle.
»Wir machen Fernsehspots für ein Verfahren. Das ist die erste Rate.«
»Die erste Rate? Von wie vielen?« Crittle linste über den Rand seiner Lesebrille und warf Clay einen Blick zu, der ihm inzwischen wohlvertraut war und der so viel bedeutete wie: »Junge, bist du völlig übergeschnappt?«
»Insgesamt sind es zwei Millionen. Wir reichen in ein paar Tagen eine Sammelklage ein. Gleichzeitig wird eine Fernsehkampagne gestartet, die East Media organisiert hat.«
»Okay«, sagte Crittle, der von Berufs wegen großen Ausgaben gegenüber grundsätzlich misstrauisch war. »Ich nehme an, es kommen noch ein paar zusätzliche Honorare herein, die das alles abdecken.«
»Wollen wir's hoffen«, erwiderte Clay lachend.
»Was hat es mit dem neuen Büro in Manassas auf sich? Eine Kaution in Höhe von fünfzehntausend Dollar?«
»Wir expandieren. In Manassas sind weitere sechs Anwaltsassistenten untergebracht, weil die Mieten in den Randgebieten niedriger sind.«
»Freut mich zu hören, dass Sie sich übers Sparen Gedanken machen. Sechs Anwaltsassistenten?«
»Ja, vier davon sind fest angestellt. Verträge und Gehaltsliste liegen auf meinem Schreibtisch.«
Während Crittle einen Computerausdruck überflog, schossen ihm ein Dutzend Fragen durch die Rechenmaschine hinter seinen Brillengläsern. »Darf ich mir die Frage erlauben, wozu Sie sechs zusätzliche Assistenten brauchen, obwohl Sie nur ein paar Fälle haben?«
»Tja, das ist eine berechtigte Frage«, räumte Clay ein. Im Schnelldurchlauf berichtete er von der anhängigen Sammelklage, ohne allerdings etwas von dem Medikament oder dessen Hersteller zu erwähnen. Falls Crittle sich mit dieser Kurzzusammenfassung zufrieden gab, ließ er es sich zumindest nicht ansehen. Als Buchhalter war ihm von vornherein alles suspekt, was immer mehr Menschen dazu ermunterte, Schadenersatzklage einzureichen.
»Sicherlich wissen Sie, was Sie tun«, sagte er, insgeheim überzeugt davon, dass Clay den Verstand verloren hatte. »Vertrauen Sie mir, Mr Crittle, das Geld wird bald in Strömen fließen.«
»Zumindest fließt es schon mal in Strömen ab.«
»Man muss Geld ausgeben, wenn man welches verdienen will.«
»Ja, das sagt man.«
Die Kampagne begann am 1. Juli nach Sonnenuntergang. Bis auf Miss Glick hatten sich alle im Konferenzraum vor dem Fernseher versammelt. Um 20.32. Uhr verstummten sie und rührten sich nicht mehr vom Fleck. Der Fünfzehn-Sekunden-Spot begann mit dem Auftritt eines gut aussehenden, jungen Schauspielers in einem weißen Kittel, der, ein dickes Buch in der Hand, ernst in die Kamera blickte. »Arthritis-Patienten aufgepasst! Sollten Sie das verschreibungspflichtige Medikament Dyloft einnehmen, haben Sie möglicherweise Ansprüche gegen den Hersteller. Dyloft wird
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