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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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innerhalb kürzester Zeit von ihr hören.«
    »Also kein schneller Vergleich?«
    »Sie haben die Klage erst vor einer Stunde eingereicht, Clay. Entspannen Sie sich.«
    »Ich weiß, aber ich jage gerade alles Geld, das Sie mir gegeben haben, durch den Schornstein.«
    »Nur die Ruhe. In einem Jahr werden Sie noch viel reicher sein.«
    »In einem Jahr?«
    »Schätze ich. Zuerst müssen sich die Anwälte des Unternehmens die Taschen füllen. Walker-Stearns wird fünfzig Kollegen auf den Fall ansetzen, denen die Dollarzeichen schon in den Augen blinken. Mr Worleys Gruppenklage bringt Ackermans Anwälten hundert Millionen Dollar ein. Das dürfen Sie nicht vergessen.«
    »Warum gibt Ackerman nicht einfach mir die hundert Millionen, damit ich von der Bildfläche verschwinde?«
    »Jetzt haben Sie die Logik der Sammelklagen kapiert. Sie werden Ihnen sogar noch viel mehr geben, aber zuerst müssen sie ihre Anwälte bezahlen. So funktioniert das.«
    »Aber Sie würden es nicht so machen, oder?«
    »Natürlich nicht. Bei Tarvan hat mir mein Auftraggeber die Wahrheit gesagt, was selten vorkommt. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, Sie gefunden und alles ruhig, schnell und kostengünstig über die Bühne gebracht. Fünfzig Millionen, und nicht ein Cent für die Anwälte meines Auftraggebers.«
    Miss Glick erschien in der Tür und sagte: »Der Reporter vom Wall Street Journal ist schon wieder am Telefon.«
    Clay sah Pace an. Der riet ihm: »Seien Sie nett zu ihm. Denken Sie immer daran, die gegnerische Seite verfügt über einen kompletten PR-Apparat.«
    Am nächsten Tag brachten die Washington Times und die Washington Post auf der ersten Seite ihres Wirtschaftsteils kurze Meldungen über die Dyloft-Klage. In beiden wurde Clay namentlich erwähnt, was er insgeheim mit großer Genugtuung registrierte. Mehr Zeilen jedoch waren den Reaktionen der beklagten Partei gewidmet. Ackermans CEO nannte die Klage »leichtfertig erhoben«, sie sei »nur ein weiteres Beispiel für den Missbrauch juristischer Maßnahmen vonseiten der Rechtsvertreter«. Der stellvertretende Forschungsleiter sagte, Dyloft sei »nach allen Richtungen hin getestet worden«. Es habe keine Hinweise auf schädliche Nebenwirkungen gegeben. Beide Zeitungen berichteten, dass die Ackerman-Aktie, deren Kurs innerhalb der drei letzten Quartale um fünfzig Prozent gesunken sei, durch die unerwartete Klage einen weiteren Schlag erlitten habe.
    Das Wall Street Journal hatte das Ganze viel hübscher aufbereitet, zumindest nach Clays Meinung. Im Interview hatte ihn der Reporter nach seinem Alter gefragt. »Erst einunddreißig?«, hatte er sich gewundert und anschließend eine Reihe Fragen zu Clays beruflichem Werdegang und seiner Kanzlei gestellt. Eine Geschichte über David und Goliath war natürlich viel lebendiger und ließ sich leichter lesen als trockene Zahlen und Laborberichte. Sogar ein Fotograf war hinzugeholt worden. Die Kanzlei hatte sich königlich amüsiert, während Clay vor der Kamera posierte.
    Die Schlagzeile ganz links auf der ersten Seite lautete: JUNGANWALT LEGT SICH MIT MÄCHTIGEM ACKERMAN-KONZERN AN. Daneben prangte eine am Computer erstellte, wohlwollende Karikatur des lächelnden Clay Carter. Im ersten Abschnitt des Artikels hieß es:
    »Vor knapp zwei Monaten noch kämpfte sich Rechtsanwalt Clay Carter als unbekannter und schlecht bezahlter Pflichtverteidiger durch Washingtons Justizapparat. Gestern hat er als Chef seiner eigenen Kanzlei eine Milliarden-Dollar-Klage gegen das drittgrößte Pharmaunternehmen der Welt eingereicht. Er behauptet, dessen neues Wundermittel Dyloft lindere bei Arthritis-Patienten nicht nur akuten Schmerz, sondern verursache auch Tumore in ihrer Harnblase.«
    Der Artikel war voller Fragen darüber, wie sich Clay in so kurzer Zeit so radikal verbessern konnte. Da er Tarvan mit keinem Wort erwähnen durfte, hatte er im Interview vage auf ein paar schnelle Vergleiche mit Mandanten aus seiner Zeit als Pflichtverteidiger verwiesen. Ackerman Labs wurde kurz mit der bekannten Haltung zitiert, nach der Schadenersatzklagen missbraucht würden und Anwälte, die Opfer oder Geschädigte dazu überredeten, die Wirtschaft ruinierten. Das Hauptaugenmerk aber lag auf Clay und seinem kometenhaften Aufstieg in die erste Liga des Schadenersatzgeschäfts. Auch ein paar Nettigkeiten über seinen Vater standen da, der »in Washingtoner Rechtskreisen eine Legende« sei und nun auf den Bahamas seinen »Ruhestand« genieße.
    Glenda vom OPD lobte Clay als

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