Die Schuld
denn?«, hörte Clay Mrs Worley im Hintergrund sagen.
Er sprach weiter, damit die beiden keine Gelegenheit bekamen, ihr Gezänk wieder aufzunehmen. »Meine Kanzlei vertritt viele Dyloft-Patienten. Ich glaube, Sie sollten sich überlegen, ob Sie einen Test machen lassen.«
»Was für einen Test?«
»Eine Urinanalyse. Wir haben einen Arzt an der Hand, der das gleich morgen erledigen kann. Es wird Sie keinen Cent kosten.«
»Und wenn er was findet?«
»Dann reden wir darüber, welche Optionen Sie haben. Wenn in ein paar Tagen die Neuigkeit über Dyloft bekannt wird, ist eine Welle von Klagen zu erwarten. Meine Kanzlei wird beim Schlag gegen Ackerman Labs ganz vorne dabei sein. Ich möchte Sie gern als Mandanten haben.«
»Vielleicht sollte ich erst mal mit meinem Arzt reden.«
»Das können Sie selbstverständlich tun, Mr Worley. Aber auch er ist gewissen Zwängen ausgesetzt. Schließlich hat er Ihnen das Mittel verschrieben. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie eine objektive Meinung einholen würden.«
»Bleiben Sie dran.« Mr Worley deckte den Hörer mit der Hand ab und fing an, lautstark mit seiner Frau zu debattieren.
Dann sagte er zu Clay: »Ich halte nichts davon, Ärzte zu verklagen.«
»Ich auch nicht. Ich bin spezialisiert auf die großen Firmen, die den Menschen Schaden zufügen.«
»Soll ich aufhören, das Medikament zu nehmen?«
»Lassen Sie erst den Test machen. Dyloft wird vermutlich irgendwann im Sommer vom Markt genommen werden.«
»Wo kann ich den Test machen lassen?«
»Unser Arzt ist in Chevy Chase. Können Sie ihn morgen dort aufsuchen?«
»Klar, wäre ja dumm zu warten, oder?«
»Allerdings.« Clay gab ihm Namen und Adresse eines Arztes, den Max Pace ausfindig gemacht hatte. Für die Untersuchung, die normalerweise achtzig Dollar kostete, würde Clay dreihundert pro Patient zahlen; aber jedes Geschäft hatte eben seinen Preis.
Als die Einzelheiten besprochen waren, entschuldigte sich Clay bei Mr Worley für die Störung, bedankte sich für seine Geduld und überließ ihn seinen Sorgen und dem Rest des Baseballspiels. Erst nachdem er aufgelegt hatte, spürte er die feuchten Schweißperlen über seinen Augenbrauen. Am Telefon Mandanten anwerben? Was für ein Anwalt war nur aus ihm geworden?
Ein reicher, sagte er sich.
Ein reicher Anwalt, der ziemlich abgebrüht sein musste. Nur war er sich nicht sicher, ob er das jemals sein würde.
Zwei Tage später bog Clay in Upper Marlboro in die Auffahrt der Worleys ein. Sie erwarteten ihn an der Eingangstür. Der Urintest, zu dem auch eine Zellanalyse gehörte, hatte tatsächlich entartete Zellen im Urin zutage gefördert. Laut Max Pace und seiner geklauten, nichtsdestotrotz umfassenden medizinischen Studie war das ein untrügliches Anzeichen dafür, dass Tumore in der Blase waren. Mr Worley war an einen Urologen überwiesen worden, den er in der kommenden Woche aufsuchen würde. Untersuchung und Entfernung der Tumore würden durch einen zystoskopischen Eingriff vorgenommen. Dabei wurden in einem Schlauch eine winzige Sonde und ein Skalpell durch den Penis in die Blase eingeführt. Angeblich handelte es sich um einen Routineeingriff. Für Mr Worley allerdings war die Sache alles andere als Routine. Er war krank vor Angst. Mrs Worley klagte, er habe seit zwei Nächten nicht mehr geschlafen und sie ebenfalls nicht.
Clay konnte ihnen nicht sagen, dass die Tumore höchstwahrscheinlich gutartig waren, so gern er das auch getan hätte. Das sollten lieber die Ärzte nach der Operation übernehmen.
Bei löslichem Kaffee mit Milchpulver erläuterte er den Vertag, in dem seine Dienste geregelt wurden, und beantwortete ihre Fragen zu dem Rechtsstreit. Mit seiner Unterschrift wurde Mr Ted Worley zum ersten Dyloft-Kläger des Landes.
Eine Zeit lang hatte es den Anschein, als würde er auch der Einzige bleiben. Obwohl Clay den Hörer gleichsam nicht mehr aus der Hand legte, brachte er gerade einmal elf Leute dazu den Urintest machen zu lassen. Alle elf wurden negativ getestet. »Bleiben Sie dran«, drängte Max Pace. Rund ein Drittel der Angerufenen legte entweder gleich wieder auf oder wollte nicht glauben, dass Clay es ernst meinte.
Paulette, Rodney und er hatten die Listen mit den potenziellen Mandanten unter sich aufgeteilt, nach Schwarz und Weiß getrennt. Offenbar waren die Schwarzen weniger misstrauisch als die Weißen, denn sie ließen sich leichter überreden, zum Arzt zu gehen. Vielleicht gefiel ihnen aber auch nur, dass sich die Medizin
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