Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Ackerman-Aktie war von 42,50 Dollar am Montag auf 32,50 bei Börsenschluss am Mittwoch gefallen.
    »Ich hätte die verdammten Dinger leer verkaufen sollen«, murmelte French. Clay biss sich auf die Zunge und behielt sein Geheimnis für sich, eines von den wenigen, die er in den vergangenen vierundzwanzig Stunden nicht ausgeplaudert hatte. »Wir können das im Flugzeug noch mal lesen«, sagte French. »Los, kommen Sie.«
     
    Der Kurs lag bei achtundzwanzig Dollar, als Clay in die Kanzlei kam. Zuerst versuchte er, sein völlig überarbeitetes Personal zu begrüßen. Anschließend ging er ins Internet und auf eine Website mit den aktuellen Börsendaten, die er alle fünfzehn Minuten abrief, um seinen Gewinn beim Wachsen zu beobachten. Es war beruhigend zu sehen, wie sich das Geld auf der einen Seite vermehrte, während er es auf der anderen Seite mit vollen Händen zum Fenster hinauswarf.
    Jonah kam als Erster vorbei. »Wir waren gestern bis Mitternacht hier«, sagte er. »Es ist Wahnsinn.«
    »Und es wird noch schlimmer. Wir verdoppeln die Fernsehspots.«
    »Wir kommen doch schon jetzt kaum noch mit.«
    »Dann musst du noch ein paar Assistenten auf Teilzeit einstellen.«
    »Wir brauchen mindestens noch zwei EDV-Leute, weil wir die Daten nicht schnell genug erfassen können.«
    »Weißt du, wo du welche auftreiben kannst?«
    »Vielleicht über eine Zeitarbeitsagentur. Einen Typen kenne ich selbst, vielleicht auch zwei. Die könnten abends reinkommen und die Berge abarbeiten.«
    »Her mit ihnen.«
    Jonah wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber wieder um und schloss die Tür hinter sich. »Clay, jetzt wo wir mal allein sind…«
    Clay sah auf. »Was gibt's?«
    »Na ja, du bist ein kluger Kerl und alles. Aber bist du ganz sicher, dass du weißt, was du tust? Ich meine, du wirfst das Geld schneller raus als irgendjemand sonst. Was ist, wenn was schiefgeht?«
    »Machst du dir Sorgen?«
    »Wir machen uns alle ein wenig Sorgen, weißt du. Die Kanzlei steht am Beginn einer großen Zukunft. Wir wollen hier bleiben, viel Geld verdienen und dabei Spaß haben. Was ist, wenn du nicht richtig liegst und Pleite gehst? Die Frage ist doch berechtigt, oder?«
    Clay ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich auf die Kante. »Also, ich will ehrlich sein, Jonah. Ich denke, ich weiß, was ich tue, aber da ich es nie zuvor getan habe, kann ich natürlich nicht sicher sein. Es ist ein gigantisches Glücksspiel. Wenn ich gewinne, werden wir alle noch mehr Geld machen, und zwar legal. Wenn ich verliere, werden wir zwar nicht reich, sind aber trotzdem noch im Geschäft.«
    »Sag das den anderen auch, wenn sich die Gelegenheit bietet, okay?«
    »Mach ich.«
     
    Das Mittagessen beschränkte sich auf ein Zehn-Minuten-Sandwich im Konferenzraum. Jonah hatte die aktuellen Zahlen: In den ersten drei Tagen hatten sich siebentausendeinhundert Anrufer bei der Hotline gemeldet, die Website registrierte im Durchschnitt achttausend Anfragen pro Tag. Informationsbroschüren und Mandantenverträge wurden am laufenden Band verschickt, dennoch waren sie bereits im Rückstand. Clay hatte Jonah bevollmächtigt, zwei Teilzeitkräfte für die Datenerfassung einzustellen. Paulette bekam den Auftrag, weitere drei oder vier Anwaltsassistenten für die Fabrik aufzutreiben. Und Miss Glick wurde angewiesen, zusätzlich Anwälte auf Zeit einzustellen, die bei der Korrespondenz mit den Mandanten helfen sollten.
    Clay erzählte von seinem Treffen mit Patton French und erklärte, wie sie von nun an im Dyloft-Verfahren vorgehen würden. Er verteilte Kopien von dem Artikel in der New York Times, der den anderen vor lauter Arbeit entgangen war.
    »Das Rennen ist eröffnet, Leute«, sagte er und versuchte sein Bestes, um den müden Haufen wieder auf Trab zu bringen. »Hinter unseren Mandanten sind Haie her.«
    »Die Haie sind wir«, warf Paulette ein.
    Am späten Nachmittag rief Patton French an und berichtete dass die Sammelklage dank einer Ergänzung nun auch Kläger aus Mississippi einschloss und am Obersten Gericht des Staates Mississippi in Biloxi eingereicht worden sei. »Wir sind genau da, wo wir hinwollten, mein Freund«, schloss er.
    »Dann ziehe ich meine Klage hier morgen zurück«, sagte Clay und hoffte insgeheim, dass er seinen Fall damit nicht ganz los war.
    »Geben Sie der Presse einen Tipp?«
    »Hatte ich bis jetzt nicht vor«, erwiderte Clay. Er hatte keine Ahnung, wie man der Presse Tipps gab.
    »Okay, dann übernehme ich das.«
    Die Ackerman-Aktie

Weitere Kostenlose Bücher