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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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beobachtete eine ganze Weile das Getümmel unten auf der Fifth Avenue. Er fand es nicht wirklich beruhigend, dass er sich auf Max Pace und dessen Rat verlassen musste. Nur gab es sonst keinen, an den er sich hätte wenden können. Niemand, nicht einmal sein Vater, hatte jemals vor einer solchen Alternative gestanden: Transferieren wir doch einfach Ihre fünftausend Fälle hierher und legen sie mit meinen fünftausend zusammen, dann haben wir nicht mehr zwei Sammelklagen, sondern nur noch eine. Ich lasse eine Million oder so für die medizinischen Untersuchungen springen, Sie verdoppeln Ihren Werbeetat, wir greifen uns vierzig Prozent Gewinnanteil von der Gesamtsumme plus Spesen und machen ein Vermögen. Was meinen Sie, Mr Carter?
    Im letzten Monat hatte Clay mehr Geld verdient, als er sich jemals erträumt hatte. Jetzt, da die Dinge außer Kontrolle gerieten, hatte er das Gefühl, es schneller auszugeben, als er es einnehmen konnte. Nur Mut, sagte er sich immer wieder, das ist eine seltene Gelegenheit. Schlag schnell zu, ergreif die Chance, lass die Würfel rollen, dann kannst du stinkreich werden. Eine andere Stimme ermahnte ihn, vorsichtig zu sein, das Geld nicht zum Fenster hinauszuwerfen, sondern es zu vergraben und zu behalten.
    Eine Million hatte er auf ein Offshore-Konto überwiesen nicht um sie zu verstecken, sondern um sie zu schützen. Dieses Geld würde er nie anfassen, unter gar keinen Umständen. Sollte er wirklich schlecht gesetzt haben und alles verspielen, hätte er immer noch genügend Geld für das Leben am Strand.
    Er würde wie sein Vater aus der Stadt verschwinden und nie zurückkommen. Die Million auf dem Geheimkonto war sein Zugeständnis an die andere Stimme in seinem Kopf.
    Er versuchte, in der Kanzlei anzurufen, doch alle Leitungen waren belegt. Ein gutes Zeichen. Schließlich erreichte er auf dem Handy Jonah, der erschöpft an seinem Schreibtisch saß. »Es ist die Hölle«, sagte er. »Das totale Chaos.«
    »Gut.«
    »Komm zurück und hilf uns!«
    »Morgen.«
    Um 19.32. Uhr schaltete Clay den Fernseher ein und fand seinen Spot auf einem Kabelprogramm. In New York klang der Name Dyloft noch viel ominöser.
     
    Das Abendessen fand im Montrachet statt, nicht wegen des Essens, das sehr gut war, sondern wegen der Weinkarte, die dicker war als jede andere in New York. French wollte zu seinem Kalbfleisch einige rote Burgunder probieren. Fünf Flaschen wurden an den Tisch gebracht, für jeden Wein gab es ein eigenes Glas. Für Brot und Butter blieb wenig Platz.
    French und der Sommelier diskutierten über den Inhalt der Flaschen, wobei sie in einen unverständlichen Jargon verfielen. Clay fand diese Prozedur ziemlich langweilig. Bier und Hamburger wären ihm lieber gewesen, allerdings war ihm klar, dass sich auch sein Geschmack in naher Zukunft drastisch ändern würde.
    Als die Weine zum Atmen geöffnet waren, sagte French: »Ich habe bei mir in der Kanzlei angerufen. Der Anwalt in Miami hat bereits zwei Dyloft-Spots auf Sendung gebracht. Er hat zwei Diagnosekliniken eingerichtet, durch die er Patienten schleust wie Rindviecher. Er heißt Carlos Hernández, ein sehr, sehr guter Mann.«
    »Meine Leute können gar nicht alle Anrufe entgegennehmen«, sagte Clay.
    »Also kommen wir zusammen?«
    »Lassen Sie uns die Abmachung noch mal durchgehen.« Daraufhin zog French blitzschnell ein gefaltetes Stück Papier aus der Tasche. »Hier ist ein Gesprächsprotokoll«, sagte er und reichte es Clay, während er nach der ersten Flasche Wein griff. »Es fasst zusammen, was wir bislang besprochen haben.«
    Clay las den Text sorgfältig durch und unterschrieb. Zwischen zwei Schlucken signierte auch French. Ihre Partnerschaft war besiegelt.
    »Reichen wir gleich morgen in Biloxi Klage ein«, schlug French vor. »Ich erledige das, wenn ich nach Hause komme. Ich habe zwei Anwälte, die zur Stunde bereits daran arbeiten. Sobald die Klage eingereicht ist, können Sie Ihre in Washington zurückziehen. Ich kenne den Firmenanwalt von Ackerman Labs. Ich glaube, ich kann mit ihm reden. Wenn die Firma direkt mit uns verhandelt und ihren externen Anwalt nicht einschaltet, spart sie ein Vermögen, das sie gleich uns geben kann. Falls ihre externen Anwälte die Verhandlungen führen, verlieren wir ein halbes Jahr kostbare Zeit.«
    »Rund hundert Millionen, richtig?«
    »So ungefähr. Die könnten uns gehören.« Irgendwo in einer Tasche klingelte ein Handy. French fischte es mit der linken Hand heraus, während er in der

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