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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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von der hätte ich das nie gedacht. Bernd meinte, ich soll mit Heike reden. Aber ich schätze, die wird mich achtkantig rauswerfen, wenn ich mich bei ihr blickenlasse.»
    Silvie nippte an dem Kaffee. Er war heiß und nicht halb so aromatisch wie der, den der Vollautomat in ihrer Küche aufbrühte. «Warum probierst du es nicht einfach?», fragte sie, weil ihr aus dem Stegreif nichts Besseres einfiel.
    «Muss ich wohl, wenn Heike wieder hier ist. Zurzeit macht sie Urlaub in Holland.» Ein abfälliges Lächeln kräuselte seine Lippen, mit den rot geweinten Augen und der wunden Nase sah es eher schmerzlich aus. «Martha glaubt, dass sie wieder abtreiben lässt. Wundern würde mich das nicht, wo Heike mit Kindern so viel anfangen kann wie ein Straßenköter mit den Flöhen in seinem Fell. Aber Saskia wusste nichts von einem Freund. Weißt du, ob Heike jemanden hat?»
    Silvie schüttelte den Kopf und wollte wissen: «Was interessiert dich das denn? Glaubst du, sie nimmt dich zurück?»
    Er gab einen Laut von sich, der ebenso gut ein freudloses Lachen wie ein Schluchzen sein konnte. «Ich dachte nur, sie ist vielleicht gnädiger gestimmt, wenn sie ab und zu was zwischen die Beine bekommt. Du kannst dir das vielleicht nicht vorstellen, aber im Bett war Heike damals ein heißer Feger. Ich glaube kaum, dass sich daran was geändert hat. Wenn sie mit einem Mann in Urlaub ist, der es ihr richtig besorgt, ist sie sicher gut drauf, wenn sie zurückkommt. Aber wenn Martha mit der Abtreibung richtig vermutet, dürfte Heikes Laune ziemlich unten sein.»
    «Ich weiß wirklich nicht, ob sie einen Freund hat», sagte Silvie. «Ich hab sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Morgens halte ich mich nie lange an der S-Bahn auf, da springt Lothar nur raus. Wenn ich ihn nachmittags abhole, hat sie oft schon zu. Und wenn nicht …» Sie zuckte mit den Achseln: «Wenn’s regnet, bleibe ich mit David im Auto sitzen, sonst gehen wir schon mal zu Gleis 3, aber nie ins Kaffeebüdchen. Wenn ich das nur von außen sehe, habe ich immer noch das Bedürfnis, Heike windelweich zu schlagen für ihre Blödheit. Wenn sie den Mund gehalten hätte …»
    Über sein verquollenes Gesicht huschte die Andeutung eines Grinsens, als er zu schätzen versuchte, wie oft er den letzten Satz in ihren Briefen gelesen hatte. «Hast du ihr die Aussage immer noch nicht verziehen?», erkundigte er sich beinahe spöttisch.
    «Nein», sagte Silvie. «Und ich habe bis heute nicht begriffen, warum sie ausgesagt hat. Sie konnte Janice genauso wenig ausstehen wie ich. Und ich hab mich insgeheim gefreut, dass jemand dieses Biest beseitigt hatte.»
    «Nicht jemand», korrigierte er. «Das war ich.»
    «Woher willst du das denn auf einmal so genau wissen?», begehrte sie auf. «Du erinnerst dich doch nicht. Ich fand die Theorie deiner Anwältin schlüssig. Mag ja sein, dass du in nassen Klamotten nach Hause gekommen bist und Heike erzählt hast, dass Janice tot in der Greve liegt. Aber was spricht dagegen, dass du sie nur gefunden und versucht hast, sie aus dem Wasser zu ziehen? Vielleicht hast du zu Heike gesagt, jemand hätte die rollige Katze ersäuft, und sie hat dich falsch verstanden. Betrunkene artikulieren nun mal nicht allzu deutlich.»
    «Sagen aber wie kleine Kinder meist die Wahrheit.» Sein Grinsen festigte sich, es gefiel Silvie nicht. «Du solltest dich mal mit Lothar unterhalten», schlug er vor.
    «Worüber?» Silvie hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, nie von ihrem Mann oder sonst wem gehört, was Lothar in jener Nacht Heike anvertraut hatte. Sie kannte nur die Version, die vor Gericht zur Sprache gekommen war.

    Niemand in der Kneipe hatte gesehen, dass Lothar seinem Freund schon nach der ersten Bestellung am Tresen den Autoschlüssel abgenommen hatte. Und da der Astra zweimal ums Eck geparkt worden war, hatte auch niemand mitbekommen, wer letztendlich damit weggefahren war.
    In der offiziellen Version hatte Lothar zwar angeboten, Alex heimzufahren. Aber Sorgen hatte er sich keine gemacht, als er feststellte, dass sein Freund ohne ihn aufgebrochen war. Sie waren sich doch zuvor einig gewesen, es sei sinnvoller, wenn Alex seinen Rausch in der elterlichen Villa ausschlief, statt einen Streit mit der schwangeren Lebensgefährtin zu riskieren.
    Wegen Heikes Drängen auf die Anschaffung einer Eigentumswohnung zog es Alex ja auch nicht so bald nach Grevingen. Und im Gegensatz zur Landstraße war die Breitegasse bei Nacht eine verkehrsfreie Zone. Im Dorf war zu

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