Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
hereingebeten wurde ein Polizist nur selten, gewiss nicht von einem eben aus der Haft Entlassenen.
    Statt einer Antwort trat Alex einen Schritt zur Seite und zeigte übertrieben einladend in die Halle. Bernd Leunen trat ein. Alex schloss die Haustür und wies in Richtung Küche. «Immer dem Geruch von gebratenem Fisch nach.» Dabei zog er schnuppernd die Luft ein. «Ich sollte mir schnellstmöglich eine Dunstabzugshaube zulegen. Aber es riecht nicht schlecht, oder?»
    Bernd Leunen war nicht sicher, ob ihm so lässig zumute war, wie er sich gab. Ob er vielleicht versuchte, an alte Zeiten anzuknüpfen. Er behielt den neutralen, dienstlichen Ton bei. «Es geht um Ihre Tochter, Herr Junggeburt.»
    Das Lausbubengrinsen verrutschte, für zwei, drei Sekunden sah Alex aus wie ein trauriger Clown. Dann hatte er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle, setzte sich vor seinen Teller und deutete auf einen der Stühle gegenüber.
    «Sie dürfen gerne Platz nehmen, Herr Leunen. Dann muss ich mir nicht den Hals verrenken, um zu Ihnen aufzusehen. Was ist denn mit Saskia? Es geht ihr doch gut, oder?»
    Der Polizist setzte sich und kam zur Sache. «Gerhild Jentsch war eben mit ihr auf der Wache, um Anzeige zu erstatten.»
    Alex gab einen abfälligen Ton von sich. «Anzeige? Gegen mich? Was soll ich denn getan haben?»
    Bernd Leunen hob begütigend eine Hand. «Nichts, was gegen irgendein Gesetz verstößt, das habe ich Frau Jentsch sofort klargemacht. Aber Sie sollten sich mit der Familie absprechen, ehe Sie mit dem Kind Ausflüge unternehmen und Möbel kaufen.»
    Die Reste des Grinsens verflogen, in die eben noch lässig klingende Stimme mischte sich ein bitterer Unterton. «Wir haben nichts gekauft.» Er schob den Teller mit der aufwendig zubereiteten Mahlzeit zurück und murmelte: «Ich hätte besser doch eine Pizza in den Ofen geschoben, um die wäre es nicht so schade.» In normaler Lautstärke sprach er weiter: «Saskia hat sich nur ein paar Teile ausgesucht. Einen weiß-rosa lackierten Schreibtisch mit Geheimfächern und ein rosafarbenes Himmelbett. ‹Dann schlafe ich wie eine Prinzessin›, sagte sie. Herrgott, sie ist ein siebenjähriges Mädchen, das noch nie gefragt wurde, in was für einem Bett es schlafen möchte. Aber gut, spreche ich mich eben vor dem nächsten Ausflug mit der Familie ab. Wenn die bereit sind, mit mir zu reden. Sind sie das?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Bernd Leunen.
    «Ich hatte vor, in den nächsten Tagen mit Gerhild zu sprechen», erklärte Alex. «Das sag ich jetzt nicht nur so. Ich dachte, bei ihr stoße ich eher auf ein offenes Ohr. Aber wenn sie mich anzeigen wollte, war das wohl ein Trugschluss.»
    «Hat Gerhild Jentsch das Sorgerecht für das Kind?»
    «Nein, das hat Heike. Wir waren ja nicht verheiratet. Ich wollte heiraten, bevor Saskia geboren wurde. Mein Kind sollte meinen Namen bekommen, aber Heike hatte keine Zeit. Sie hatte auch keine Zeit, mit mir zusammen beim Jugendamt das gemeinsame Sorgerecht zu beantragen. Das wäre auch nicht nötig, meinte sie. Wenn ich sie eines Tages verlassen sollte, müsste ich Saskia mitnehmen. Sie hätte doch keine Zeit, für ein Kind zu sorgen. Als sie zum zweiten Mal schwanger wurde …» Er winkte ab und sprach nicht weiter.
    «Dann müssen Sie mit Heike reden», schlug Bernd Leunen vor.
    Alex lachte bitter. «Würde ich gerne tun, aber sie hat die Flucht ergriffen. Fühlte sich urlaubsreif, nachdem sie erfahren hatte, dass ich wieder ein freier Mann bin.»
    «Na ja», sagte Bernd Leunen. «Sie haben ihr damals gedroht, dass sie ihre Aussage noch bereuen würde.»
    «Das war doch keine Drohung», begehrte Alex auf. «Das war nur eine Vermutung. Ich dachte sogar, dass es ihr sehr bald leidtut, wenn sie mit zwei kleinen Kindern alleine klarkommen muss. Kleiner Irrtum meinerseits. Saskia hat sie gleich nach meiner Festnahme bei Gerhild abgeliefert und nie zurückgeholt. Und das zweite …»
    Wieder brach er ab und strich sich über die Augen, vor denen unvermittelt mit dem Schmerz in der Brust der Brief auftauchte, den Silvie ihm damals nach Ossendorf geschrieben hatte.
    «Nach all der Aufregung brauchte Heike dringend ein paar Tage Ruhe und Abstand, hat sie uns jedenfalls weismachen wollen. Sie ist nach Holland gefahren, um ihre Gedanken zu sortieren und sich darüber klarzuwerden, wie es jetzt weitergehen soll. Dann wurde sie angeblich bei einem abendlichen Strandspaziergang von einer heftigen Blutung überrascht, schleppte sich zurück in die

Weitere Kostenlose Bücher