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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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was schämen, alle beide», schimpfte sie los. «Hat deine Oma nicht schon genug am Hals? Dein Opa macht’s nicht mehr lange, das kannst du mir glauben. Jede Wette, er hat Magenkrebs. Ich kenne die Symptome. Und du legst dich mit einem Schnupfen ins Krankenhaus.»
    «Das war nicht meine Idee», rechtfertigte sich Silvie. «Außerdem liege ich hier nicht mit einem Schnupfen, ich habe eine schwere Bronchitis. Und nicht mal damit wäre ich aus eigenem Antrieb ins Krankenhaus gegangen. Lothar hat mich ins Auto gepackt, ohne großartig zu fragen, ob ich damit einverstanden bin. Ich hatte nur etwas Fieber und …»
    «Da hat er sich bestimmt Sorgen ums Baby gemacht», wurde sie unterbrochen. Unter diesem Aspekt hatte Frau Steffens vollstes Verständnis für den Krankenhausaufenthalt.
    «Das Baby war aber garantiert nicht der einzige Grund», erklärte Silvie. «Ich hatte nämlich Besuch, der ihm nicht passte. Er benahm sich, als hätte er Angst, beim nächsten Mal könnte er mich mit Alex im Schlafzimmer antreffen.»
    «Alex?» Lothars Mutter war sofort aufs höchste alarmiert. «Hab ich das richtig verstanden? Der war bei dir? Er hat doch noch drei Jahre abzusitzen. Ist der etwa …»
    «Vorzeitig entlassen», vervollständigte Silvie den Satz. «Auf Bewährung.»
    «Um Gottes willen», war alles, was ihre Schwiegermutter dazu sagte.
    Ihren Mann bekam Silvie erst kurz vor zehn an die Strippe. Lothar behauptete, den ganzen Abend zu Hause gewesen zu sein und sich gerade ins Bett gelegt zu haben.
    «Und wo warst du gestern?», fragte sie aufgebracht.
    «Auch hier.»
    «Warum bist du denn nicht ans Telefon gegangen? Ich hab’s immer wieder probiert.»
    «Gestern?», fuhr Lothar auf. «Jetzt erzähl mir nicht, du hast eine Krankenschwester angepumpt, um mich zu kontrollieren! Meinst du nicht, du übertreibst es ein bisschen mit deiner Eifersucht? Wenn du da herumläufst, statt dich zu schonen … und nachher hast du eine Lungenentzündung oder bekommst wieder Blutungen …» Er war zunehmend lauter geworden.
    «Ich laufe nicht herum», fiel Silvie ihm ins Wort. «Die Nachtschwester hat mir ihr Handy geliehen. Aber nicht gestern, nur heute. Weil ich mir Sorgen gemacht habe. Was soll ich denn denken, wenn keiner kommt?»
    Daraufhin erklärte Lothar in wieder gemäßigtem Ton: «Heute hab ich Musik gehört und mir den Kopfhörer aufgesetzt, damit die Nachbarn nicht denken, ich feiere eine Party. Ich brauchte eine Abwechslung nach all den Stunden mit der Musik für Kleine . Wie oft David die CD gehört hat, weiß ich nicht. Wie du das die ganze Woche von morgens bis abends aushältst, ist mir ein Rätsel.»
    Vielleicht hoffte er, sie mit der Schmeichelei zu beschwichtigen, aber sie ging nicht darauf ein. «Musik gehört!», ereiferte sie sich. «Und ich mache mich verrückt. Du schiebst mich ab und lässt dich nicht mehr blicken. Ist das die Strafe, weil ich Alex ins Haus gebeten habe? Wenn du meinst, ich wäre eifersüchtig, wie nennst du denn dein Verhalten? Ist das keine Eifersucht?»
    «Quatsch», sagte Lothar nur und legte auf.
    Silvie betrachtete das Handy noch sekundenlang. Sie hätte geschworen, dass er eifersüchtig und sauer auf sie war, dass er deswegen auch am Samstagnachmittag bei Alex überreagiert hatte. In letzter Zeit war Lothar ständig gereizt und ging wegen Nichtigkeiten an die Decke. Er hatte sich sogar schon bei ihrer Oma im Ton vergriffen. Und mindestens viermal die Woche zweifelte er an ihrer Liebe, weil sie es seiner Meinung nach darauf angelegt hatte, so kurz nach Davids Geburt erneut schwanger zu werden.
    Hatte sie gar nicht, es war einfach passiert. Aber seit sie wusste, dass sie zum zweiten Mal Mutter wurde, hatte sie nicht mehr mit Lothar geschlafen. Für ihn war das ein Riesenproblem. Ihre Ärztin hatte sie ermahnt, vorsichtig zu sein. Sie sollte auch nicht schwer heben oder sich sonst wie verausgaben. Gegen den Austausch von Zärtlichkeiten gab es keine Einwände, nur war Lothar damit nicht zufrieden. Er wollte immer richtig , wie er das nannte, alles andere war für ihn pubertäres Zeug.
    Und dann traf er sie ausgerechnet mit Alex, dem Spezialisten für pubertäres Zeug , im Wohnzimmer an. Wahrscheinlich fragte er sich seitdem hundertmal am Tag, was sie nach all der Zeit noch für seinen ehemals besten Freund empfand. Für einen Mörder! Für Lothar war er einer. Für sie nicht.
    Der Gebrauchtwagenhändler, das war mittlerweile fünfzehn Jahre her und definitiv ein Unfall gewesen, an dem Alex

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