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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sondern gleich beim Discounter in Startposition gehen können. Dass sie sich dort täglich mit frischer Ware fürs Kaffeebüdchen und ihren Eigenbedarf eindeckte, wusste er garantiert noch.
    Am Freitag und am Samstag hatte sie nichts von ihm bemerkt. Jetzt hielt sie die Augen offen: während der Fahrt zum Discounter, zwischen den Regalen dort, draußen auf dem großen Parkplatz vor dem Flachbau und auf der Fahrt zur Ludwig-Uhland-Straße. Und obwohl ihr nichts auffiel, hatte sie ein unbehagliches Gefühl zwischen den Schulterblättern, als sie ihren Honda in eine Lücke am Straßenrand quetschte und, bepackt mit zwei Tüten, zum mittleren der drei Hochhäuser hastete.
    Die Eingangstür ließ sich wie so oft aufdrücken, weil wieder mal jemand die kleine Metallnase vom elektrischen Türöffner nach unten geschoben hatte.
    Statt wie sonst mit dem Lift nach oben zu fahren und die frische Ware in den Kühlschrank zu legen, steuerte Heike die im Parterre liegende Wohnung des Hausmeisterehepaares an, beschwerte sich allerdings nicht wegen der offenen Tür, die es jedem Penner erlaubte, unbemerkt ins Haus zu gelangen. Damit hätte sie die guten Leute nur verärgert. Sie fragte lieber nach einem Stellplatz in der Tiefgarage.
    Es gab immer freie Plätze, das wusste sie, weil der Hausmeister schon mehrfach versucht hatte, ihr einen aufzuschwatzen. Für eine Frau sei das doch sicherer und im Winter auch bequemer, meinte er jedes Mal. Nur hatte Bequemlichkeit ihren Preis. Bisher war ihr der zu hoch erschienen. Jetzt war sie bereit, sich für vierzig Euro im Monat die zukünftige Parkplatzsuche in der Umgebung, Hetzjagden zum Haus und böse Überraschungen vor dem Eingang zu ersparen.
    Während der Hausmeister etwas umständlich einen rückwirkend auf den ersten Oktober datierten Zusatz zum Mietvertrag für ihre Wohnung ausstellte, brachte Heike die Sachen hinauf in den zehnten Stock, legte Wurst, Schinken und Käse in den Kühlschrank und war in Gedanken bereits wieder unten.
    Sie müsste dann nur aufpassen, dass niemand hinter ihr die Rampe hinunter und durchs Rolltor in die Garage huschte. Doch wer das beabsichtigte, konnte vorher auch einem anderen Mieter gefolgt sein und längst zwischen den abgestellten Fahrzeugen Deckung bezogen haben. Oder durch die nur scheinbar geschlossene Eingangstür hereinkommen und im Treppenhaus oder auf einer Etage warten, den Lift anhalten, zusteigen und so weiter.
    Es gab Dutzende von Möglichkeiten für einen zu allem entschlossenen Mann. Eine hundertprozentig sichere Lösung war die Tiefgarage nicht. Trotzdem war es ein gutes Gefühl, als sie ihren Honda die Rampe hinunter, unterm Rolltor durch auf den Platz steuerte, den der Hausmeister ihr zugewiesen hatte.

    Auch an dem Montagabend ließ Lothar Steffens sich nicht bei seiner Frau im Krankenhaus blicken. In Silvies Hinterkopf wiederholte Alex an die fünfzig Mal: «… kannst du ihn ja fragen, wo er sich herumtreibt.» Aber sie wartete, bis die Besuchszeit zu Ende war, bevor sie seine Nummer wählte. Lothars Handy war aus. Er hatte es samstags ausgeschaltet, bevor sie das Krankenhaus betreten hatten, daran erinnerte sie sich. Hier war der Betrieb von Mobiltelefonen nun mal verboten, und in solchen Dingen war Lothar sehr penibel.
    Sie nahm an, dass er bisher vergessen hatte, das Gerät wieder einzuschalten, weil er es sonst eigentlich nur brauchte, um ihr Bescheid zu geben, mit welcher Bahn er von der Arbeit kam. Sie probierte es auf dem eigenen Festnetz, es klingelte endlos, abgehoben wurde nicht.
    Vermutlich war er unterwegs, um sich etwas Ordentliches zu essen zu besorgen. Tiefkühlkost oder sonstige Fertiggerichte verabscheute Lothar. Und da er ihren Sohn um diese Zeit längst bei ihren Großeltern abgeliefert hatte, lag die Vermutung nahe, dass er nebenan bei seiner Mutter saß. Das vereinbarte sich am ehesten mit seiner Sparsamkeit. Und nur von einer Mutter konnte man erwarten, dass sie sich abends noch mal an den Herd stellte, um Eier für einen strammen Max oder sonst was zu brutzeln.
    Aber ihre Schwiegermutter saß allein vor dem Fernseher. Sie hatte Lothar zuletzt am Samstagnachmittag gesehen. Nachdem er der armen Franziska Prinz Knatschsack aufs Auge gedrückt hatte, war er noch kurz hereingekommen, um zu fragen, ob sie eventuell bereit wäre, Silvies Großmutter mal für eine halbe Stunde zu entlasten, wenn das notwendig werden sollte. Das hatte Frau Steffens rundweg abgelehnt. Sie war ja auch nicht gesund.
    «Ihr solltet euch

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