Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
ihr der angeschwollene Bach über die Stiefel lief. Sie schluchzte und hielt sich an dem Mantel von Mr McDaniels fest, der an einem Wurzelgeflecht am Bachufer lehnte.
»Oh nein«, stieß Max hervor, hob das Mädchen hoch und setzte sie auf den blutbefleckten Schnee. »Dad, kannst du mich hören? Bitte sag, dass du mich hören kannst!«
Es spritzte leise, als das Bein seines Vaters plötzlich zuckte.
»Es wird alles wieder gut«, flüsterte Max. »Ich bin bei dir.«
Als er nach unten schaute, bemerkte er einen Riss im Pullover seines Vaters, knapp unterhalb der Brust. Zuerst
hielt er es nur für ein Loch im Stoff, bis er das Blut sah, das wie Sirup daraus hervorquoll. Vorsichtig zog er den Riss auf und knöpfte das Hemd darunter auf, um die Wunde zu betrachten.
Was er sah, ließ ihn aufkeuchen.
Sein Vater hielt zwei Pfeile fest in der Hand, er musste die grässliche Wunde verursacht haben, als er sie herausgezogen hatte.
Das Weinen des Mädchens wurde zu einem hysterischen Kreischen. Max versuchte, es auszublenden, während er sich darauf konzentrierte, was er tun sollte.
»Okay«, sagte er und versuchte, sich zu beruhigen. »Okay, Okay … wir schaffen das schon.«
Er fühlte den Puls seines Vaters – schwach nur, aber deutlich. Aber er war kalt, schrecklich, schrecklich kalt. Max musste ihn warm halten, während er versuchte, die Blutung zu stoppen. Er zog seinen Mantel und seinen Pullover aus und legte sie über seinen Vater. Dann wickelte er sich seinen Schal um die Hand, um Druck auf die Wunde ausüben zu können. Sein Vater sog scharf die Luft ein und versteifte sich vor Schmerz.
»Es tut mir so leid«, sagte Max. »Es tut mir so leid.«
Mr McDaniels ließ die Pfeile los und griff blind nach Max’ Hand.
»Es wird schon wieder«, versicherte ihm Max, nahm seine Hand und drückte sie fest. »Die Blutung lässt bereits nach. Gleich hört es ganz auf. Alles wird wieder gut.«
Er vernahm schnelle Schritte am Bach. Endlich kam Nigel keuchend bei ihm an. »Lebt er noch?«, fragte er.
Max nickte.
»Wo sind die anderen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Max und versuchte, weiterhin gleichmäßig Druck auszuüben. »Ich habe nur sie gefunden.
Ich glaube, die Blutung ist jetzt gestoppt, aber ich kann ihn so nicht tragen.«
Nigel hob die Hand und ließ kreischende Notsignale in den Himmel aufsteigen. Ihre Funken erleuchteten den dunklen Bach in einem bizarren, festlichen Licht. Nigel schickte zwei weitere Salven hinauf – eindringliche Zeichen, die eine Rauchsäule von ihrem Standort aus aufsteigen ließen. Dann hockte er sich neben Mr McDaniels und fühlte seinen Puls.
»Da ist nicht viel«, meinte er blass vor Sorge.
»Aber es blutet nicht mehr«, beharrte Max und blickte unter den Schal. »Es hat aufgehört.«
Nigel sah zum Bach. Langsam tunkte er die Hand ins Wasser neben Mr McDaniels.
Sie wurde rot.
Max hielt den Atem an.
Nigel räusperte sich und sagte mit unheimlicher Ruhe: »Max, ich fürchte, da ist noch eine Wunde.«
Vorsichtig rollte er Mr McDaniels auf die Seite und hob sein Hemd an, um seinen Rücken zu untersuchen. Weiß wie ein Laken blickte er auf. Gegen alle Regeln des Abbindens presste er seine Hände direkt auf die Wunde.
»Kennen Sie keinen Spruch?«, fragte Max mit aufsteigender Panik.
»Nicht für so etwas.«
Scott McDaniels Körper zuckte. Er hatte einen Wendepunkt erreicht. Max beugte sich zu ihm und presste seine Wange gegen die seines Vaters. »Geh nicht«, flüsterte er. »Dann bin ich ganz allein. Bitte, bitte bleib bei mir!«
Immer und immer wieder flüsterte Max diese Worte, bis sie zu einer Art Beschwörung wurden. Solange er diese Worte sagte, konnte sein Vater nicht gehen.
Es gab kein weinendes kleines Mädchen.
Keinen Nigel.
Keinen Bach.
Es gab nur die kalte Wange seines Vaters an seiner warmen.
Es gab nur die Worte, die ihn hier festhalten würden.
KAPITEL 14
Abschied
D ie Beschwörung versagte.
Die Worte hatten ihn im Stich gelassen.
Zwei Tage später saß Max allein am Fuß des Bettes von seinem Vater. Es war unglaublich still im Raum. Die Vorhänge waren aufgezogen und zeigten einen grauen, düsteren Himmel.
Max öffnete den Schrank und überprüfte noch einmal den Sitz seiner Krawatte im Spiegel. Sie saß gut. Seine Schuhe waren in Ordnung, sein Anzug ebenfalls. Scott McDaniels Kleider waren ordentlich sortiert. Es gab Flanellhemden und Anzughemden, dunkle Hosen und einen Korb mit dunklen Socken. Eines der Hemden war fast vom Bügel gerutscht.
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