Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
der Oger.
»Ihre Heimat«, murmelte Max. »Warum sind Sie nach Rowan gekommen?«
»Hmm«, machte Bob und knurrte tief, als sei die Erinnerung daran weit in seiner Geschichte verborgen. Es dämmerte und es begann zu schneien, winzige Kristallflöckchen ließen sich auf seinem kahlen, knotigen Schädel nieder. »Vor langer Zeit, in Russland, habe ich von Ort gehört, wo alte Wesen hinkönnen. Im Ersten Weltkrieg bin ich gekommen, um kochen zu lernen. Das ist es, wofür Bob da ist.«
»Wofür er da ist«, wiederholte Max und dachte über die Worte nach, als die Glocke der Kapelle zu läuten begann.
Die Trauergäste kamen heraus, hielten sich an den Händen und sprachen leise miteinander, während die Glocke hell über die dunkle Lichtung hallte.
Bob tätschelte Max die Hand. »Möchtest du deinen Dad noch einmal sehen?«
Max stand auf und schaute durch die offene Kirchentür. »Nein«, antwortete er. »Er ist fort, Bob. Er ist woanders.«
Der Oger nickte, rutschte hin und her und knetete die Finger, um sich aufzuwärmen.
»Bob kümmert sich um alles«, sagte er. »Du geh und tu, was du tun musst. Bob bittet dich nur um eines, Malyenki .«
»Und das wäre?«
»Besuch Bob noch einmal, bevor du gehst«, grummelte der Oger. »Er vermisst seine kleine Mum. Und er wird auch seinen wilden Max vermissen.«
»Wer sagt denn, dass ich irgendwohin gehe?«, protestierte Max.
Der Oger schüttelte nur lächelnd den Kopf.
»Bevor Bob Koch war, war Bob Oger. Ist nicht so schwer, Kleine zu lesen …«
Er hängte sich den Mantel über die Schultern und schlurfte mit gebeugtem Rücken wieder in die Kirche, vorsichtig über die eisigen Stellen im Schnee steigend. Er winkte Julie abwesend zu, die auf dem Weg stand, ein Stück entfernt von ihrer wartenden Familie. Max nickte ihren Eltern höflich zu, ging zu ihr und nahm ihre Hand.
»Max, es tut mir so leid«, flüsterte Julie, erneut den Tränen nahe. »Ich habe dich in den letzten Tagen immer wieder gesucht.«
»Ich weiß«, antwortete Max. »Und ich weiß das wirklich zu schätzen. Aber ich musste allein sein.«
»Meine Eltern haben gesagt, sie hätten dir einen Brief geschrieben«, wisperte sie und lehnte sich an ihn. »Vergiss das – mir ist egal, was sie sagen. Ich will bei dir sein.«
Max schloss die Augen und spürte Tränen aufsteigen.
»Julie!«, rief Mr Teller mit einem Anflug von Besorgnis. »Wir müssen gehen, sonst erkältet sich Billie noch.«
»Nur eine Minute!«, bat sie und senkte die Stimme. »Wir werden zusammen sein, egal was meine Eltern sagen.«
»Julie«, begann Max. »Deine Eltern haben recht. Es ist nicht gut, bei mir zu sein. Den Menschen, die ich liebe, geschehen schlimme Dinge.«
»Unsinn!«, stieß sie hervor, eine zweite Aufforderung ihres Vaters ignorierend. Sie wollte noch etwas sagen, als sie eine behandschuhte Hand leicht an der Schulter berührte.
Julie drehte sich um und Max sah eine schwarz gekleidete Frau, deren Gesicht von einem Hut mit Schleier verborgen war.
»Ich möchte mein Beileid ausdrücken«, sagte sie mit einer Stimme so weich wie Rauch.
Sie glitt an Julie vorbei, umarmte Max und drückte ihn an sich. Er spürte das Muster der Spitze an seiner Wange, als die Frau ihm ins Ohr flüsterte: »Vergiss niemals, dass du der Sohn eines Königs bist.«
Sie ließ ihn los und ging weiter, bis sie in der Menge ihren Blicken entschwand.
»Wer war das?«, fragte Julie.
»Ich … ich weiß nicht«, stammelte Max.
Mittlerweile hatte Julies Vater die Geduld verloren und kam, um seine Tochter zu holen. Beileidsbezeugungen wurden gemurmelt, Entschuldigungen ausgesprochen und eine protestierende Julie abgeführt.
Es war besser so, dachte Max. Ein langer Abschied wäre zu schmerzhaft gewesen, und es schien eine endlose Reihe von Leuten zu geben, die ihn sehen wollten. Sarah, Cynthia, die Eltern von Schulkameraden, Lehrer, die ihn baten, sich im Moment keinen Kopf um Schularbeiten zu machen. Da war Miss Boon, allein, da Cooper wegen eines Auftrags unterwegs war. Sie zog ihn an sich, ebenso wie Miss Awolowo und sogar die alte schrullige Mrs Kraken, die ihm wegen der letzten Ereignisse nicht böse zu sein schien. Ronin kam angehumpelt, schüttelte ihm die Hand und sprach sein Mitgefühl aus, ebenso wie Nolan, Monsieur Renard und die anderen, die sein Leben in Rowan mitgestaltet hatten.
Diese Gefühlsregung war rührend und zeugte von viel gutem Willen. Dennoch kam sich Max an diesem Ort, in dieser Welt, sehr einsam vor. Und David war
Weitere Kostenlose Bücher