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Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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Max schloss die Tür. Der leichte Geruch von Aftershave und Zedernholz erinnerte ihn bitter daran, dass sein Vater hier gewohnt hatte, in diesem Raum.
    Der Alte Tom schlug drei Uhr. Es klopfte vorsichtig und eine tiefe, grollende Stimme stellte eine Frage. Max öffnete die Tür und nickte Bob und den Bristows zu. Bob und Nigel trugen dunkle Anzüge, Mrs Bristow ein graues Kleid, das die runde, bezeichnende Kugel betonte, die ihr ungeborenes Kind trug.

    Der Gang zur Rosenkapelle war wie ein schweigender Traum, verwischte Korridore, stechendes Tageslicht, der Harzgeruch der Kiefern und die feuchte, kühle Luft. Die Kapelle lag nordwestlich des Herrenhauses hinter den letzten Baumreihen des Obstgartens. Es war ein bescheidenes, schlichtes weißes Steinhaus auf einer Lichtung zwischen Kiefern, Eschen und Fichten. Viele Trauergäste waren bereits eingetroffen und wirkten in ihren schwarzen Anzügen und Kleidern wie Schwärme von Spatzen. Der Priester ordnete seine Notizen und wies Bob, die Bristows und Max an, sich in die erste Reihe zu setzen.
    Max starrte den Sarg an.
    Darin lag der Körper seines Vaters, blass, im Anzug. Was für eine seltsame Aufgabe, die Haare eines Toten zu kämmen und ihm eine Krawatte umzubinden, dachte Max. Aber das war nur ein Gefäß, tröstete er sich, nur Fleisch und Blut, Knochen und Zähne. Jemand, irgendeine mitfühlende Seele, hatte versucht, den Verstorbenen zu verschönern, aber kein Make-up konnte das entschwundene Leben imitieren. Trotz der Bemühungen um einen ruhigen Ausdruck schien das Gesicht nicht richtig. Es war ein wächsernes Abbild ohne den Funken und die Persönlichkeit, die den Mann ausgemacht hatten.
    Während der Priester sprach, konzentrierte sich Max auf die Hände seines Vaters. In ihnen lag viel mehr Charakter als in dem wächsernen Gesicht. Da waren sein geliebter Ehering und ein Klassenring von einer Bostoner Universität, die es nicht mehr gab. Schwielen und Narben von der Küchenarbeit. Der gekrümmte Zeigefinger, den er sich in seiner Kindheit beim Basketballspiel gebrochen hatte. Die Hände waren auf seiner Brust in einer Geste gefaltet, die Bescheidenheit oder Frömmigkeit oder auch beides andeuten sollten. Eine solche milde und entschuldigende Haltung
schien lächerlich. So hatte sich sein Vater nie gegeben. Max fragte sich, ob er wohl damit einverstanden gewesen wäre. Sollte man der Welt auf diese Weise Lebewohl sagen, mit gefalteten Händen in einer Kiefernholzkiste?
    Max stand auf und betrachtete über Bobs Schultern hinweg die anderen Trauergäste. Manche tupften sich die Augen oder schnäuzten sich in Taschentücher, andere saßen respektvoll schweigend da. Da waren die Tellers, Julie sah ihn entsetzt und mit tränenüberströmtem Gesicht an. Mrs Richter war da, flankiert von Mrs Awolowo und Mrs Kraken. Die Direktorin wirkte entschlossen und nachdenklich und ihr Kiefer trat messerscharf hervor, während sie die gefalteten Hände auf ihren schwarzen Schal legte.
    In der Tür der Kapelle stand David Menlo wie ein Geist, allerdings wie ein Geist, der sich einen Anzug angezogen hatte. Auch aus der Entfernung konnte Max die Tränen in seinem Gesicht erkennen. Er stand allein in der Tür und bebte vor Schluchzen, während der Priester aus einer alten Bibel las.
    Max lauschte den tröstenden Worten des Priesters, aber sie machten ihn nur zornig. Die Alte Magie regte sich aus ihrem tiefen Schlaf. Bob machte ein merkwürdiges Geräusch tief in seiner Kehle und drehte seinen alten Körper, um Max wachsam anzusehen. Der Oger musste etwas gespürt haben, eine leise Veränderung in Max, die die menschlichen Trauergäste nicht wahrnehmen konnten.
    »Wir gehen jetzt hinaus«, flüsterte er.
    Keuchend nickte Max und spürte, wie sich die warme Hand des Ogers um seine schloss. Sanft zog er ihn am Arm und sie verließen die Kapelle. Max ignorierte die verschwommenen Gesichter und sogar David, der beiseitetrat, um sie durchzulassen.
    Die kühle Luft tat gut. Erst jetzt stellte Max fest, dass
er heftig schwitzte, sein Hemd und sogar der Anzug waren feucht. Bob führte ihn zu einem Baumstumpf und legte seinen Mantel darauf, damit sich Max ausruhen und wieder zu Atem kommen konnte. Ein paar Minuten lang saß er zusammengekauert da und keuchte, und in seinem Kopf wirbelten so viele Gedanken, dass es unmöglich war, sie irgendwie zu ordnen.
    »Wann haben Sie sich entschlossen, zu gehen?«, fragte er Bob schließlich, fest seine Hand haltend.
    »Bob versteht nicht«, erwiderte

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