Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
Benni. „Und außerdem einen anderen Geschmack. Sie mag mehr so altmodische Sachen.“
Er beugte sich hinunter, machte seine Hand ganz flach und ließ die Schildkröte hinaufkrabbeln. Es kitzelte. Henrietta hob keck ihr Köpfchen.
„Na also, soo übel habe ich es ja doch nicht getroffen“, meinte die kleine Schildkröte zufrieden, als sie sich zusammen auf den Weg zur Schrebergartenwiese machten.
Da wurde Benni klar, dass es Henrietta nicht anders ging als ihm.
Vielleicht hatte auch sie sich einen viel aufregenderen Partner gewünscht? Jemanden, der cooler war als er? Silas oder Jo zum Beispiel?
Benni betrachtete die kleine Freundin, die da auf seiner Handfläche saß, und fand sie auf einmal sehr, sehr nett. Er beschloss sich beim Laufen richtig anzustrengen.
Zwanzig Mal rannte er die Wiese auf und ab. Henrietta hatte ganz vergessen, dass sie Benni trainieren wollte. Sie knabberte Klee und genoss die frische Luft.
Als sie wieder zu Hause waren, spielten sie Verstecken in Bennis Zimmer. Eigentlich war es so, dass sich nur Henrietta versteckte, Benni musste suchen. Mal kroch die Schildkröte in Bennis Sockenschublade, mal duckte sie sich hinter dem Sitzsack, dann versteckte sie sich im Bücherregal. Benni konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt so viel Spaß gehabt hatte.
„Wie kommst du da hoch mit deinen kurzen Beinen?“, fragte Benni erstaunt.
„Als magische Schildkröte kann ich hervorragend klettern“, belehrte ihn Henrietta.
Da beschloss Benni seinem magischen Tier eine Rampe zu bauen. Es war ein Brett, das schräg von seinem Fenster nach draußen führte, direkt auf den Rasen der Wohnanlage. So konnte Henrietta rein und raus, wie sie wollte.
Henrietta erzählte Benni von ihrer Heimat – „in der Karibik gibt es Schildkröten, die sind zwei Meter lang“ – und half ihm bei den Hausaufgaben.
Dafür las Benni ihr fast das ganze Reptilien-Kapitel aus seinem Tierlexikon vor. Auf Comics hatte Henrietta zunächst keine Lust – bis sie die Hefte über die Ninja-Schildkröten entdeckte. Und als die beiden dann gemeinsam „Die dritte Dimension“ hörten, war ein zufriedenes Brummen aus ihrem Panzer zu hören: „Nicht übel, gar nicht übel …“
Als Bennis Mutter den Kopf ins Zimmer steckte, lümmelte ihr Sohn wie immer gemütlich auf seinem Sitzsack. Auf seinem rechten Bein saß ein kleines Stofftier. „Hat dir das Onkel Johnnie geschenkt?“, fragte sie. Aber Benni war so von der Radiosendung gefesselt, dass er nicht antwortete.
Vor dem Einschlafen machten Benni und Henrietta zusammen Liegestütze. Benni versuchte seinen Körper hochzustemmen und Henrietta feuerte ihn an. „Hoch den Popo, hoch den Popo!“, kommandierte sie.
Am Montagmorgen war es für Benni unvorstellbar, ohne sein magisches Tier aus dem Haus zu gehen.
12. Kapitel
Die magischen Tiere kommen mit in die Schule
Benni nahm für den Schulweg sein blaues Fahrrad. Henrietta packte er mitsamt ihrem Schuhkarton in den Fahrradkorb. Er brauchte vier Minuten für die Strecke von der Lerchenfeldstraße zur Wintersteinschule. Fröhlich betrat er das Klassenzimmer. Den Schuhkarton stellte er vorsichtig auf sein Pult.
„Sie heißt Henrietta und kommt aus der Karibik“, verkündete Benni stolz und ließ sich auf den Stuhl neben Schoki plumpsen. „Ihre Lieblingsgerichte sind Killerkrabben und Glibberquallen. Bei mir zu Hause isst sie am liebsten Gemüse. Ich habe ihr gerade ein Radieschen zugesteckt.“ Er wollte die anderen aus der Klasse beeindrucken. Wenn ihm Mr. Morrison schon keinen Panther gebracht hatte.
Die anderen reagierten nicht. Selbst Schoki murmelte nur ein kurzes „Moin, Benni“. Dann sortierte er weiter in aller Ruhe die Buntstifte in seinem Mäppchen der Größe nach.
Benni stellte achselzuckend den Schuhkarton auf den Boden und schob den Deckel ein wenig zur Seite.
Als Benni sein Sachkundeheft aus der Schultasche zog, blinkte eine grüne Leuchtschrift auf, da, wo normalerweise sein Name stand.
Benni schaute vorsichtig nach links und rechts. Die anderen taten so, als würde es weit und breit kein magisches Tier geben. Aber es war doch da, oder? Er guckte unter den Tisch. Henrietta streckte ihren Kopf unter ihrem Schuppenpanzer hervor und blinzelte ihm verschwörerisch zu.
Erst als Benni sich umdrehte, kapierte er: Hinten an der Wand saß Herr Siegmann, der Direktor. Er gehörte nicht zur Klasse. Natürlich! Benni dachte an den Schwur und erschrak. „Niemals, niemals sprechen wir mit anderen
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