Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
ihr sanft die Hand auf die Schulter legte, zuckte Ida zusammen. „Dein magisches Tier“, sagte er freundlich und stellte den Käfig neben ihr ab. „Rabbat, der Fuchs.“
10. Kapitel
Zu Hause bei Ida
Kaum hatte es geklingelt, da stolperte Ida schon zur Tür hinaus. Sie wollte mit Rabbat allein sein. Es passte ihr gar nicht, dass die anderen aus der Klasse ihren neuen Freund bedrängten. Anscheinend fanden sie ihn interessanter als Bennis Schildkröte. Schnell lief sie den langen Gang entlang, am Getränkeautomat vorbei, das Treppenhaus hinunter. Neben ihr drängelten sich die Schülerinnen und Schüler aus den anderen Klassen, am Freitag wollten immer alle möglichst schnell nach Hause.
Auf ihren vierbeinigen Begleiter achtete niemand.
Rabbat hielt sich ganz eng neben Ida. Als sie aus dem Gebäude traten, atmete er tief durch.
„Puh, was für eine schlechte Luft da drinnen!“, stöhnte der Fuchs. „Da gefällt’s mir hier doch gleich viel besser.“
Ida blieb überrascht stehen. Der Fuchs konnte tatsächlich sprechen! Klar und deutlich kamen die Worte aus seinem Mund. Vorsichtig sah sie sich um. Ein paar Erstklässlerinnen marschierten plappernd an ihr vorbei, fast wären sie über Rabbat gestolpert.
„Hoppla!“, sagte eines der kleinen Mädchen und ging einfach weiter. Den Fuchs schien es nicht zu sehen. Und hören konnten sie ihn anscheinend auch nicht, jedenfalls scheute sich Rabbat nicht, munter weiterzusprechen.
„War ich froh, als ich aus dem Käfig rausdurfte“, sagte er und streckte den Rücken durch. „Als der Chef das Tuch weggezogen hat, hab ich dich gleich gesehen.“
Der Chef? Ida runzelte die Stirn. Er meinte wohl Mr. Morrison.
„Du bist mir gleich aufgefallen. Deine roten Haare sehen sehr hübsch aus.“ Ida wurde rot.
Rabbat hob die Schnauze und warf Ida einen langen Blick zu. „Ich hatte so gehofft, dass ich zu dir komme!“
Ida wurde ganz verlegen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Also gingen sie einfach nebeneinanderher. Immer wieder überlegte Ida, wie sie das Gespräch anfangen sollte, aber jeder Satz kam ihr zu langweilig, zu normal vor. Was hier passierte, war aber alles andere als normal.
Bald hatten sie den Johannisplatz erreicht.
„Was sage ich bloß meinen Eltern?“, murmelte Ida ganz leise.
Rabbat hörte sie trotzdem. „Keine Sorge, Rotschopf!“, sagte er und rief: „Vorsicht!“ Mit einem Satz sprang der Fuchs in Idas Arme. Ida war überrascht, wie leicht sich Rabbat anfühlte.
Ihr Herz klopfte, als sie die Tür zum Friseursalon aufstieß. Idas Mutter war gerade dabei, einer älteren Dame Lockenwickler ins Haar zu drehen, sie blickte nur kurz auf. „Was hast du denn da für ein hübsches Stofftier?“, rief sie Ida fröhlich zu und griff nach dem nächsten Lockenwickler.
„Die Jugend von heute“, tadelte die grauhaarige Kundin. „Kann sich immer alles kaufen, was sie will. Uns ging es früher nicht so gut.“
Ida kicherte leise, während sie mit Rabbat auf dem Arm den Laden durchquerte und die Treppe hinauf in die Wohnung stapfte.
An anderen Tagen hätte sich Ida darüber geärgert, dass ihre Eltern so viel zu tun hatten. Heute nicht. Heute war sie froh allein zu sein. Nachdenklich nahm sie sich von der Lasagne, die im Ofen wartete.
„Hast du auch Hunger?“, fragte sie Rabbat, der es sich auf dem Teppich bequem gemacht hatte.
„Wenn du was Süßes hast? Immer“, sagte er und schaute sich um. „Hübsches Haus. Hier gefällt’s mir.“
„Tatsächlich?“, meinte Ida. „Mir kommt es noch ziemlich fremd vor. Ich wohne noch nicht lange hier.“
Rabbat nickte. „Ich weiß, Rotschopf.“ Er streckte ihr seinen Kopf entgegen, so dass Ida ihn streicheln konnte. Ganz weich und flauschig fühlte sich das Fell an. Rabbat sprach weiter: „Ich werde dir helfen, dass du dich hier bald wohlfühlst. Ich bin dein Freund und werde dich immer beschützen.“
Ida drückte den Fuchs glücklich an sich. „Sag doch nicht immer ‚Rotschopf‘ zu mir“, bat sie ihn.
„Das ist ein Kompliment!“, erwiderte Rabbat empört. „Außerdem hört’s doch keiner.“
„Stimmt.“ Ida nickte und kramte aus dem Küchenschrank ein paar Kekse hervor. „Dann ist es in Ordnung.“
Für Ida begann das glücklichste Wochenende, das sie je erlebt hatte. Nach und nach redete sich Ida alles von der Seele, was sie seit Wochen bedrückte: Wie schwer es war, in eine neue Klasse zu kommen. Wie sehr sie Miriam vermisste. Wie doof es war, dass sie nicht mehr die
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