Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
Tier. Eines, das ihn beschützen könnte! Einen Panther vielleicht. Oder einen Wolf.
Benni runzelte die Stirn. Hier war kein Käfig weit und breit. Ob Mr. Morrison eine kleine Maus in der Tasche hatte? Vielleicht bekam er auch nur einen Goldfisch! Was sollte er mit einem Fisch anfangen? Nein, das war unmöglich. Dann müsste Mr. Morrison ja ein Aquarium dabeihaben …
Benni fasste neuen Mut. Ob sein magisches Tier draußen wartete? Natürlich, so musste es sein. Der Panther wartete draußen, um die anderen nicht zu erschrecken!
Ida hielt ebenfalls die Luft an. Auch sie hatte lange überlegt, welches Tier sie gerne hätte. Sie hatte noch nie ein Haustier gehabt. Miriam besaß einen Hamster namens Wolfgang Amadeus. Besonders viel anfangen konnte man aber nicht mit ihm, fand Ida. Der schlief eigentlich nur die ganze Zeit.
Irgendwie hatte sie sich etwas Kleines, Kuscheliges vorgestellt. Eine Katze vielleicht. Oder einen kleinen Hund.
Ob es so etwas überhaupt gab in der magischen Zoohandlung? Schließlich hatte Ida beschlossen nicht weiter zu grübeln. Die Auswahl trafen andere. Sie konnte nur abwarten.
Doch jetzt, wo der große Moment gekommen war, konnte Ida die Anspannung kaum aushalten. Sie zwang sich, ab und zu Luft zu holen, sonst wäre sie in Ohnmacht gefallen.
Mr. Morrison musterte die Klasse. Alle saßen mucksmäuschenstill in ihren Bänken. Auch Miss Cornfield wartete gespannt. Sie trug heute eine rote Cordhose und eine gestreifte Bluse. Ihre schwarzen Locken hatte sie mit zwei Stricknadeln nach oben gesteckt.
Mr. Morrison räusperte sich.
„Zwei von euch haben bereits die Ankündigung bekommen: Zwei von euch erhalten heute ihr magisches Tier.“
Ein leises Raunen ging durch die Klasse. Es hatte eine Ankündigung gegeben? Die Kinder blickten sich neugierig um. An einigen Gesichtern konnte man ablesen, wie enttäuscht sie waren. Warum waren sie nicht ausgewählt worden?
Mr. Morrison nickte Benni zu. „Es ist so weit!“, sagte er mit kräftiger Stimme. „Dein Tier!“ Er ging kurz vor die Tür.
Benni drückte unter der Schulbank ganz fest seine beiden Daumen und murmelte: „Bitte, bitte, es soll ein Panther sein.“
Zurück kam Mr. Morrison mit einem grauen Schuhkarton. Er reichte ihn Benni. Benni schluckte. „Danke“, würgte er hervor.
Immerhin, es war kein Goldfisch. Doch sein Traum von einem Panther war soeben zerplatzt wie ein zu prall gefüllter Luftballon. Ein Panther passte nicht in diese Schachtel. Ein Regenwurm vielleicht. Oder ein Käfer. Aber nie und nimmer ein großer, starker Beschützer, wie er ihn so dringend brauchte! Tränen schossen ihm in die Augen.
Während Mr. Morrison mit seinen Lederstiefeln zurück zur Tür schlurfte, um das nächste Tier zu holen, hob Benni vorsichtig den Deckel hoch. In der Ecke der Schachtel hockte zwischen ausgerupften Grashalmen eine kleine Schildkröte mit Stummelbeinen. „Ich bin Henrietta“, wisperte sie Benni zu.
Die ganze Klasse versammelte sich um Benni, der völlig verwirrt zwischen dem Schuhkarton und seinen Mitschülern hin- und herguckte. Die einen schienen neidisch zu sein, die anderen wirkten ein bisschen traurig, wieder andere rissen Witze.
„Wow, eine Schildkröte, dann könnt ihr zwei ja in Zukunft um die Wette laufen!“, höhnte Jo.
„Du hast’s gut“, sagte Anna-Lena leise. So leise, dass es niemand hörte.
„Mmmh, heute gibt’s Schildkrötensuppe!“, grölte Silas.
Ida bekam von alledem nichts mit. Sie rührte sich nicht vom Fleck. Gebannt behielt sie die Tür im Auge. Endlich kehrte Mr. Morrison zurück. Diesmal schleppte er einen Käfig, der abgedeckt war. Ida wusste nicht, was sie machen sollte. Sollte sie nach vorne laufen und ihr Tier begrüßen?
Der Inhaber der magischen Zoohandlung zog das Tuch zur Seite. Das Tier lag zusammengerollt zu einer Kugel da, den Kopf in seinem rotbraunen Fell versteckt. Es konnte ein Hund sein, eine ihr unbekannte Raubkatze oder auch ein Murmeltier. Ida blieb einfach an ihrem Platz sitzen.
Erst jetzt wurde ihr klar, was da auf sie zukam. Sie bekam einen Gefährten! Einen Freund fürs Leben! Wie sehr hatte sie einen Freund vermisst!
Ida betrachtete gerührt die rotbraune Fellkugel.
Auf einmal war ihr vollkommen egal, was für ein Tier sie bekommen würde. Von ihr aus durfte es sogar ein Stinktier oder eine Beutelratte sein!
Auch Ida schossen die Tränen in die Augen. Aber nicht, weil sie enttäuscht war wie Benni, sondern vor lauter Glück. Als Mr. Morrison auf sie zukam und
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